USB-Installation: Schnelle Kandidaten
Jedes Linux lässt sich regulär auf USB-Stick installieren. Ein installiertes mobiles Linux auf USB oder SD-Karte ist genauso updatefähig, ausbau- und anpassungsfähig wie auf Festplatte. Anders als beim Livesystem (mit oder ohne Persistenz) ist hier ein USB-Stick mit mindestens 32 GB Kapazität zu empfehlen, besser größer.
Die Installation geschieht typischerweise im Livesystem, dessen ISO-Image Sie zunächst herunterladen, kopieren und dann im Bios-Modus starten. Bei der Partitionierung während der Installation müssen Sie dann den USB-Datenträger als Zielpartition für das System angeben, zweitens unbedingt auch als Zielort für den Bootloader. Die Vorgehensweise ist für die empfohlenen Systeme anschließend noch genauer beschrieben.
Bei der Wahl der Distribution gibt es keine prinzipiellen Beschränkungen. Aber im Sinne eines möglichst schnellen Bootvorgangs und einer agilen Systemnutzung gibt es besser und schlechter geeignete Distributionen.
Kleine Ubuntus: Im Gegensatz zum Livebetrieb booten auf USB installierte Ubuntus recht flott zum Desktop. Schnellster Starter ist das Ubuntu-basierte Bodhi Linux, das in 13 Sekunden zum Desktop lädt. Bodhi ist auch im Betrieb und bei Programmstarts überragend schnell, lässt aber bequeme Konfigurationszentralen vermissen und hat einen gewöhnungsbedürftigen Moksha-Desktop. Unsere Ubuntu-Empfehlung ist daher das unkomplizierte Lubuntu, das - installiert auf USB 3.x - nach 21 Sekunden am Log-in ist.
Für die Lubuntu-Installation benötigen Sie das ISO-Image von https://lubuntu.me/downloads/ (2,5 GB). Das hybride ISO-Abbild kann mit den üblichen Tools (Etcher, Gnome-Disks, USB-Imager et cetera) auf einen USB-Stick kopiert werden. Damit booten Sie einen Rechner, laden das Bios-Bootmenü (Esc, F8, F9, seltener F10, F11, F12) und dort den Stick im Bios-Modus (ohne "Uefi"). Das Livesystem bietet dann die Installation mit dem Tool Calamares an, die Sie auf einen zweiten und eigentlichen USB-Stick absolvieren.
Der beim Setup wesentliche Punkt "Partitionen" muss also oben bei "Speichermedium" auf den USB-Stick verweisen. Über "Manuelle Partitionierung" löschen Sie dann eventuell vorhandene Partitionen des Sticks und erstellen auf dem nun "freien Platz" eine primäre Ext4-Partition mit Einhängepunkt "/". Die unscheinbare Option "Verschlüsseln" sorgt bei Bedarf für Vollverschlüsselung des Sticks. Zurück im Hauptdialog muss ganz unten die Option "Installiere Bootloader auf" unbedingt ebenfalls auf das USB-Laufwerk gesetzt werden, damit das USB-System später an jedem Rechner starten kann.
Hinweis: Andere Ubuntus wie Xubuntu oder Bodhi Linux verwenden einen anderen Installer (Ubiquity). Die Vorgehensweise unterscheidet sich dort deutlich, die prinzipielle Vorgehensweise ist aber entsprechend. Die Abbildung auf dieser Seite zeigt den einschlägigen Installer-Dialog.
Q4-OS ist mit Debian-Unterbau und Trinity-Desktop schnell und anspruchslos. Für einen reinen Livebetrieb ist es nicht ideal, weil es nach der Auswahl der deutschen Lokalisierung die nötigen Pakete stets erst aus dem Internet nachlädt und damit kaum unter einer Minute zu starten ist. Es ist aber ein idealer Kandidat für die reguläre Installation auf USB. Dazu muss das hybride Download-ISO erst auf einen USB-Stick kopiert und im Livesystem Q4-OS, das im Bios-Modus gestartet werden muss, auf einen zweiten und endgültigen USB-Stick installiert werden.
Die Installation erledigt hier ein eigener, aber Calamares-ähnlicher Installer, wobei unter "Software" am besten "Q4OS-Desktop" mit vollständiger Programmausstattung zu wählen ist. Unter "Partitionen" muss ganz oben unbedingt das richtige Speichermedium aktiviert werden, wobei Sie dann alles Vorhandene "Löschen" und mit "Erstellen" die Systempartition mit Einhängepunkt "/" anlegen. Eine Partitionsverschlüsselung mit Luks ist hier ebenfalls vorgesehen. Nach "OK" muss noch der Bootloader im Dialog ganz unten auf das USB-Laufwerk gesetzt werden.
Nach der Installation holen Sie die deutsche Lokalisierung nach, was das System selbst anbietet. Danach startet der "Desktop- Profiler", um die Softwareausstattung zu komplettieren.
