Während viele iPhone- oder Android-Besitzer sich noch eine gute Netzabdeckung von 5G-Empfang wünschen, gibt es immer mehr Einzelheiten zum erklärten Nachfolger 6G. Wie bei dem Sprung von 4G auf 5G verspricht dieser Standard eine höhere Datenrate: Bis zu 400 Gigabit pro pro Sekunde sollen möglich sein, chinesische Forscher halten sogar bis zu 1 TB/s für möglich. Das sind etwa 10.000 MB pro Sekunde - die Spezifikation von 5G hat dagegen eine Grenze von 10 Gbit/s und aktuell werden maximal nur 1 Gbit/s erreicht. Die neue Technologie soll aber noch weitere Verbesserungen bieten: So soll unter anderem die Latenz deutlich verbessert werden, was wichtig für zeitkritische Aufgaben ist.
Erster Durchbruch
Erstmals hat der Konzern LG Electronics nun einen ersten Erfolg bei der Entwicklung erzielt : In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut gelang am 19.08.2021 die erfolgreiche Übertragung von Daten im Terahertz-Bereich. Offenbar war die Leistungsverstärkung die größte technische Herausforderung des Projekts, ist doch im Terahertz-Bereich die geringe Reichweite ein Problem. Eine stabile Signalleistung von bis zu 15 dBm wurde aber bei der Präsentation im Frequenzbereich zwischen 155 und 175 GHz erzielt. Der gemeinsam entwickelte Verstärker konnte Daten über eine Entfernung von hundert Metern senden und empfangen, auch Funktionen wie Beamforming wurden demonstriert.
Das soll 6G ermöglichen
5G ist vielen wohl vorerst schnell genug. Gedacht werden die gesteigerten neuen Fähigkeiten auch weniger für das Websurfen oder Abrufen von Youtube-Videos, sie sollen komplett neue Anwendungen ermöglichen. Laut ersten Konzepten gehören dazu beispielsweise Nachfolgetechnologien von Virtual Reality und Augemented Reality mit ganz neuen virtuellen Welten - von einigen Entwicklern mit dem neuen Begriff XR bezeichnet. Durch 6G würden etwa auch ganz neue Kollaborationsmöglichkeiten möglich - etwa ein Arzt, der eine Operation remote durchführt . Aber auch eine "Telepresence", Treffen mit virtuellen Gesprächspartnern soll möglich werden, Gesundheitsüberwachung per AI und vieles mehr. In Abgrenzung zu 5G soll sich 6G aber nur an den Bedürfnissen von Konsumenten orientieren, etwa dem des Smartphone-Nutzers. Auch aus technischen Gründen sind eher Netzwerke mit kurzer Reichweite oder ein öffentlicher Raum in Städten der Einsatzort, dazu gehören auch schon wie bei 5G Einsätze im Bereich iOT - etwa im Bereich Logistik und Industrie.
Standardisierung und Entwickler
Der erste 6G Wireless Summit fand bereits 2019 in Finnland statt, wohl nicht zufällig in diesem Land: Nokia gehört zu den leitenden Entwicklern und hat mit 21 weiteren Unternehmen das Entwicklungsprojekt Hexa-X gegründet. Technische Leitung übernimmt das Unternehmen Ericsson, mit dabei sind auch Netzbetreiber wie Telefónica und Orange, aber auch Atos, Siemens, Intel und nicht zuletzt Apple. Huawei fehlt, mit dem China Mobile Research Institut ist aber auch China nicht außen vor. Bis 2025 ist die Festlegung des 6G-Standards geplant, der von einer Arbeitsgruppe der Next G Alliance festgelegt werden soll. Mit einer Markteinführung wird sogar erst 2030 gerechnet. Die geringe Reichweite wird aber bis dahin zu vielen Problemen führen, nicht zuletzt im Bereich der Netzwerkbetreiber und bei regulatorischen Vorgaben. Ebenso gelten der Energieverbrauch und die Hitzeentwicklung der Komponenten noch als ausstehende Hürden.
Wie die Umsetzung von 6G einmal aussehen wird, steht aber noch gar nicht fest, so ist etwa der für seine fortgeschrittene 5G-Technologie bekannte Konzern Huawei hier eher kritisch. Laut einer Investorenkonferenz scheint das Unternehmen eher an einer Erweiterung seiner bestehenden 5G-Technologie zu arbeiten , 5.5G genannt. Ein eigenes Whitepaper zum Thema 6G wurde ebenfalls angekündigt. Schon seit 2019 forscht übrigens auch der Staat China im Bereich 6G, im November 2020 hat die Weltmacht bereits einen ersten Test-Satelliten in den Orbit geschickt, der unter anderem 6G-Technologie testen soll. Nicht zu vergessen: Im April 2021 hat auch die Bundesregierung eine Forschungsinitiative gestartet. Bis 2025 wird das Bundesministerium für Bildung und Forschung insgesamt 700 Millionen Euro zur Verfügung stellen, wie wir bereits berichteten . Und mit Thinknet 6G gibt es ein weiteres Förderprojekt der Regierung Bayern.
(PC-Welt)