Die Channel Excellence Awards werden auf Grundlage der vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Context erhobenen Daten vergeben. Der klare Channel-Fokus und die enge Zusammenarbeit mit der Distribution macht Context nicht nur zum idealen Partner bei der Vergabe der Auszeichnungen. Context liefert auch wertvolle Erkenntnisse über die europäische ITK-Branche.
Da die Context-Experten ihre Erkenntnisse nicht live vor der versammelten Channel-Elite präsentieren konnten, wurde mit der Online-Veranstaltung "Channel Excellence Deep Dive" ein Format geschaffen, das den Teilnehmern tiefe Einblicke in den Channel im Corona-Jahr 2020 geboten hat.
Laut ChannelPartner-Chefredakteur Ronald Wiltscheck, der sich auf die Context-Daten bezieht, ist die Nachfrage nach Security-Lösungen um 50 Prozent gestiegen, so stark wie in keinem anderen Marksegment. Ein Trend, den der zugeschaltete Jens Nehmer, Distribution Operations Manager Germany bei Bitdefender, bestätigen kann. Er führt dafür insbesondere drei Gründe ins Feld, die durch die Pandemie noch einen zusätzlichen Schub bekommen haben: Das Thema Digitalisierung hat einen größeren Stellenwert bekommen, die Akzeptanz von Cloud-Lösungen hat zugenommen und Unternehmen bieten durch dezentrale Strukturen und Homeoffice größere Angriffsflächen für Cyber-Attacken.
Für Nehmer sieht darin eine "spannende Möglichkeit" für Systemhäuser: "Ich glaube, dass der Channel davon massiv profitiert", erklärt er. Der klassische deutsche Mittelstand wolle den Partner seines Vertrauens der ihn berät.
Sauerstoff für Händler
Auch für die Distribution war 2020 "ein Jahr wie kein anderes", wie Howard Davies, CEO & Founder von Context, im Gespräch mit dem CP-Chefredakteur betätigt. "Es war bemerkenswert, wie die Distribution die Wertschöpfungskette aufrecht erhalten hat", berichtet der Context-Chef.
Laut Davies haben vor allem etablierte Player profitiert, da sich die Kunden eher auf die gewohnten Produkte und Lösungen konzentriert und Experimente mit Newcomern vermieden haben. Das könnte sich aber nach Meinung des Context-CEOs nach Abflauen der Pandemie auch wieder ändern.
Neben den klassischen Betätigungsfeldern bei der Warenverteilung und der Beziehungspflege zu den Herstellern haben die Grossisten gute Arbeit bei der Finanzierung geleistet. Davies nennt dies "Sauerstoff für Händler", der maßgeblich dazu beigetragen hat, Reseller das Überleben zu sichern.
Befragt nach seiner Einschätzung für die Zukunft, rechnet Davies im ersten Halbjahr 2021 zunächst einmal mit einer Fortsetzung der Zustände des Vorjahres. "In der zweiten Hälfte werden dann zurückgestellte Projekte realisiert und der Channel wird zu einer gewissen Normalität zurückkehren", prognostiziert er. Es werde aber nicht dieselbe Normalität wie vor der Pandemie sein.
Davies verweist auch auf die wachsende Bedeutung von Remanufacturing und Remarketing. "eine Pandemie oder die Klimaänderung kann uns komplett aus der Spur tragen", hat auch er erkannt. Er habe die Hoffnung, dass man diesbezüglich Lehren aus der Corona-Krise ziehe. "Es wird auch im Channel signifikante Änderungen geben, vielleicht noch nicht 2021, aber darüber hinaus", glaubt er.
Gute Noten für die Distribution
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich Deutschland mit einem Wachstum im Channel von rund acht Prozent gut geschlagen und liegt im guten Mittelfeld. "Vorne liegen Länder, die sich in den vergangenen Jahren mit IT-Investitionen eher zurückgehalten haben", berichtet Adam Simon, Global Managing Director bei Context. Im Vergleich zu anderen großen Nationen wie Großbritannien oder Frankreich liegt man aber deutlich vorne. "Deutschland ist nach wie vor das wichtigste europäische Land für die Distribution", bekräftigt Simon. Und die Marktanteile haben laut Context gegenüber 2019 noch zugenommen.
Den Distributoren bescheinigen die Context-Marktforscher einen guten Job: Gegenüber dem Vorjahr wurden sie in der Studie bei allen Kriterien besser bewertet. Deutsche Reseller waren dabei zufriedener als ihre europäischen Kollegen. Lediglich bei der Multi-Vendor-Integration und bei der Lead-Generierung wurden sie geringfügig schlechter als der europäische Durchschnitt bewertet.
Im Mix der unterschiedlichen Handelsformen haben Etailer und Retailer stärker zugelegt als Corporate Reseller und SMB-Händler, da das Consumer- stärker als das Business-Segment gewachsen ist. "Gegenüber ihren europäischen Berufsgenossen haben sich die deutschen Systemhäuser aber besser geschlagen", präzisiert Adam Simon.
PC-Markt gewinnt
Nach wie vor ist das PC-Geschäft ein Schlüsselsegment der Branche. Hier hat die Corona-Pandemie zu starken Verwerfungen zwischen stationären und mobilen Geräten geführt. Insgesamt hat der Markt aber deutlich hinzugewonnen. "Alle brauchten plötzlich dringend ein Laptop fürs Homeoffice oder zum Lernen", schildert Marie-Christine Pygott, Senior Analyst Personal Systems bei Context, die Situation. Sie spricht von einem "doppelstelligen Wachstum" im PC-Bereich. Im europäischen Vergleich steht Deutschland aber mit einer geringeren Steigerung da. Den Grund sieht Context unter anderem in den fehlenden großen Bestellungen im Education-Segment, die andere Nationen mit ihren zentralen Beschaffungsstrukturen getätigt haben. Dazu kamen noch Lieferschwierigkeiten gegen Jahresende: "Wir haben die Rückmeldung aus dem Channel bekommen, dass man weit mehr Ware verkaufen hätte können, wäre sie denn verfügbar gewesen", erzählt Pygott.
Im Jahresverlauf haben die Marktforscher Unterschiede in der Nachfrage nach mobilen Clients festgestellt. "Zunächst waren es Business-Notebooks. Als es dann absehbar war, dass die Pandemie länger dauert, waren auch Consumer-Geräte mit einer Verzögerung von einem Quartal mit einem Wachstum von 60 Prozent im Q3 stark nachgefragt", erläutert die Context-PC-Expertin. Gaming-Notebooks und neue Technologien von Nvidia und AMD haben zusätzlich den Markt getrieben.
Selbst ein bisher eher unterrepräsentatives Produktsegment hat im Corona-Jahr 2020 den Durchbruch geschafft: "Chromebooks verkaufen sich mittlerweile gut im Consumer-Bereich", weiß Marie-Christine Pygott. Hier steht Deutschland mit einem Wachstum von 167 Prozent im europäischen Ranking auf dem zweiten Platz hinter Großbritannien.
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