Auf der Hausmesse "OVH Summit 2018" Mitte Oktober in Paris hat OVH seine in den vergangenen zwei Jahren vorgenommene Neupositionierung noch einmal klar dargelegt. Das hierzulande vielfach nur als Webhoster bekannte französische Unternehmen ist längst viel mehr: Rechenzentrumsbetreiber, Glasfaseranbieter, Server-Hersteller, Technologieentwickler, Open-Source-Unterstützer und eben auch Cloud-Anbieter.
Letzteres sogar mit besonderem Nachdruck: Gründer und Chairman Octave Klaba sieht sein Unternehmen mit 28 Rechenzentren auf vier Kontinenten, eigenem weltweiten Glasfasernetzwerk mit einer Kapazität von 15 TBit/s und 34 Präsenzpunkten (PoPs) als größten und führenden europäischen Cloud-Anbieter. Dementsprechend positioniert er es ganz klar als die offene Alternative zu den großen US-Hyperscalern AWS, Google Cloud und Microsoft Azure.
In Deutschland hat das Unternehmen schon länger Kunden und Partner. OVH ist seit über drei Jahren hierzulande vertreten und konnte knapp 200 Partner für sich gewinnen und nutzen bereits gut 20.000 Kunden OVH-Infrastruktur. Beim Vertrieb über Partner werden die Produkte meist im Namen der Partner angeboten. Daher ist die Markenbekanntheit von OVH in Deutschland noch gering. Die reine Handelsmarge beim Wiederverkauf der Cloud-Services spielt für sie meist nur eine untergeordnete Rolle, das Geschäft der Partner bilden vor allem mit zusätzliche Dienstleistungen, die sie ihren Kunden auf Basis des OVH-Portfolios anbieten.
Mit eigenem Rechenzentrum in Deutschland durchstarten
Seit der Inbetriebnahme eines eigenen Rechenzentrums in der Nähe von Frankfurt am Main im Sommer 2017 werden die Aktivitäten jedoch intensiviert. Sie sind Teil einer umfassenden, nahezu weltweiten Expansion, für die im Zeitraum von 2016 bis 2020 rund 1,5 Milliarden Euro eingeplant wurden. Die stammen zum Teil aus den Erträgen des laufenden Geschäfts, zum Teil aber auch von Investoren, die 2017 eingestiegen sind. Parallel dazu wurde mit Michel Paulin ein im europäischen Telekommunikationsmarkt erfahrener und gut vernetzter Manager als CEO an Bord geholt.
Gründer Octave Klaba zog sich aus dem operativen Geschäft zurück, will aber als Visionär und zusammen mit seiner Familie als Mitbesitzer der Firma dafür Sorge tragen, dass die Werte, die OVH groß gemacht haben, auch weiterhin gepflegt werden. Ganz wichtig ist ihm, dass man kein zweites AWS sein will, sondern ein besserer, offenerer, europäischer Cloud-Anbieter.
Besser, offener, europäischer
"Besser" sein will man unter anderem durch Eigenentwicklungen. Eine der wichtigsten ist die seit 15 Jahren genutzte und nun in großem Maßstab in den OVH-Rechenzentren eingesetzte industrielle Wasserkühlung. Selbst gebaut sind auch die Server. Sie werden in eigenen Werken in Nordfrankreich und Kanada produziert. Um die geplante Expansion und den Neubau von Rechenzentren unterstützen zu können, wurden die Kapazitäten im größeren Werk in Nordfrankreich erst kürzlich ausgebaut. Dort lassen sich nun bis zu 400.000 Server pro Jahr fertigstellen.
Lesetipp: OVH Summit 2018 - Aufruf zur Cloud-Revolution
Technologiepartnerschaften mit Intel, dessen jeweils neueste CPUs samt Optane Memory OVH anbietet, aber auch OEM-Abkommen mit Samsung (SSDs) und Nvidia (Workloads im Bereich Big Data und Analytics), unterstreichen den Anspruch, nicht der billigste Anbieter sein zu wollen, sondern der mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis bei hoher Rechengeschwindigkeit.
"Offen" ist ein Anspruch, den OVH als einer der größten Open-Stack-Anwender sowie engagierter Open-Source-Anwender und -Verfechter vertritt. "Offen" umfasst aber auch die Aspekte Transparenz und Umkehrbarkeit der Entscheidung, die OVH-Cloud zu nutzen. "Reversible Cloud" ist dabei nicht nur ein Schlagwort. Es wird durch Angebote wie den OVH Mail Migrator und den OVH Sharepoint Migrator unterstrichen. Die helfen nicht nur bei der Migration in die OVH-Cloud, sondern gegebenenfalls auch beim Wegzug aus der OVH Cloud - "und dass ohne, dass Sie für die Übertragung Ihrer Daten etwas bezahlen müssen", wie OVH-Chairman Klaba in Paris erklärte.
