Nutzerdatensammlungen

Smart-TVs spionieren Nutzer aus

Laura ist begeisterte Gamerin sowie Film- und Serien-Fan. Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft verschlug es sie direkt in die ersten Redaktionen, um ihre Leidenschaft auszuleben. Seitdem schreibt sie über alles rund um PCs und Technik-Themen und ist seit Mai 2024 bei PC Welt als Redakteurin tätig.
Eine neue Studie zeigt auf, dass Smart-TV-Hersteller wie LG oder Samsung Nutzerdaten sammeln und analysieren. Hierzu wird die Automatic Content Recognition eingesetzt.
Foto: Rasulov - shutterstock.com

In Zeiten von smarten Geräten, Apps und KI-Funktionen machen sich viele Nutzer Sorgen, dass Hersteller unbegrenzt Daten über sie sammeln können. Das Risiko besteht mittlerweile nicht mehr nur bei Smartphones, sondern bereits bei smarten Haushaltshelfern oder auch TV-Geräten, wie eine neue Studie zeigt.

Studenten aus den USA, Großbritannien und Spanien haben gemeinsam eine Arbeit veröffentlicht, die aufzeigt, wie viel die Hersteller von Smart-TVs tatsächlich über ihre Nutzer wissen. Dabei wird das sogenannte Automatic Content Recognition (ACR) beschrieben, das offenbar von jedem Anbieter genutzt wird.

Diese Daten werden gesammelt

Laut des Berichts sammeln Smart-TVs zahlreiche Daten während der Nutzung. Dazu gehören unter anderem Informationen über lineare TV-Programme, aber auch über gestreamte Filme und Serien, gespielte Games und vieles mehr. Daraus wird ein digitaler Fingerabdruck erstellt, den die Hersteller an einen Server übermitteln und mit internen Datenbanken abgleichen. Dadurch wird auch erfasst, wie lange bestimmte Inhalte geschaut werden.

Für den einzelnen Nutzer bedeutet das, dass die Hersteller genaue Rückschlüsse auf das Sehverhalten jedes einzelnen Smart-TVs sammeln können. Die einzige Voraussetzung hierfür ist, dass der TV mit dem Internet verbunden ist (was für Smart-TVs unerlässlich ist) und Nutzer den Geschäftsbedingungen zugestimmt haben, was meist bei der ersten Einrichtung des Geräts passiert. Doch auch dann, wenn der TV danach lediglich als Übertragungsgerät per HDMI genutzt wird, wurden durch ACR Daten übermittelt.

Screenshots insgeheim aufgenommen

Zur Sammlung der Daten wird dabei nicht nur die Übertragung selbst analysiert, sondern die Fernseher nehmen in regelmäßigen Abständen ein Foto des Bildschirms auf. Das erinnert an Microsofts Recall-Funktion, die ebenfalls scharf kritisiert wird. Bei LG passiert das etwa alle zehn Millisekunden, bei Samsung Geräten circa alle 500 Millisekunden. Nach 15 Sekunden werden alle gesammelten Screenshots per ACR an den Hersteller übermittelt, um ein genaues Abbild des Nutzerverhaltens zu liefern.

Zwar befasst sich die Studie nur mit Geräten von LG und Samsung, doch frühere Berichte deuten darauf hin, dass so gut wie alle Smart-TV-Hersteller solche Funktionen nutzen. Lediglich bei der Verwendung von Drittanbieter-Apps wie Netflix oder Youtube wurden keine ACR-Übertragungen gemessen, was vermutlich mit speziellen Vereinbarungen oder technischen Einschränkungen zu tun haben dürfte. Netflix verhindert seit jeher, dass in der App Screenshots erstellt werden können, um dessen Inhalte zu schützen.

Auch in Deutschland?

Theoretisch ist es auch in Deutschland möglich, Smart-TVs mit ACR-Technologie anzubieten. Allerdings soll die Erfassung hierzulande an ein Opt-in-Verfahren geknüpft sein. Während man in den USA und Großbritannien also explizit ablehnen muss, dass Daten gesammelt werden, müssen deutsche Nutzer ihre explizite Zustimmung erteilen, etwa in den Einstellungen zum Datenschutz auf entsprechenden Geräten. Zur Speicherung von Screenshots, wie es in der Studie beschrieben wurde, gibt es aktuell keine Hinweise. Wie auch bei Microsofts Recall müssten die Hersteller laut geltendem EU-Recht hierbei sehr strenge Vorlagen erfüllen, die genau überprüft werden.

(PC-Welt/kk)

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