Die schlechte Nachricht vorweg: IT-Spezialisten müssen über den Technikhorizont hinausblicken. Die gute: Sie bleiben begehrt. Die CW befragte Praktiker und Analysten, was IT-Profis in Zukunft können müssen.
Der introvertierte IT-Profi, der sich hinter seinem Rechner verschanzt und von Kommunikation und Networking nichts wissen will, war gestern. Die globalisierte Wirtschaft und der digitale Lifestyle haben einen neuen Typ von Informatiker hervorgebracht. Er verknüpft mathematisches Know-how mit kreativem Talent und weiß sich zu verkaufen. Wie Headhunter beobachten, ködern insbesondere junge Unternehmen solche Leute bereits mit fürstlichen Gehältern.
Veränderungsimpulse kommen auch aus der Wirtschaft. Weil Fusionen und Übernahmen auf der Tagesordnung stehen und Outsourcing immer wichtiger wird, müssen Informatiker mehr betriebswirtschaftliche Kenntnisse ausweisen. "Die effektivsten Mitarbeiter", sagt Diane Morello, Autorin der Gartner-Studie "IT Professional Outlook", "werden in Kompetenzzentren arbeiten, die sich an den Erfordernissen des Business orientieren." Solche Zentren steuern weltweit verteilte Projekte. Dazu benötigen sie vor allem aufgeschlossenes, flexibles Personal. Morello: "Informatiker müssen bereit sein, in Teams mit Kollegen zusammenzuarbeiten, die sie nicht kennen."
Welche IT-Jobs werden 2010 hoch im Kurs stehen? Welche IT-Experten sind aus heutiger Sicht dafür prädestiniert? Für Yvonne Balzer, Management Consultant bei IBM in Düsseldorf, sind es so genannte Enabler-Jobs, etwa der eines Enterprise Architect: "Er versteht das Geschäft eines Unternehmens und ist mit den Prozessen vertraut. Er zerlegt sie in Services und richtet die IT so aus, dass sie diese Services unterstützen."
An Bedeutung gewinnen werden nach Balzers Einschätzung auch IT-Experten, die Integrations- und Koordinationsaufgaben wahrnehmen. Komme es etwa zu einer Fusion, schlage die Stunde der IT-Architekten und Servicespezialisten. Während der Architekt den großen Plan im Auge behalte, würden Serviceentwickler sowie Infrastrukturfachleute gebraucht, "weil sie bestimmte Technologien beherrschen und schnell entwickeln können". Lagern Betriebe IT-Aufgaben aus, benötigen IT-Profis laut Balzer die Kompetenz, externe Dienstleister zu führen. "Auf der Steuerungsseite beherrschen die IT-Experten das Regelwerk im Business-Kontext, als Spezialisten für IT-Governance sind sie mit relevanten Technologien und Schnittstellen vertraut", präzisiert Balzer die künftig gefragten Skills.