Lesetipp: Google bläst zur Jagd auf AWS und Microsoft
"Europäisch" will OVH trotz der Aktivitäten in den USA sein. Die begannen im April 2017 mit der Übernahme von vCloud Air - einer Marke, unter der VMware sein Public-Cloud-Geschäft in den USA betrieben hatte. Seitdem ist OVH eigenen Aussagen zufolge "der weltweit einzige Anbieter von "Dedicated" Servern sowohl innerhalb als auch außerhalb des Geltungsbereichs des Patriot Acts und des Cloud Acts". Heißt konkret: Durch eine rechtlich komplett getrennte US-Landesgesellschaft kann OVH US-Kunden Dienst nach US-Recht anbieten, ohne in Europa Kompromisse gegenüber US-Behörden machen oder deren Druck befürchten zu müssen.
Für jedes Universum geeignete Partner
Auf der Hausmesse hat OVH vier künftige Kernbereiche seines Geschäfts definiert. Sie sollen den unterschiedlichen Kundentypen von OVH und deren Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen gerecht werden. Die Angebote sind bereits verfügbar oder werden in den nächsten Monaten schrittweise ausgeliefert. Natürlich dürfen Partner Produkte aus allen Bereichen verkaufen. Grundsätzlich glaubt OVH aber, dass bestimmte Partnertypen sich mit ihren Kunden und Kenntnissen jeweils in einem der vier Kernbereiche zumindest schwerpunktmäßig wiederfinden können. Ein darauf ausgerichtetes Partnerprogramm ist gerade in Arbeit, wie Firmensprecher Xavier Perret gegenüber ChannelPartner erklärte.
OVHmarket richtet sich an Unternehmen mit 20 bis 30 Mitarbeitern. Es stellt ihnen eine Auswahl an schnell implementierbaren und erschwinglichen Webhosting-, Telekommunikations- und Cloud-Lösungen bereit, die von lokalen OVH-Partnern unterstützt werden. Das zentrale Angebot heißt hier Cloud Web Hosting. Darüber lassen sich etwa eine Website, eine E-Commerce-Plattform oder eine mobile App betreiben. Es soll um ergänzende Lösungen erweitert werden. Die erste davon heißt Visibility Pro und soll Kunden helfen, die Sichtbarkeit in Suchmaschinen und sozialen Netzwerken zu erhöhen, sowie die Interaktion mit ihren Kunden zu erleichtern.
Lesetipp: OVH - der Cloud-Anbieter aus Frankreich
Die nächstanspruchsvollere Stufe heißt "OVH spirit". Sie bietet Infrastruktur zum Errichten der eigenen Cloud-Plattform. Bereits jetzt zahlen Kunden bei OVH für Traffic nicht extra. DDoS-Schutz ist im Preis ebenfalls immer inbegriffenen. Noch 2018 soll die verfügbare Bandbreite bei gleichbleibenden Preisen verdoppelt werden. Kunden, die bisher 500 MBit/s nutzen, könnten künftig also zum selben Preis 1 GBit/s erhalten.
Auch die "Dedicated" Server werden überarbeitet. Die neue Premium-Reihe HG 2019 basiert auf den Intel Xeon Scalable-Prozessoren, Intel Optane DC Technologien sowie 3D NAND Solid State Drives. Bei der Integration der für Rechenzentren gedachten Optane-Produkte von Intel ist OVH in Europa Vorreiter. Noch 2018 sollen speziell auf die Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI, AI) ausgelegte Server hinzukommen.
OVH Stack und OVH Enterprise für weitreichendere Ansprüche
"OVH Stack" richtet sich als Public-Cloud-Plattform mit offenen Standards an Anwender, die selbst skalierbare Anwendungen in der Cloud entwickeln, die ihr auf Software basierendes Geschäft als "Cloud-Natives" direkt in der Cloud starten wollen oder an Entwickler, die umfangreiche Projekte mit Microservices aufbauen wollen. Das zunächst in einer privaten Beta-Version verfügbare "OVH Managed Kubernetes" soll sie bei ihren Aufgaben unterstützen und helfen, dass sich Anwendungen die erforderlichen Rechen- und Speicher-Ressourcen je nach Bedarf selber beschaffen.
- Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Eine Interessentin an der DACH-Cloud am Stand von A1 Digital - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Über 200 Teilnehmer zeugen vom fortlaufenden Erfolg des Systemhauskongresses "CHANCEN" in Düsseldorf. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Acer-Repräsentantinnen Nadja Wolfrat und Barbara Flander empfangen erste Besucher an ihrem Stand. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Rudi Aunkofer (GfK) im Gespräch mit Frank Strixner (Grenke). - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Klaus Bürg (CEO AWS Germany), Gregor Bieler (General Manager Partner Organisation bei Microsoft) und Bernd Stopper (Head of Partner Sales DACH bei Google) gemeinsam auf der Bühne. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Der Workshop von Bluechip mit dem Partnerunternehmen fi IT zum Wandel der Systemhäuser zu Managed-Service-Providern war ausgebucht. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Saskia van der Kraaij (ChannelPartner, links) informiert sich über die neuesten Lösungen für Systemhäuser von Eaton Electrick. Adrian Hanslik (Mitte) und Jörg Bürger (rechts, beide von Eaton Electrick) erteilen natürlich gerne Auskunft. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Sebastian Hoffmann und Richard Scheider von den Profitbricks-Partnern IT-Dienste 360 und Acmeo beantworten die zahlreichen Fragen aus dem Publikum in dem Workshop „Umzug einer On-Premise-Umgebung in die Cloud“. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Diskussionsrunde mit Andreas Dolle (ADM Institut), Werner Schwarz (Cancom), Stefan Gutekunst (Logicalis), Maik Hähnel (Axians), Martin Hörhammer (Medialine Eurotrade) und Matthias Kohlhardt (Profi Engineering Systems AG, v. l. n. r.). - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Frank Strixner von Grenke entwirft für die interessierten Systemhaus-Vertreter erste Leasing-Verträge. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Michael Hölken (Huawei) begrüßt erste Besucher an seinem Stand. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Andreas Steiner vom Lancom-Partner Horus-Net demonstrierte, was bei der Vernetzung von Schulen zu beachten ist. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Lexware hat einen besonders schönen Stand gebaut. Mario Corand (Lexware) kann zurecht stolz auf seine Mitarbeiter sein. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Hannes Nordlohne vom Nfon-Partner Sievers-Group erklärte in seinem Vortrag, warum die Kommunikation in der Wolke so effizient ist. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Der Workshop von Virtion und T-Systems, „Vertriebsstrategien in der Cloud“, war ausgebucht. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Peter Visser (Xerox) verkündet, dass es an seinem Stand die ausgedruckte Systemhausstudie "Channel-Kompass" gibt. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Rolf Bühler vom Gotomaxx-Distributor Distribution2 erklärt zwei Systemhausvertretern die Funktionsweise des PDF Mailer. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Viele Interessenten am Singhammer-Stand. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Jörg Karpinski, Sales Director Enterprise Germany bei Huawei Technologies, war zum ersten Mal als Repräsentant eines Sponsors auf dem Systemhauskongress vertreten und er brachte gleich den besten Huawei-Partner mit nach Düsseldorf – die Rednet AG aus Mainz. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Visitenkartentausch am Singhammer-Stand. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Bryan Sorge vom Soti-Partner Zetes AutoID Systems AG kam extra aus der Schweiz angereist, um in einem gut besuchten Workshop zu demonstrieren, welche Möglichkeiten die EMM-Plattform von Soti feilbietet. - Impressionen vom Systemhauskongress "CHANCEN", Düsseldorf, 27-28. September 2018
Der Solution Contest der Dokumenten-Scanner-Hersteller PFU/Fujitsu und Brother: Roland Kastner (PFU/Fujitsu), Armin Weiler (ChannelPartner) und Thomas Wolter (Brother; v.l.n.r.)
Mit der "OVH Analytics Data Platform" bieten die Franzosen darüber hinaus unter anderem eine auf Apache Hadoop basierende Open-Source-Lösung für Big Data-Analysen. Mit dem neuen Angebot "Cloud Databases" stehen zudem MariaDB, MongoDB, MySQL, PostgreSQL und Redis zur Verfügung. Um auf dieser Basis Deep-Learning-Anwendungen zu erleichtern, erweitert OVH sein Angebot an Nvidia-GPUs um die Reihe Tesla V100 sowie die Software-Plattform Nvidia GPU Cloud. Ebenfalls noch dieses Jahr sollen eine schlüsselfertige Machine-Learning-Plattform sowie Tools für Data Processing wie Apache Spark als Service angeboten werden.
"OVH Enterprise" richtet sich an große Unternehmen und ist als "alternative Cloud für die erfolgreiche digitale Transformation" konzipiert. Dieses Angebot ermöglicht es, "strategische Ziele mithilfe eines alternativen Cloud-Anbieters zu erreichen". Als Argumente führt OVH die vollständige Kontrolle über die Daten sowie die Möglichkeit zur Nutzung hybrider Cloud-Strukturen ins Feld. Dabei denkt der Anbieter nicht nur an eine Kombination aus der eigenen Private- und Public Cloud, sondern auch mit weiteren auf dem Markt verfügbaren Cloud-Lösungen.
Einer der ersten großen Kunden dafür ist in Frankreich der Einzelhändler Auchan. Der ist mit einem Umsatz von knapp 52 Milliarden Euro und einem EBITDA von 1,9 Milliarden in der Liste der Einzelhandelsriesen weltweit auf Platz 13. Auchan betreibt in insgesamt 17 Ländern knapp 3.800 Ladengeschäfte und beschäftigt über 350.000 Mitarbeiter. Von denen sind etwa 266.000 an dem Unternehmen mit beteiligt. Das Unternehmen stammt wie OVH aus Roubaix im Norden Frankreichs, was vieles erleichtert haben mag. Dass es seine gesamte Infrastruktur in die OVH-Cloud verlagern will, geschieht jedoch sicher nicht nur aus Sympathie.