Wie funktioniert Powerline?
Die weniger bekannte PowerLine-Communications-Technik, kurz PLC, nutzt die normalen 230-Volt-Stromleitungen einer Wohnung als Trägermedium für ein lokales Netzwerk. Im einfachsten Falle läuft ein Ethernet-Kabel von einem Router (oder von einem Rechner) zu einem Ethernet-to-PLC-Adapter, der in einer Strom-Steckdose steckt. Dieser PLC-Adapter treibt nun Daten, Musik, Fotos, Filme, Telefonie und Webseiten über die 230-Volt-Stromleitung an alle anderen Strom-Steckdosen der Wohnung. Dort kann ein zweiter PLC-to-Ethernet-Adapter den Daten-Musik-Bilder-Video-Strom aus dem 230-Volt-Netz abgreifen und dem Ziel-Endgerät wieder per LAN-Kabel zuführen.
Wie funktioniert Gigabit-Powerline?
Ein moderner Stromkreis hat drei Adern, die Phase (L), den Neutral-Leiter (N) und den Schutz-Leiter (PE). Ältere Stromkreise haben häufig nur zwei Adern, die Phase (L) und den Neutralleiter (PEN), der dann die Aufgabe des Schutzleiters mit übernimmt.
Ursprünglich wurde Powerline nur auf zwei Adern genutzt. Das schnelle Gigabit-Powerline benötigt jedoch einen Stromkreis mit drei Adern sowie Schutzkontakt-Steckdosen. Dank MIMO-Technik kann Powerline auf drei Adern etwa 60 bis 80 Prozent schneller kommunizieren als auf zwei Adern, erklärt etwa der PLC-Hersteller AVM aus Berlin.
In dessen jüngstem PLC-Adapter "AVM FRITZ Powerline 1000E" arbeiten zwei Empfänger und zwei Sender auf beiden Seiten im Parallelbetrieb. Man spreche deshalb von 2x2-MIMO. Durch aufwändige Signalverarbeitung auf Sende- und Empfangsseite würden beide Adernpaare mit der maximal möglichen Datenrate betrieben. Die Datenrate, die der FRITZ!Powerline 1000E übertragen kann, sei die Summe der Datenraten beider Kanäle, erläutern die Berliner Netzwerk-Experten.
Wer bietet moderne Powerline-Produkte?
PCL-Adapter gibt es unter anderem von Allnet, ASUS, AVM, Conrad, Devolo, D-Link, Deutsche Telekom, Linksys, MSI, Netgear, Trendnet, TP-LINK und ZyXEL.
Der deutsche Powerline-Spezialist Devolo aus Aachen gilt als Marktführer, in Deutschland sowieso, aber auch weltweit. So jedenfalls Christoph Rösseler, Director Marketing & Public Relations bei der devolo AG.
Der deutsche WLAN-Router-Champion AVM aus Berlin hat den PLC-Markt zur CeBIT 2011 mit seinem ersten PLC-Pärchen "FRITZPowerline 500E" mit nominal 500 MBit/s betreten.
Per Redaktionsschluss 11.11.2014 können derweil just diese beiden deutschen High-Tech-Schmieden schon die modernsten Powerline-Produkte der jüngsten 1200-Megabit-Klasse liefern. Die meisten anderen PLC-Adapter-Hersteller waren mit PLC-1200 noch nicht lieferfähig. Es gibt also noch führende Netzwerk-Technik aus deutschen Landen, von deutschen Ingenieuren.
Was bringen PLC-Adapter mit 200 und 500 Mbit/s?
Ältere PLC-Produkte mit nominal 14 oder 85 Mbit/s (Brutto) sind nicht kompatibel mit den jüngeren Speed-Klassen 200, 500, 600, 1.000 und 1.200 Megabit.
Powerline-Adapter der 200-Megabit-Klasse (Brutto) schafften in unseren Tests meist 60 bis 90 Mbit/s netto auf kurze Distanz im gleichen Raum. Netto blieben also keine 50% vom Bruttowert übrig.
