"Hacktivismus", also politisch motivierte Cyberattacken, haben 2009, insbesondere auch im letzten Jahresviertel, zugenommen. Das berichtet McAfee in seinem gestern veröffentlichten Threat Report für das vierte Quartal 2009. "Wir haben in 2009 eine Reihe prominenter Fälle von Angriffen auf Behörden gesehen. Immer mehr zielen Hacker auch auf Infrastrukturen ab. Diese befinden sich in privaten Händen. Ihr Ausfall bedroht aber die öffentliche Sicherheit", sagt Toralv Dirro, McAfee Security Specialist EMEA. Hacktivismus-Attacken gab es unter anderem in Polen, Lettland und der Schweiz.
Freilich bleibt die Hauptmotivation für Cyberkriminelle weiterhin die Geldgier. User müssen sich daher nicht zuletzt im Web 2.0 immer mehr vor Malware und Spam in Acht nehmen, wie auch der ebenfalls heute veröffentliche G Data Malware-Report für das 2. Halbjahr 2009 bestätigt.
Hacker machen Politik
"Manche Hacker handeln vielleicht im Auftrag, viele aus eigenem Antrieb. Häufig gibt es auch passende Anlässe wie den Versuch, anlässlich des Klimagipfels in Kopenhagen die Diskussion lenken zu wollen", meint Dirro. In der Schweiz wiederum wurden im Anschluss an das umstrittene Minarettverbot zahlreiche Webseiten verunstaltet, während Hacker im November 2009 dem lettischen Präsidenten Valdis Zatlers auf seiner Webseite anlässlich des Unabhängigkeitstags eine Aufforderung zur Erhaltung eben dieser zukommen ließen.
Den USA machen insbesondere potenzielle Angriffe aus China Sorgen, während für Attacken auf polnische Behörden zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des 2. Weltkriegs russische Hacker verantwortlich gewesen sein sollen. Im Dezember wiederum hat eine Gruppe, die sich Iranian Cyber Army nennt, den Server mit den DNS-Einträgen für Twitter gekapert. Somit bekamen User statt dem Microblogging-Dienst eine US-verhöhnende Seite zu sehen. Unter dem gleichen Gruppennamen haben Hacker im Januar auch die chinesische Suchmaschine Baidu mit ihrer Botschaft geschmückt.