Verursacht Powerline Stör-Strahlung?
WLAN-Router funken aus ihren Antennen - das ist im Sinne des Erfinders. LAN-Kabel funken aus ihren Kupferdrähtchen - diese Störstrahlung ist unerwünscht, lässt sich aber mit abgeschirmten Ethernet-Kabeln reduzieren.
PLC-to-Ethernet-Adapter generieren ebenfalls unerwünschte Funkstrahlung, und zwar aus den 230-Volt-Strom-Kabeln, denn diese liegen in der Regel ohne Abschirmung unter dem Putz. Stromleitungen verhalten sich wie Sende-Antennen, sobald man hochfrequente Energie darauf gibt. Man versucht deshalb, die Störstrahlung von Powerline in Bereiche zu verlagern, wo es wenig Ärger gibt. Hier haben einige PLC-Adapter in der Vergangenheit gepatzt und Grund für kontroverse Diskussionen geboten.
Umfangreiche Messungen des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) mit Sitz im Gelände des Bayerischen Rundfunks in München-Freimann haben etwa den 500-Mbit/s-Adaptern von Netgear mit dem Qualcomm Atheros Chipset AR7400 per Januar 2011 wie folgt bestätigt: "Eine Beeinträchtigung des UKW- und DAB-Empfangs durch den Betrieb der nach HomePlug AV2 (IEEE 1901) operierenden Adapter ist… nicht gegeben".
Dagegen haben die Störstrahlenmessungen des IRT den 1000-Mbit/s-PLC-Produkten von Belkin und MSI bescheinigt, "dass diese Modems im Frequenzbereich 30 MHz bis 305 MHz stärker stören als nach der Norm EN 55022 erlaubt". Diese Störungen erkannten beim IRT offenbar nicht nur die Profi-Messgeräte, sondern auch das bloße Ohr der Testexperten Lipfert, Schramm und Wiegel: "Subjektive Hörtests im Nahbereich zu einer datenführenden, ungeschirmten Stromleitung lassen Störungen von UKW-Empfang sowie deutliche Störungen des DAB-Empfangs erkennen, bis zum kompletten Ausfall des Audiosignals." Leider werden derart aufwändige Messungen nicht ständig für alle neuen PLC-Produkte durchgeführt. Sie belegen aber: Nicht nur WLAN strahlt, sondern auch Powerline, nur eben auf anderen Frequenzen.
Inwieweit stören anno 2014 auch die neuesten 1200-Megabit-Produkte? Dazu befragten wir Florian Szigat, PR Manager beim PLC-Adapter-Weltmarktführer Devolo: Voila: "Aktuelle Powerline-Adapter, wie der devolo dLAN 1200+, die dem HomePlug AV(2) Standard folgen, nutzen ausschließlich Frequenzen zwischen 2 und 68 MHz. Störungen wie bei den genannten Modellen von MSI und Belkin, denen ein abweichendes Konstruktionsprinzip zugrunde lag, sind somit nicht zu erwarten."
Was nun? LAN, WLAN oder Powerline?
Am Ende bleibt die Qual der Wahl: Will man maximalen Speed und beste Stabilität? Dann schließt man möglichst viele (stationäre) Geräte mit einem Gigabit-Kabel direkt an einen Gigabit-Router an: Weder 1.200-Megabit-Powerline noch 1.300-Megabit-WLAN-11a/b/g/n/ac können beim Nettospeed nämlich mit einer 10/100/1.000-Megabit-LAN-Vernetzung konkurrieren. Nur dort, wo das Gigabit-Kabel nicht gut hinkommt, optisch stört, oder nicht mobil genug erscheint, sollte eine Anbindung via PLC oder WLAN erfolgen. Außerdem kann man die drei Vernetzungs-Techniken LAN, WLAN und PLC in einer Wohnung, einem Haus oder einer Firma auch intelligent kombinieren. (hal)