Traumatisierte Unternehmen und Cloud-Rückkehrer
Bluechip-Manager Kruszewski sieht die in der Branche wahrgenommenen und in der Bitkom-Umfrage angesprochenen Lieferprobleme und Verzögerungen eher als Nachwirkungen der Corona-Pandemie und des Marktbooms bei Grafikkarten und KI-GPUs. Diese Ereignisse seien in den Köpfen immer noch präsent. "Wir möchten jedoch betonen, dass diese Wahrnehmung nicht länger der Realität entspricht, da sich die Verfügbarkeit dieser Komponenten bereits normalisiert hat", heißt es von Bluechip.
Ähnlich äußert sich auch Lenovo-Manager Stehle: "Es ist verständlich, dass Bedenken hinsichtlich Lieferverzögerungen bestehen, insbesondere nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie und vorübergehenden Engpässen bei Einzelkomponenten." Er kann daher nachvollziehen, dass Unternehmen eine kurzfristige Verlagerung in die Cloud als Lösung sehen darstellen, wenn Hardware knapp ist.
Stehle fügt aber hinzu: "Die Voraussetzung dafür ist jedoch immer eine längerfristige Hybrid-Cloud-Strategie. Nur so können die Vor- und Nachteile einer Cloud balanciert und ergebnisorientiert sinnvoll genutzt werden."
Da stimmt auch Gerry Steinberger aus HPE-Sicht zu: "Insgesamt gehen unsere Kunden sehr rational und aufgeklärt mit dem Thema Cloud um: Die Grundlage ist oft eine Hybrid-Cloud-Strategie, und dann wird pro Workload nach technischen, rechtlichen und geschäftlichen Kriterien entschieden, was der beste Platz dafür ist: das Edge, das eigene oder ein Colocation-Rechenzentrum, ein lokaler Service Provider oder die Public Cloud.“
Nicht alle flüchten in die Cloud - manche auch aus der Cloud
Weil während der Coronapandemie nicht alle Hersteller lieferfähig waren, "mag schon etwas hängengeblieben sein", mutmaßt Thomas-Krenn Vertriebsleiter Guido von Klitzing. "Ohne einen genaueren Blick auf die Daten geworfen zu haben, können wir jedoch die Ergebnisse des Cloud Report insgesamt zumindest aus unserer Sicht nicht komplett teilen."
Vielmehr sehe Thomas-Krenn derzeit "eine nicht unerhebliche Menge an 'Cloud-Exit-Projekten', bei denen zumindest der Weg aus der kompletten Public-Lösung in eine hybride Umgebung gesucht wird." Als Gründe würden Kunden unter anderem die teils sehr komplexen Lizenzmodelle sowie die teilweise nicht eingelösten Kostenversprechen nennen. "Das Geschäft von Thomas-Krenn entwickelt sich daher sehr gut, wozu zum Beispiel unsere Azure-Stack-HCI-Lösungen ihren Beitrag leisten, die eben für hybride Infrastrukturen ideal geeignet sind.
Viele der Anbieter haben inzwischen ein eigenes Cloud-Angebot. Deshalb können sie Kunden auch dann unterstützen, wenn sich die von eigenen Servern verabschieden wollen. "Dank des ganzheitlichen Portfolios, das auch Cloud-Service-Provider umfasst, entstehen für Lenovo durch eine solche Marktentwicklung keine Nachteile", fasst etwa Stehle zusammen.
Unabhängig von Lieferschwierigkeiten hält Fujitsu Cloud-Modelle für seine Kunden für interessant, da sie eine gewisse Datenflexibilität gewährleisteten. "Vor der Nutzung entsprechender Modelle sollten jedoch Sicherheits- und Agilitätsaspekte gründlich geprüft werden", empfiehlt der Anbieter. "Wichtig ist, ob der Cloud-Anbieter Aspekte wie Datensouveränität, Kosten, CO2-Ausstoß und andere Faktoren mit den Unternehmenszielen in Einklang bringt. Es gibt auch Cloud-Modelle, die höhere Datensicherheit und Flexibilität bieten, wie zum Beispiel On-Premise-Modelle, private Cloud-Angebote, Modelle lokaler Cloud-Provider und nutzungsabhängige Bezahlmodelle."
Fujitsu setze klar auf Hybrid-Cloud-Angebote, da diese den Kunden die notwendige Flexibilität und Datensouveränität böten. "Sie ermöglichen eine einfache und bedarfsgerechte Bestellung, flexible Bezahlung, dynamische Ressourcenverwaltung und Online-Updates. Eine Kombination aus hybrider Cloud und eigenem, sicherem Rechenzentrum erfüllt unserer Erfahrung nach die Anforderungen unserer Kunden am besten."