Die IBM /360 (1964) - der erste Universal-Großrechner
Noch heute, 47 Jahre nach ihrer Einführung gilt die /360- Familie als wichtigste "Erfindung" der IBM. Sie war der erste Universal-Großrechner. Die Architektur- und Design-Prinzipien, die ihr Entwickler Gene Amdahl und seine Kollegen damals anlegten, gelten teilweise heute noch und wirken bis in das aktuelle IBM System z nach. Vor der /360 war praktisch jeder Computer ein Unikat, optimiert für bestimmte Aufgaben und Kunden.
Das System /360 dagegen, das zunächst aus sechs verschiedenen, aber kompatiblen Modellen mit mehr als 40 Peripheriegeräten bestand, konnte für alle Arten von Anwendungen eingesetzt werden. Alle Maschinen der /360 nutzen das gleiche Betriebssystem. Die Kompatibilität des Systems erlaubte es Anwendern erstmals, bei größerem Bedarf von kleineren, billigeren Maschinen auf größere Systeme umzusteigen, ohne die Software komplett umschreiben oder sämtliche Peripherie austauschen zu müssen. Mit der /360 führte die IBM die sogenannte Auf- und Abwärtskompatibilität ein.
So konnten über Emulationen ältere Programme auf den Systemen laufen. Bedeutender war aber, dass die Software auch mit den nachfolgenden Systemen /370 (1970) und /390 (1990) kompatibel gehalten wurde. 1964 produzierte die IBM rund 70 Prozent aller Computer. Nach der Einführung der Rechnerfamilie stieg der Marktanteil so weit an, dass in den 70er Jahren die meisten frühen Mitbewerber der IBM aufgegeben hatten und nur fünf Konkurrenten übrig geblieben waren. Zu dieser sogennanten "Bunch"-Gruppe gehörten die Hersteller Burroughs, Univac, NCR Control Data und Honeywell. 1977 stellte die IBM die Unterstützung für die /360 ein.
Zwar sollen nach Angaben der IBM fünf Milliarden Dollar in das Projekt 360 geflossen sein und bis zu 50000 IBMer daran gearbeitet haben; aber der Aufwand hat sich gelohnt. Zum einen etablierte der Konzern den Universalrechner, und zum anderen das Prinzip der Kompatibilität. Damit sanken die Investitionskosten für neue Computer-Ausrüstung gewaltig, was sich in einem sprunghaften Anstieg der Installationen ab Mitte der 60er zeigte. Aber es brachte den Anwenderunternehmen auch den berühmt berüchtigten Lock-in.
Zwar waren Software, Hardware und Peripherie in der Mainframe-Welt der IBM miteinander kompatibel, also austauschbar, aber gegenüber dem Rest der IT-Welt waren sie es nicht. Für den Anwender bedeutete es deshalb immense zusätzliche Kosten, wenn er den Hersteller wechseln wollte. Also hieß es grob vereinfacht: Einmal IBM, immer IBM. Mit der /360 hatte die IBM den märchenhaften Goldesel ins Reich der IT geholt.