Keine Rettung für österreichischen Retailer

Was bedeutet die Niedermeyer-Insolvenz für den deutschen Elektrohandel?

31.05.2013

Ist ProMarkt der „deutsche Niedermeyer“?

ProMarkt scheint der naheliegendste Bezugpunkt für die Niedermeyer-Pleite - doch wie steht es um Media-Saturn und die CE-Verbundgruppen?
ProMarkt scheint der naheliegendste Bezugpunkt für die Niedermeyer-Pleite - doch wie steht es um Media-Saturn und die CE-Verbundgruppen?

Auch wenn es somit kaum möglich ist, die Pleite von Niedermeyer an einzelnen Faktoren festzumachen, stellt sich doch die Frage, welche Aussagekraft die Insolvenz für die deutsche Elektronikbranche besitzt – denn bei allen Unterschieden zählt Österreich doch zu den Nachbarländern, die am ehesten mit Deutschland vergleichbar sind. Zudem gibt es auch hierzulande mit ProMarkt aktuell den Fall eines nicht gerade unbedeutenden Marktteilnehmers, der sich in akuten Schwierigkeiten befindet. Wie Niedermeyer bietet auch die zum Rewe-Konzern gehörende Elektronikkette bereits seit einigen Jahren Multichannel-Funktionen wie die Online-Vorbestellung und Vor-Ort-Abholung von Waren an. Dennoch werden in beiden Fällen pauschal Online-Versäumnisse als Grund für die wirtschaftliche Schieflage in Feld geführt.

Dabei zeigen die Ausfälle im österreichischen Elektronik-Retail, dass es nicht so sehr die zusätzlich zum stationären Geschäft angebotenen Online-Funktionalitäten sind, die für die Überlebenschancen der Handelsketten den Ausschlag geben. Entscheidend ist vielmehr, ob es gelingt, kanalübergreifend ein Angebot zu schaffen, dass den Kunden im Vergleich zum Wettbewerb echte Mehrwerte bietet. Dazu zählen die Attraktivität des angebotenen Sortiments, natürlich der Preis, aber auch die Qualifikation der Verkaufsmitarbeiter sowie Umfang und Qualität der angebotenen Service-Leistungen. Wer hier eine in seinen Sortimentsschwerpunkten hochwertige Produktauswahl anbietet und diese mit einer guten Beratung und großzügigen Kundenservices verbindet, hat gute Chancen, gegen die E-Commerce-Konkurrenz zu bestehen – der Umfang der angebotenen Multichannel-Services und einige Euro Preisdifferenz dürften in diesem Fall eher eine untergeordnete Rolle spielen. Wer allerdings weiter auf ein x-beliebiges Gemischtwarenangebot setzt, dieses zu nicht besonders attraktiven Preisen anbietet und wenig Aufwand in Personal und Service investiert, wird schwerlich gegen die Konkurrenz aus Amazon, Notebooksbilliger und Co. bestehen können.

Genau hier liegt auch das Dilemma von ProMarkt: Mit Fachhandelskompetenz kann der Retailer nicht punkten. Gleichzeitig war Rewe nicht willens bzw in der Lage, mit einem entsprechenden Engagement für ein in der Breite und bei den Preisen herausragendes Sortiment zu sorgen. Bei Media-Saturn stellt sich die Situation dagegen anders dar: Nach einigem Zögern ist die Metro-Zentrale nun bereit, mit Preissenkungen und dazugekauften Online-Marktanteilen in die Zukunft der Retail-Kette zu investieren. Schon bald dürfte hier allerdings wieder die Frage der Rentabilität entscheidende Bedeutung erlangen.

Die Verbundgruppen: deutsche "Elektronik-Nahversorger"

Eine hohe Relevanz besitzt das Beispiel Österreich schließlich auch für die Verbundgruppen und die unabhängigen Händler. Die vergleichsweise hohen Abgänge bei den Synaxon-Vertriebslinien PC-Spezialist und Microtrend zeigen, dass viele Fachhändler nicht mehr in der Lage sind, mit ihrem Warenangebot bei den Kunden ihre Existenznotwendigkeit zu begründen. Während im IT-Bereich das Service-Geschäft noch eine Ausweichmöglichkeit bietet, dürften vor allem die CE-Verbundgruppen zunehmend unter Druck geraten. Die – mehr oder weniger überzeugenden – Multichannel-Konzepte von EP, Euronics und Expert sind alles andere als eine Überlebensgarantie für die Kooperationsmitglieder, die sich im Hinblick auf Größe und Sortiment am besten als „Elektro-Nahversorger“ bezeichnen lassen. (mh)

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