Die Schlagworte, die mittelständische Unternehmen aktuell beim Thema IT am meisten bewegen sind Optimieren der Kosten, Stabilität, Standardisierung, Automatisierung und Datensicherheit. Deshalb finden sich im Mittelstand immer mehr hybride und private Clouds, deren Server sozusagen selbstverständlich virtualisiert sind und teilweise automatisierte Dienste ausführen. Je sicherer, schlanker und flexibler die unternehmenseigene Datenverarbeitung gehalten wird - und je weniger Mitarbeiter hier gebunden sind - desto attraktiver.
Doch in welchem Umfang Mittelständler IT outsourcen ist sehr unterschiedlich: "Die Wenigsten lagern die EDV komplett aus", berichtet Michael Illig, Geschäftsführer des Systemhauses Bükotec IT-Solutions. Das liegt auch am bisher spärlichen Breitbandnetzanschluss in den ländlichen Bundesgebieten.
Systemhäuser schultern mehr Verantwortung
Doch ohne externe Dienstleister kommt kaum ein Unternehmen aus, wenn Wartungen und Aktualisierungen anstehen. Die wahrscheinlich schlankste Lösung dafür bietet der First-Level-Support: Hier beauftragt der IT-Ansprechpartner im Unternehmen ein Systemhaus mit der Beheben des Problems. "Auf diese Weise verlagern Firmen Arbeit und Risiko nach außen", erklärt Illig. "Wenn ein System ausfällt, kann man eine andere Firma dafür regresspflichtig machen." Diese Verantwortung müssen Systemhäuser erst einmal tragen wollen.
Rechenzentren in Deutschland heiß begehrt
Die technischen Möglichkeiten, Teile der IT oder den kompletten IT-Betrieb auszulagern, sind heute so vielfältig wie nie. Neben klassischem Outsourcing der eigenen Hardware in externe Rechenzentren ist Cloud Computing auch im Mittelstand auf dem Vormarsch.
Wichtig ist vielen Firmen seit der NSA-Affäre: Die Server sollten sich in deutschen Rechenzentren befinden. Deshalb hat etwa der Dienstleister Stein-IT ein mittelständisches Rechenzentrum aufgebaut. Daraus entstand eine neue Firma, gegründet von RB ImConsult, Stein-IT und Gregor Stien, unter anderem vertreten von Ralf Bussick. Das neue Unternehmen RZ-Marl in der gleichnamigen Ruhrpott-Stadt bietet Server Infrastrukturen, Software as a Service nebst Consulting für wohnungswirtschaftliche ERP-Softwarelösungen an. Diese spezialisierte Cloud-Branchenlösung für Wohnungsverwalter besitzt eine beinahe vollständig automatisierte Auslegung für Abrechnungs- und Verwaltungsmodelle.
Die Nachfrage nach inländischen Cloud-Servern ist hoch, und auch Stein IT selbst ist Kunde seiner Ausgründung.
- Cloud-Einsatz in deutschen KMUs
Nur gut ein Drittel der kleinen und mittelständischen Unternehmen nutzt derzeit schon Dienste aus der Cloud. - Cloud-Betriebsmodelle im Mittelstand
Ein Viertel der mittelständischen Cloud-Nutzer greift auf eine Public Cloud zurück. - Arten von Cloud-Diensten
Am häufigsten nutzen die Umfrageteilnehmer Rechenleistung oder Speicher aus der Cloud (IaaS = Infrastructure as a Service). - Anwendungsbereiche fuer Software as a Service
Geht es um SaaS, nutzen kleine und mittelständische Unternehmen am häufigsten Collaboration-Anwendungen und Programme für das Kundenbeziehungs-Management (Customer Relationship Management, CRM). - Akzeptanz von Cloud-Marktplätzen
Magere zehn Prozent der Cloud-Anwender aus dem Mittelstand nutzen einen Cloud-Marktplatz oder –Appstore. - Vorteile genutzter Cloud-Dienste
Mehr Flexibilität ist mittelständischen Cloud-Nutzern offenbar wichtiger als niedrigere IT-Kosten. - Gründe gegen einen Cloud-Einsatz
Datensicherheit ist auch für KMUs das wichtigste Argument gegen einen Einsatz von Cloud-Services. Doch auch die Angst vor einem Kontrollverlust spielt eine Rolle. - Auswirkungen der NSA-Affäre
Mehr als die Hälfte der Nutzer hat den geplanten Einsatz von Cloud-Services aufgrund der NSA-Affäre reduziert. - Speicherort von Cloud-Daten
Für die Mehrheit der Cloud-Nutzer ist es wichtig, dass der Cloud-Provider Daten ausschließlich in Deutschland speichert. - Speicherort und Art der Daten
Knapp die Hälfte der Cloud-Nutzer gibt an, der Speicherort Deutschland sei für alle Daten gleichermaßen wichtig. - Datensicherheit in der Cloud
Eine Mehrheit der KMUs glaubt an die Schutzwirkung von Verschlüsselungstechniken. - Cloud-Einsatz Entscheider
In den meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen ist der Einsatz von Cloud-Diensten Chefsache.
Wie Hochverfügbarkeit bezahlbar bleibt
Der konkrete Wunsch vieler Mittelständler nach einer Private oder Hybrid Cloud-Lösung äußert sich oft ähnlich: eine bezahlbare, agile Hochverfügbarkeitsumgebung in einem Serverraum. Mit der Möglichkeit, diese bei Bedarf kostengünstig in eine Mehrraumlösung überführen zu können. Das Ganze am besten "schlüsselfertig" geliefert.
