SAP schweigt zu Aufwand und Ertrag
Die Folgen der geänderten Support-Strategie sind derzeit kaum absehbar. SAP-Manager Hommel will aktuell keine Prognose wagen, wie viel Mehrumsatz der erhöhte Wartungssatz einbringen soll. Das lasse sich erst genauer beziffern, wenn alle Verträge umgestellt seien. In ein paar Monaten werde es einen Geschäftsausblick geben, vertröstet der Manager. 2007 beliefen sich die Wartungseinnahmen des badischen Softwarehauses auf rund 3,84 Milliarden Euro, das entsprach etwa 36 Prozent des Gesamtumsatzes. Experten taxieren die möglichen Mehreinnahmen allein für 2009 in Folge der Preiserhöhung um 1,4 Prozentpunkte auf etwa 200 Millionen Euro.
Auch den Aufwand für den verbesserten Support will Hommel nicht beziffern. Dem SAP-Manager zufolge stehen jedoch im Rahmen des Umstiegs von einem Maintenance- auf ein Support-Modell Investitionen in Support-Infrastrukur, Tools, Lifecycle-Management und Diagnosewerkzeuge an. Zudem müssten auch die Kunden eine aktivere Rolle spielen. SAP könne den künftigen Support nicht mehr alleine ohne Beteiligung der Anwender sicherstellen. Diese sind angehalten, die dafür notwendigen Methoden und Standards einzuführen. Der Aufwand dafür sei jedoch nur schwer zu quantifizieren. Prozessanpassungen in den Kundensystemen seien Hommel zufolge kaum erforderlich. Komplexer könnte dagegen das Zusammenspiel zwischen Anwender, Partner und SAP zu organisieren sein.
Wartung als Cash-Cow
Viele Indizien deuten darauf hin, dass die SAP-Verantwortlichen unter anderem die Frage beschäftigt, wie mehr Geld mit den bestehenden Kunden zu verdienen ist, meint Gartner-Analyst Hestermann. Nach den Umsatzausfällen durch die Verschiebung von Business ByDesign versuche der Konzern anscheinend, dies durch höhere Supportgebühren zumindest teilweise zu kompensieren. Ob die Rechnung aufgeht, ist fraglich. Hestermann zufolge ist die Botschaft der Preiserhöhungen gerade für Neukunden katastrophal. Viele Firmen, gerade aus dem Mittelstand, werden es sich jetzt noch genauer überlegen, bevor sie sich für SAP-Produkte entschieden - zumal es in diesem Umfeld durchaus Alternativen gebe.
Den Zeitpunkt der jüngsten Ankündigung hält Hestermann für interessant. Man kann den Schritt nicht mehr dem scheidenden Management rund um Henning Kagermann anlasten. Auf der anderen Seite stellt schon der künftige Konzernchef Leo Apotheker die Weichen, ohne dass er allein für die unpopuläre Maßnahme verantwortlich gemacht werden kann. "Mit dem Wechsel in der Geschäftsleitung zu Personen, die immer weniger emotionalen Kundenbezug haben, war der Schritt eigentlich klar", bestätigt Eric Scherer Leiter des Beratungsunternehmens Intelligent Systems Solutions GmbH (i2s). Letztlich sei schon länger zu erwarten gewesen, dass SAP diesen Schritt gehen würde. "Es ist einfach zu attraktiv, um ohne Aufwand Geld zu machen."
Anwender fühlen sich überrollt
Die Leidtragenden sind die SAP-Kunden. Reinhard von der DSAG kann die teilweise deutlichen Kommentare gut nachvollziehen. SAP hat die Kunden schriftlich informiert, doch "das kam alles sehr kurzfristig". Angesichts der langjährigen Kundenbeziehungen hätte er sich eine andere Verhaltensweise gewünscht. "Besser wäre gewesen, den Kunden klar zu machen, dass sich etwas ändert und was SAP dafür leisten will."
"SAP will den Gewinn erhöhen", ärgert sich Truttmann von Krombach. Das solle der Konzern doch bitte offen und ehrlich zugeben. "Es gibt keinen anderen Grund." Er selbst will diese Strategie so wenig wie möglich unterstützen. "Wir werden unsere SAP-Lizenzen so knapp wie möglich fahren", kündigt der IT-Manager an. Krombach werde vorerst nicht in weitere SAP-Software investieren und keine neuen Produkte kaufen. "Es ist schon ein Schlag ins Kontor, wie SAP hier mit Kunden umgeht." Um die höheren Supportgebühren wird Truttmann aber trotz Einspruch wohl nicht herumkommen. "Ich gehe davon aus, dass es nichts nützen wird."