Das installierte System startet auf USB-3.0-Stick in 15 Sekunden und belegt nach der Anmeldung für System und Desktop knapp 400 MB RAM. Der Desktop Trinity basiert auf dem eingestellten KDE 3 und wirkte lange Zeit reichlich retro. In den jüngsten Versionen (aktuell 4.10) hat sich die Oberfläche optisch gründlich modernisiert, und eingängig, übersichtlich sowie anpassungsfähig war sie schon immer. Die Arbeitsfläche ist eine klassische Dateiablage, das Menü ähnelt dem Stil älterer Windows-Versionen und die Systemleiste ("Kontrollleiste") enthält mit Schnellstarter, Fensterliste und Indikatoren die typischen Elemente.
MX Linux: Diese Distribution nutzt auf Debian-Basis entweder den klassischen XFCE-Desktop (1,7-GB-ISO) oder den besonders schlanken Fenstermanager Fluxbox (1,4-GB-ISO), der sich lediglich einige XFCE-Anleihen wie den Xfce4-Appfinder leistet (als Menüersatz). Die Fluxbox-Variante ist für ein mobiles Zweitsystem eine schlanke Wahl, XFCE die komfortablere. Die eine oder andere englischsprachige Beschreibung oder Menübezeichnung muss man bei MX Linux aber in beiden Desktops in Kauf nehmen.
Auch für MX Linux muss zunächst das hybride Download-ISO auf einen USB-Stick kopiert werden. Mit dem Livesystem von MX Linux, das im Bios-Modus gestartet werden muss, wird es dann auf den zweiten und endgültigen USB-Stick installiert.
Das Setup verläuft einfach und linear, wenngleich ein paar Fragen mehr gestellt werden: Im Bootmenü des Livesystems wählen Sie zunächst mit F2 die Sprache "Deutsch" und mit F3 die Zeitzone "Berlin". Dann starten Sie den obersten Eintrag "MX- 21.2". Eventuelle Fragen nach der Grafikkarte quittieren Sie ohne Auswahl mit Eingabetaste, starten zum Desktop des Livesystems und klicken auf den Installer-Link am Desktop.
Als "Art der Installation" verwenden Sie "Normale Installation" und wählen dann im Drop-down-Feld darunter sorgfältig den USB-Stick, der das Installationsziel ist. Beachten Sie darunter die Option "Verschlüsseln", die System und Stick durch Luks-Datenträgerverschlüsselung schützt. Während der Installer dann bereits kopiert, werden die Daten für den Erstbenutzer, die Sprache und die Zeitzone, ein root-Kennwort, ein Computername sowie die Samba-Arbeitsgruppe abgefragt. Der Vorgang ist etwas umständlicher als bei Ubuntu & Co., aber letztlich einfacher, als diese Einstellungen später im laufenden System zu suchen.
Nach ordentlicher Installation auf USB 3.0 beträgt die Startzeit zur Desktopanmeldung etwa 18 Sekunden. Der RAM-Bedarf liegt unter 500 MB. Alle Programme, auch größere Brocken wie Browser oder Libre- Office-Komponenten, sind frappierend reaktionsschnell. Die Fluxbox-Variante von MX Linux ist tempomäßig mit Bodhi Linux vergleichbar, dabei aber deutlich pflegeleichter.
Systemoptimierung: Ausmisten und erweitern
Für ein ordentlich auf USB installiertes Linux-System gibt es nur eine nennenswerte Einschränkung: Installieren Sie besser keine proprietären Treiber, wenn das System auf unterschiedlicher Hardware funktionieren soll. Ansonsten haben Sie alle Möglichkeiten, Software zu installieren, Software zu entfernen sowie das System zu optimieren.
Software installieren und beseitigen: Alle hier empfohlenen Kandidaten verwenden das Debian-Paketformat und lassen sich über den apt-Paketmanager erweitern und entschlacken. Folglich können Sie in allen genannten Systemen in der üblichen Manier etwa mit
sudo apt install filezilla |
Software ergänzen und Unnötiges mit sudo apt remove […] entsorgen.
Autostarts und Dienste: Um den Desktopstart und den Speicherbedarf zu optimieren, suchen Sie die "Startprogramme" auf. Wenn eine solche Zentrale fehlt, hilft auch direkte Dateibearbeitung unter "/etc/xdg/ autostart" und "~/.config/autostart". Komponenten, die Sie auf einem Mobilsystem nicht benötigen (Datensicherung, Blueman, Orca, Welcome …) deaktivieren Sie per Mausklick in der Zentrale oder durch Umbenennen auf Dateiebene.
Wer noch einen Schritt weiter gehen will, kann die gestarteten Dienste durchforsten:
sudo apt install filezilla |
Dieser Befehl (statt systemctl) funktioniert sowohl unter systemd als auch ohne systemd - so etwa unter MX Linux. So sind die Dienste Cups (Drucken), Whoopsie (Fehlerreport), Apport (Fehlerprotokoll) oder Apparmor (Sicherheitserweiterung) auf einem Mobilsystem vermutlich entbehrlich. Einen Dienst stoppen Sie mit
sudo service --status-all |
und entfernen ihn später mit
sudo service whoopsie stop |
komplett, sofern er sich dauerhaft als überflüssig erweist.
(PC-Welt)