ElectronicPartner-Chef Friedrich Sobol

"EP steht noch lange nicht mit dem Rücken zur Wand"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Mit einer Umstrukturierung und Stellenstreichungen hat ElectronicPartner (EP) für Aufregung gesorgt. EP-Chef Friedrich Sobol nimmt nun zu den Krisengerüchten Stellung, erklärt den beschlossenen Umbau und erläutert, warum EP auch in Zukunft auf einen eigenen Onlineshop verzichten will.
Im Juli folgte Friedrich Sobol (re.) auf dem EP-Chefposten auf Jörg Ehmer (li.)
Im Juli folgte Friedrich Sobol (re.) auf dem EP-Chefposten auf Jörg Ehmer (li.)

Die Umstrukturierung bei ElectronicPartner hat – verbunden mit einem Stellenabbau – in der Branche den Eindruck einer Krisenentwicklung ausgelöst. Sie beschreiben die Reorganisation jedoch als „Zukunftsprogramm“. Können Sie kurz beschreiben, welche Verbesserungen Sie mit den eingeleiteten Maßnahmen erzielen wollen?

Friedridch Sobol: Bei Unternehmen in unserer Größenordnung gibt es oft ein Problem, das in der Struktur liegt. Es gilt das häufige Vorurteil, der Einkauf kaufe zu teuer ein und der Verkauf sei nicht in der Lage, das umzusetzen. Dieses Wechselspiel brechen wir mit der Umstrukturierung in Sparten, die sowohl für den Einkauf wie auch für den Verkauf zuständig sind, auf. Auch für unsere Mitglieder bietet die Neuorganisation eine deutliche Qualitätsverbesserung: Bisher waren EP-Mitglieder jeweils an einen Vertriebsinnendienstler angegliedert. Nun stehen ihnen in den Sparten CE und Weiße Ware eigene Vertriebsinnen- und Außendienstmitarbeiter zur Verfügung, dazu kommen noch Fachberater im TK-Bereich sowie unsere Regionalleiter, die weiterhin im Feld stehen.

Sie wollen die Betreuungsqualität für die Mitglieder verbessern, bauen aber gleichzeitig Personal ab. Kann dieser Spagat gelingen?

Sobol: Der Personalabbau ist leider ein Teil unserer Neustrukturierung. Gleichzeitig müssen wir unsere Mitglieder überzeugen, neben der persönlichen Beratung stärker elektronische Medien zu nutzen. Man wird heute nun einmal am Pricing gemessen – und das unabhängig vom Service-Level. Dafür optimieren wir unsere Preis-Kosten-Struktur und bauen bei der Lagerstruktur und der Spartengliederung um.

„Die Margenerosion hat eine nachhaltige Wirkung“

Das klingt ja fast wie die berühmten „Preisinvestitionen zur Gewinnung von Marktanteilen“, die zunehmend auf das Geschäftsergebnis von Media-Saturn drücken. Sind hier bei EP im Großhandel ähnliche Mechanismen am Wirken wie im Endkundengeschäft der MSH?

Sobol: Bei unseren Maßnahmen geht es zwar nicht um den Einzelhandel, aber es stimmt schon, dass der Preisdruck von den Händlern an die Vorlieferanten weitergegeben wird. Wenn die Einzelhandelsspannen so erodieren, wie sie das in den letzten Jahren getan haben, hat das natürlich auch eine nachhaltige Wirkung auf den Großhandel.

Um beim Beispiel MSH zu bleiben: Mit einer Preisorientierung auf das Niveau des Online-Handels gelingt es Media-Saturn derzeit erstmals wieder, auch auf vergleichbarer Fläche zu wachsen. Gleichzeitig wachsen die Verluste. Ist eine solche Entwicklung auch bei EP zu befürchten?

Sobol: Electronic Partner macht seit 75 Jahren Gewinn. Wir sind ein kerngesundes Unternehmen und stehen auf einer grundsoliden Basis. Wenn es in den letzten Jahren eine gewisse Stagnation im Wachstum gab, bedeutet das zwar, dass es für uns Handlungsbedarf gibt – aber noch lange nicht, dass wir mit dem Rücken an der Wand stehen. Uns geht es vielmehr darum, uns zeitgerecht Gedanken zu machen, wie wir heute nachhaltig in die Zukunft investieren.

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