Während seines Praktikums bei einem Mannheimer Pharmaunternehmen kam dem jungen BWL-Studenten die Idee, das Zusammenpacken medizinischer Geräte und dessen Zubehör als Dienstleistung anzubieten. Sein Konzept überzeugte und so flatterte der erste Auftrag ins Haus. "Doch damit beganndie anspruchsvolle Aufgabe", erinnert sich Carsten Erdt mit einem Schmunzeln. Denn das Volumen war so groß, dass der Einzelkämpfer schon bald Verwandte und Freunde einspannen konnte.
In deren Kellern und Garagen stapelten sich Geräte, Kartons und Beipackzettel. Alle packten mit an und ein. Die junge Firma wuchs schnell und "zeitweilig belagerten wir die halbe Viernheimer Unterwelt", wie Erdt treffend beschreibt, dass in etlichen Kellerräumen der Stadt konfektioniert wurde.
Inzwischen hat sich sein Start-up zu einer international agierenden Unternehmensgruppe gemausert. Mit 400 Mitarbeitern setzt Erdt 2014 rund 30 Millionen Euro um. Allerdings: Erdt-ler arbeiten nicht mehr in Kellern, sondern in Lagerhallen auf einer Gesamtfläche von mehr als 15.000 Quadratmetern.
Kunden fordern Null-Prozent-Fehlerquote
Geblieben ist der Schwerpunkt: Nach wie vor sind die Konfektionierer auf den Pharma- und Biotechnikbereich spezialisiert. Und auch der erste Kunde ist treu geblieben. Allerdings sind die Anforderungen an das "Copacking" und Konfektionieren hochwertiger Blutdruck- oder Blutzuckermessgeräte gestiegen. Kühlräume für empfindliche biochemische Lösungen sind heute ebenso Pflicht wie die Zertifizierung nach der verschärften Norm ISO 13485 für Medizinprodukte.
"Weil es um die Gesundheit geht, fordern unsere Kunden eine Null-Prozent-Fehlerquote", sagt der inzwischen 44-jährige Firmeninhaber. Durch detaillierte Packvorgaben und die Prüfung aller Prozesse sowie die ständige Schulung der Mitarbeiter erfüllt Erdt diese Vorgabe.
Darüber hinaus hat sich Erdt weitere Geschäftsfelder erschlossen. Als Dienstleister für Industrie und Handel übernimmt das Unternehmen Lagerung, Versand und Retouren-Management. Dabei sind der Vielfalt keine Grenzen gesetzt. Erdt betreutmit seinem Tochterunternehmen Erdt Conceptsvon Kosmetika über Tiernahrung bis Haushaltswaren etliche Produktgruppen.
Zur Portfolioabrundung bieten die Viernheimer ihren Kunden zudem Marketingkonzepte an. So erstellten sie für den Modellbauer Stefan Kiss neben Website, Flyern und Katalogen auch Social-Media-Kampagnen. Damit deckt Erdt als Komplettdienstleister den gesamten Prozess ab- vonder Idee des Kunden zu einem Produkt, von der Bestellung bis zur Bezahlung. "Der Kunde hat die Idee, um den Rest kümmern wir uns. Ganz nach dem Motto 'enjoy your business'", sagt Erdt. Schlüssel dazu ist ein ERP-System, das 2013 installiert wurde. Die Software, die Ressourcen über alle Bereiche hinweg zu planen hilft, ist mehrsprachig und landestypisch konfigurierbar. Denn inzwischen ist Erdt europaweit tätig. Die Gruppe liefert an Zentrallager seiner Kunden oder anderen Stützpunkte in Frankreich, Spanien und Italien.
Als Dienstleister im Versand und E-Commerce
Vor diesem Hintergrund plant die Gruppe "ihren Wachstum2014 deutlich auszubauen", sagt der Firmengründer. Das Know-how als Logistik-Allrounder sei über die Grenzen hinweg gefragt. Auch seine Geschäfte als Dienstleister im Versand und E-Commerce will er forcieren. So könnte die Anzahl der verarbeiteten Artikel von derzeit 60 Millionen deutlich steigen.
Die Basis des Erfolges bringt Erdt auf den Punkt: "Wir sind ein langfristig orientiertes Familienunternehmen. Wir denken in Generationen und nicht in Quartalen. Nachhaltigkeit, partnerschaftlicher Umgang mit Kunden und Lieferanten sowie motivierte Mitarbeiter, die die Wünsche der Kunden im Blick haben, das sind unserer Werte. "
Diese Philosophie zahle sich aus. Wie schon in der Gründungsphase kommtes vor, dass unerwartet ein großer Auftrag in Haus flattert. Damit dieser schnell bearbeitet werden könne, lege die ganze Mannschaft - einschließlich des Chefs – Hand an. Im Kern habe sich seit dem Start in der Garage also nicht viel geändert: Alle packen mit an – und ein. (tö)