ERP-Softwarewartung

SAP-Kunden wehren sich

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

"Wir brauchen das nicht"

Doch die Realität sieht anders aus. "Wir als Mittelständler brauchen das nicht, was SAP da anbietet", stellt Krombach-Mitarbeiter Truttmann klar. Zwar seien die SAP-Produkte relativ teuer und im Betrieb nicht ganz einfach, bildeten aber dennoch eine gute Basis für das eigene Geschäft. Darüber hinaus gelte für ihn und seine IT-Mannschaft jedoch die Maßgabe, die Softwareinfrastruktur so einfach wie möglich zu halten. Unter diesem Blickwinkel ständen nach der Einführung des aktuellen Hauptprodukts ERP 6.0, dessen Kern erst einmal stabil bleiben soll, die höheren Supportkosten in keiner Relation zur benötigten Gegenleistung. "Ich sehe eher einen Gegenwert im Rahmen von zehn bis zwölf Prozent gerechtfertigt." Derzeit verlangt SAP 17 Prozent vom Lizenzpreis an jährlichen Wartungsgebühren.

Enterprise Support - die Fakten

  • Der Enterprise Support löst den bisherigen Standard- und Premium-Support ab.

  • Kunden können den Enterprise Support seit Anfang Juli dieses Jahres bestellen.

  • Die Wartung erhöht sich ab Januar 2009 in vier Stufen von 17 auf 22 Prozent: 18,4 Prozent (2009) - 19,8 Prozent (2010) - 21,4 Prozent (2011) - 22 Prozent (2012).

  • Kunden, die jährlich mehr als fünf Millionen Euro an Wartungsgebühren nach Walldorf überweisen, sind von der Preiserhöhung ausgenommen und bleiben bei einem Wartungssatz von 17 Prozent.

  • Das Angebot Max Attention, das sich an SAPs Top-Kunden richtet und individuelle Supportvereinbarungen und -Kosten vorsieht, bleibt bestehen.

  • R/3-Kunden bekommen ein zusätzliches Jahr erweiterte Wartung eingeräumt: Release 4.6c, das ursprünglich Ende 2009 aus der Wartung fallen sollte, wird im kommenden Jahr für 18,4 Prozent unterstützt. Für 2010 bietet SAP Support für 19,8 Prozent an. Das Ende der Wartung von R/3 Enterprise wird von März 2012 auf März 2013 verschoben. Dafür werden in den kommenden Jahren die steigenden Wartungssätze des Enterprise Support fällig.

Auch Gunther Reinhard, IT-Manager bei der Ami Doduco GmbH und Sprecher des Arbeitskreises "SAP im Mittelstand" bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), kann nicht nachvollziehen, wo die Leistungen für die mittelständischen Kunden zu finden sind. Es sei den Fachabteilungen, auf die die Kosten für das SAP-System umgelegt werden, nur schwer zu vermitteln, warum sie nun mehr zahlen müssen, ohne dass sich Prozesse verbessern oder beschleunigen. "Hätte ich Bedarf an den Angeboten gehabt, hätte ich sie bereits seit zwei Jahren, denn die Supportdienste gab es schon vorher optional."

SAP bietet seinen Kunden bereits seit geraumer Zeit mit den Angeboten "Max Attention" und "Premium Support" höherwertige Supportleistungen gegen Aufpreis. Die Resonanz hält sich jedoch in Grenzen: Hommel zufolge haben rund 600 Kunden den Premium Support und etwa 170 Anwenderunternehmen Max Attention geordert, das sind nicht einmal zwei Prozent der SAP-Kunden. Dennoch will Hommel nicht von einem Misserfolg sprechen. Mit Max Attention adressiere SAP beispielsweise die Top-300-Kunden, die schon Top-Zahler in Sachen Wartung seien und zusätzlich zwischen einer und vier Millionen Euro pro Jahr für die Zusatzleistungen zahlten. Hier liege die Durchdringung bei über 50 Prozent.

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