Die HD-ready-Lüge

Michael Schmelzle ist seit 1997 Hardware-Redakteur der PC-WELT. Daneben verantwortet der Diplom-Biologe und Buchautor Projekte wie die Höllenmaschine und die PC-WELT-PCs.

Auflösung

Die Krux der „HD Ready“-Spezifikation steckt in dem Wort „verarbeiten“ und der nicht fest definierten minimalen horizontalen Auflösung. So dürfen beispielsweise auch LCD-TVs mit einer physikalischen Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten rechtmäßig das „HD Ready“-Logo tragen.

Solche Flachbildschirme sind gezwungen, bei einem 720p-Format die horizontale Auflösung von 1280 Bildpunkten zu interpolieren, sprich: herunterzurechnen. Darunter leidet in jedem Fall die Bildqualität. Will das Gerät die ganze Bildschirmfläche nutzen, muss es das 720p-Signal auf Kosten der Bildschärfe und Detailauflösung verzerrt darstellen. Hält es hingegen das Seitenverhältnis ein, trüben schwarze Ränder den Filmgenuss.

Tipp: Entscheiden Sie sich für ein Gerät, das eine physikalische Auflösung von mindestens 1280 x 768 Bildpunkten bietet. Nur so ist gewährleistet, dass Ihr HD-Fernseher oder -Projektor hochaufgelöste Filme und Fernsehsendungen in der bestmöglichen Bildqualität wiedergibt. Ein weiterer Makel des „HD Ready“-Logos: Die Hersteller verleihen sich das Gütesiegel selbst, es fehlt eine unabhängige Kontrollinstanz.

Lediglich über die EICTA – also die Vereinigung der Unterhaltungselektronik-Hersteller – findet eine Art Selbstkontrolle statt. Sie können zwar davon ausgehen, dass Markenhersteller die vorgeschriebene Spezifikation einhalten – bei No-Name-Produkten sollten Sie das selbst nachprüfen.

Hintergrund: Auflösung

Es gibt zwei Möglichkeiten, bewegte Bilder auf das TV-Gerät zu bringen: Das Halbbildverfahren („interlaced“) stellt zunächst die ungeraden und dann die geraden Zeilen dar. Dabei verschmelzen die beiden ineinander verzahnten Bildhälften ab einer Wiederholrate von 50 Hertz zu einem vollständigen Bild. Die wichtigste Halbbildauflösung für HD-Videos beträgt 1920 x 1080 Punkte, kurz als 1080i bezeichnet. Um 1080i darzustellen, muss ein Bildschirm also mindestens eine physikalische Auflösung von 960 x 540 Pixeln unterstützen. Ist das nicht der Fall, verschlechtert sich die Bildqualität.

Das Vollbildverfahren („progressiv“) überträgt alle Zeilen eines Einzelbildes. Die wichtigste Vollbildauflösung für HD-Videos beträgt 1280 x 720 Punkte, kurz als 720p bezeichnet. Für das 720p-Format muss ein Bildschirm also mindestens eine physikalische Auflösung von 1280 x 720 beherrschen.

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