So sah auch das Anliegen der C&S GmbH aus. Das mittelständische Unternehmen baut Sonderfahrzeuge für Rettungskräfte und möchte seinen Partnern und Kunden verstärkt Services in einer neuen IT-Umgebung anbieten. "Weitere Anforderungen an die Lösung waren, den Strom- und Platzbedarf zu optimieren sowie bestehende Services und Windows- sowie Apple-Arbeitsplätze einzubinden", erklärt Niederlassungsleiter Thorsten Martin vom IT-Dienstleister Bükotec. Die Migration der Daten und E-Mail-Konten durften dabei weder zu einer längerfristigen Betriebsunterbrechung noch zu Datenverlust führen. Soweit der Standard.
Mit dem Kunden planen
Um die Anforderungen zu erfüllen, entwarf Projektleiter Martin zusammen mit dem IT-Verantwortlichen bei C&S, Alen Grdic, die neue Private Cloud für derzeit 15 EDV-Arbeitsplätze. Diese umfasst nun die Virtualisierungs-Umgebung auf Basis von "VMWare vSphere 5.5", um virtuelle Server bereitzustellen und die verschiedenen Services verfügbar zu halten. Um sicherzustellen, dass beim Ausfall eines Servers der verbleibende Server die Gesamtlast aufnehmen kann, installierte Martin zwei dafür ausgelegte Rackserver, redundante iSCSI Switche sowie einen gemeinsamen iSCSI Hochverfügbarkeitsspeichercluster.
Der IT-Dienstleister plante mit Grdic zusammen auch die neuen Services von C&S sowie die nötigen Arbeiten für den reibungslosen Ablauf der Migration. Zum Beispiel die neue Active-Directory-Struktur und E-Mail-Umgebung auf Basis von Exchange 2013.
Nach Einbau, Abnahmetests und Inbetriebnahme bei C&S vor Ort implementierte das Team des Systemhauses innerhalb eines verlängerten Wochenendes die neue Hochverfügbarkeitsumgebung, inklusive Erfahrungsaustausch sowie Administration. "Das ist nur durch eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Ansprechpartnern so schnell möglich", betont Martin.
- Checkliste Cloud-SLAs
Um zu beurteilen, ob ein Cloud-Provider kundenfreundliche SLAs anbietet, lassen sich folgende Kriterien anlegen und überprüfen: - Punkt 1:
Kurze und klare Gestaltung von Inhalt, Struktur und Formulierung. - Punkt 2:
Version in der Landessprache des Kunden. - Punkt 3:
Klare Definitionen von Fach- und Produktbegriffen zu Beginn. - Punkt 4:
Detaillierte Ankündigung und Planung der Wartungsfenster (Beispiel: "Viermal im Jahr an vorangemeldeten Wochenenden"). - Punkt 5:
Leistungsbeschreibung in Tabellenform (Übersicht!). - Punkt 6:
Klar definierte Bereitstellungszeiträume für neue Ressourcen (Beispiele: Bereitstellung virtueller Server bei Managed Cloud in maximal vier Stunden; Bereitstellung kompletter Umgebungen oder dedizierter Server in fünf bis zehn Tagen). - Punkt 7:
Bereitstellung von klar abgegrenzten Konfigurationsoptionen für Ressourcen (Beispiel: Konfiguration von Servern nach Gigahertz, Gigabyte). - Punkt 8:
Einfach unterscheidbare Service-Levels (Beispiel: Silber, Gold, Platin); Abgrenzungskriterien können sein: Verfügbarkeit, Bereitstellungszeiten, fest reservierte Kapazitäten ja/nein, Support-Level (Telefon, E-Mail). - Punkt 9:
Bei IaaS-Angeboten unbedingt auf Netzwerk-Konfigurationsmöglichkeiten und Bandbreite achten (Volumen? Im Preis inkludiert ja/nein?). - Punkt 10:
Kundenfreundlicher Reporting- beziehungsweise Gutschriftenprozess (am besten aktive Gutschriften auf Kundenkonto; kein bürokratischer, schriftlicher Prozess; möglichst einfache Beweis- und Nachweispflicht für Kunden). - Punkt 11:
Reaktionszeiten und Serviceverfügbarkeit klar beschreiben (zentrale Hotline; Reaktionszeiten auf Incidents in Stunden). - Punkt 12:
Nennung der Rechenzentrumsstandorte mit Adresse und sonstigen Informationen wie Zertifizierungen und Tier. - Punkt 13:
Definition der Verfügbarkeiten: Unterschiede hinsichtlich Verfügbarkeit Server/VM und Verfügbarkeit Admin-Konsole definieren. - Punkt 14:
Erläuterung zu Möglichkeiten der SLA-Überwachung beziehungsweise des Incident-Reportings für den Anwender (Beispiel: Link auf Monitoring-Dashboard).
Schulterschluss zu Herstellern ist essentiell
Um Projekte dieser Art zu realisieren, ist vor allem Know-how erforderlich- in diesem Falle speziell für HP Computing, Storage und Virtualisierungskompetenz rund um VMware. Für all diese Themen sind mehrere Vertriebs- und vor allem technische Mitarbeiter sowie die Firma selbst zertifiziert. "Unsere Leute arbeiten bei sehr enger Kooperation zwischen Kunde, Vertrieb und Technik stark aufeinander abgestimmt", führt Chef Michael Illig aus.
Ebenfalls entscheidend: Jeden Schritt besprechen seine Projektleiter hierbei mit Partnern im Vorfeld wie in diesem Fall Hewlett Packard genau, um den Zielpreis des Kunden im Rahmen seines Budgets erfolgreich umzusetzen. Dieser Schulterschluss zwischen Kunde, Partnern und Herstellern ermögliche einem IT-Dienstleister interessante Projekte, meint Illig.