Anfang 2011 ist mit dem "Netgear Powerline AV 500 Adapter Kit XAVB5001" das erste PLC-Pärchen mit 500 MBit/s (Brutto) auf den deutschen Markt gekommen, noch ohne Durch-Steckdose. Kurz darauf kam der große Bruder - mit einer Durch-Steckdose - als "Netgear Powerline AV+ 500 Adapter-Set XAVB5501". Ein ähnlicher PLC-Adapter - ebenfalls mit Durch-Steckdose - kam damals auch von Devolo als "dLAN 500 AVplus Starter Kit". Auf kurze Entfernung im gleichen Raume flitzte unsere 1-GigaByte-Test-Datei via devolo-PLC-Pärchen mit maximal 256 Mbit/s über die Stromleitung. Mit zwei Netgear-500-Mbit/s-Adaptern waren es maximal 263 Mbit/s. Netto blieben in beiden Fällen also immerhin gut 50 Prozent der nominalen Brutto-Datenrate übrig. Bei identischen Testverfahren, in der gleichen Testumgebung.
Was bringen PLC-Adapter mit 1.200 Megabit?
Im Herbst 2014 kamen die ersten 1.200-Megabit-PLC-Adapter der Marken "AVM FRITZPowerline 1000E" und "devolo dLAN 1200+" auf den deutschen Markt. In unseren Messungen vom November 2014 blieben deutlich weniger als 50 Prozent vom Brutto übrig, egal ob mit AVM- oder Devolo-Adaptern.
Bei unseren Messtests kopieren wir seit Jahren die immer gleiche 1-Gigabyte-Test-Datei von einem schnellen Windows-Laptop zum Anderen, egal ob wir nun LAN, WLAN oder Powerline vermessen. Die Entwicklungsabteilungen einiger Hersteller testen oft mit anderen Methoden, die weitaus höhere Messwerte auswerfen, aber für normale Endanwender keine Praxisrelevanz besitzen.
In diesem Übersichts-Artikel ist kein Platz für unsere detaillierten PLC-1200-Messprotokolle. Nur mal so viel vorab: Bei Gigabit-Powerline klafft die Lücke zwischen Brutto- und Netto-Speed momentan erheblich größer als bei Gigabit-WLAN oder gar Gigabit-LAN. Das spricht aber keinesfalls gegen Gigabit-PLC, gerade wenn Alternativen wie LAN und WLAN - aus welchen Gründen auch immer - nicht in Frage kommen.
Sind Powerline-Mess-Ergebnisse übertragbar?
Die Ergebnisse von Powerline-Speed-Messungen lassen sich nur grob auf andere Wohnungen übertragen. Sie hängen unter anderem von der Qualität und vom Alter der Stromleitungen ab. Wohnungs-Nachbarn, die ebenfalls PLC-Adapter benutzen, können den Durchsatz im ganzen Haus verschlechtern. Auch billige Netzteile in benachbarten Steckdosen können das Stromnetz belasten und den PLC-Durchsatz verschlechtern. Falls möglich, sollte man PLC-Adapter auch nur direkt in Wandsteckdosen und nicht in Steckdosenleisten betreiben, weil letztere den Durchsatz je nach Bauart verlangsamen können.
Laut Netzwerkproduzent AVM wird der PLC-Speed auch durch folgende Geräte im Stromkreis behindert: Schalter in Mehrfachsteckdosen, Überspannungsfilter, FI-Schutzschalter, Stromzähler, Dimmer, Vorschaltgeräte sowie einige andere Geräte wie Bohrmaschinen und Staubsauger. Zudem werde der Durchsatz reduziert, wenn viele Powerline-Adapter im PLC-Netz zum Einsatz kommen. Das Alles gilt selbstverständlich auch für die Produkte der Marktbegleiter.