Das wird schwer für die Mitarbeiter bei Cisco Systems: Nach nicht weniger als zwei Jahrzehnten müssen sie sich an einen neuen Boss gewöhnen. Chuck Robbins - ehemaliger Senior Vice President of Worldwide Operations - folgt als CEO auf John Chambers, einen der meistzitierten Persönlichkeiten des IT-Business.
Im Interview mit John Gallant, Chief Content Officer bei IDG US Media, stellt Robbins seine Prioritäten, sein neues Managementteam sowie Chancen und Herausforderungen für den Netzwerkspezialisten vor. Robbins analysiert die Wettbewerber und erklärt, warum er in Anbietern von sogenannter White-box-Netzhardware sowie in Software Defined Networks (SDN) keine so große Gefahr sieht wie mancher Kritiker. Auch seine Visionfür eine "hyper-connected Architecture" erläutert er ausführlich. Sie soll Kunden bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse unter die Arme greifen und den Einstieg in das Internet der Dinge (Internet of Things; IoT) beschleunigen.
Chuck, was werden Sie in Ihrer Rolle als CEO anders machen als Ihr Vorgänger John?
Chuck Robbins: John hat 20 Jahre lang einen hervorragenden Job gemacht, er ist eine Ikone der IT-Industrie. Er wird sowohl in der Politik als auch der Wirtschaft geachtet, einfach weil er so gut ist. Aber möglicherweise werde ich zwei Dinge anders machen: Zum einen habe ich von der Pike auf in der Firma gelernt, daher weiß ich ganz genau, was funktioniert und was nicht. Zum anderen fühlte sich John sehr verantwortlich für die Geschicke des Unternehmens, ich meine eigenverantwortlich.
Ich dagegen glaube, dass der Markt zu komplex und schnelllebig ist, um ihn alleine überschauen zu können. Daher müssen wir ein Führungsteam etablieren, das unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann. Diese Perspektiven müssen wir bündeln und strategisch nutzen lernen - und zwar schnell, sehr schnell. Darüber habe ich ausführlich mit John gesprochen und er hat mir zugestimmt. Ja, er hat es sogar öffentlich gemacht. Ich denke, mein Fokus liegt künftig stärker auf einer noch schnelleren Integration unterschiedlicher Arten von Input.
Ist das auch der Grund dafür, dass Sie die Hierarchien abgeflacht haben, was man anhand des neuen Management Teams bereits sehen kann?
Chuck Robbins: Ich denke, wir müssen schneller werden, und es besteht gar kein Zweifel daran, dass kleine Teams agiler sind. Beim Zusammenstellen dieser Teams muss man aber sehr auf den passenden Mix aus unterschiedlichen Erfahrungen achten.
- Vom Kabelschacht in die Chefetage
Vom Infrastruktur-Lieferant für Netzwerke zum Allround-Anbieter. So lässt sich die bewegte Geschichte von Cisco Systems zusammenfassen. In unserer Bildergalerie blicken wir zurück. - 2015 - Robbins kommt
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Mit Oliver Tuszik bekommt Cisco einen neuen Deutschland-Chef, der zuvor sein Geld an der Spitze des Systemhauses Computacenter verdiente. - 2013 - Unter Verdacht
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Chief Operating Officer Gary Moore kündigte 2011 massive Einsparungen mit Massenentlassungen an. - 2010 - Carlo Wolf
2010 wird Carlo Wolf neuer Geschäftsführer von Cisco in Deutschland, Vorgänger Michael Ganser wechselt ins „Central Theatre“. - 2009 - Flip camcorder
Mit den Flip-Camers der 2009 übernommenen Pure Digital Technologies will John Chambers den Endkundenbereich stärken. Doch der Erfolg bleibt aus. - 2009 - UCS-Familie
Mit Unified Comuting System (UCS) nahm Cisco den Servermarkt ins Visier und propagierte ein völlig neues Design für Rechenzentren. - 2009- Cisco UCS
Firmenchef Chambers sorgte mit UCS 2009 für einen Paukenschlag: Mit eigenen Rechnern wurden die Platzhirsche IBM, HP und Dell attackiert. - 2007 - IP-Traffic
Einschätzungen, wie sich der IP-Verkehr von 2007 bis 2011 entwickeln könnte. - 2005 - Michael Ganser
Er wird 2005 Chef der deutschen Cisco-Niederlassung. - 2003 - IP phone 7970G
VoIP-Telefonie mit 7970G, das sogar über einen Touch-Screen-Monitor verfügt. - 2003 - Phone 7920
Drahtlose Voice- und IP-Kommunikation (VoIP) mit dem „7920“ von 2003. - 2003 - Ciscos Expansionspläne
2003 hat Cisco Linksys übernommen und damit den Einstieg in das Geschäft mit privaten Endkunden vorbereitet. - 2002 - MDS-Familie
Mit der MDS-9000-Familie bediente Cisco den Speichermarkt und griff die damaligen Größen McData und Brocade an - 2002 - MDS-9000
Mitte 2002 kündigte Cisco an, in den Markt für Speichernetze einzusteigen. - 1999 - Aironet 1200
Mit der Übernahme von Aironet Wireless Communications 1999 begann Cisco. Lösungen für drahtlose Kommunikation anzubieten. Aironet 1200 war die Basisstation für innerbetriebliche Funknetze. - 1999 - The 12000
Der Router „Cisco 12000“ entwickelte sich zum Verkaufsschlager. Er konnte innerhalb eines Jahres mehr als 1000mal verkauft werden. - 1996 - Andreas von Bechtolsheim
Er kreuzte zweimal Ciscos Wege: Zuletzt als Gründer von Granite Systems, das 1996 übernommen wurde. Von Bechtolsheim blieb einige Zeit bei Cisco und entwickelte die Catalyst-4000-Familie weiter. - 1996 - Skizze Tag Switching
Tag-Switching, eine Neuerung, von der insbesondere die großen Carrier profitieren sollten. Den Nachfolger, Multiprotocol Label Switching (MPLS), nutzten viele für ihr Netzdesign. - 1995 - John Chambers
Er kam 1991 zu Cisco, wurde 1995 President und CEO von Cisco. - 1993 - Cisco 7000
Die „clean machine“ wurde der Router Cisco 7000 genannt, eine Weiterentwicklung der erfolgreichen AGS-Serie. - Catalyst-Familie
Die erfolgreichen Swichtes aus der Catalyst-Familie – ein Dauerbrenner für Cisco. - Maria Mazzola
Er war Chef von Crescendo Communications, das erste Unternehmen, das von Cisco übernommen wurde. Dessen „Catalyst“-Switche entwickelten sich für Cisco zum Verkaufsschlager. Mazzola blieb viele Jahre als Entwicklungschef bei Cisco. - 1988 - John P. Morgridge
Er kam 1988 als President und CEO zu Cisco und brachte die Company 1990 an die Börse. Morgridge blieb bis 1995 Firmenchef, bevor er in den Aufsichtsrat wechselte. - 1986 - Cisco erstes Produkt AGS
Als Advanced Server Gateway (AGS) vermarktete Cisco ab 1986 den ersten Multiprotokoll-Router, der auf den Entwicklungen der Blue Box in Stanford aufbaute. - Stanford University
Hier schlug die Geburtsstunde von Cisco: Sandy Lerner und Leonard Bosack arbeiteten beide hier bevor sie Cisco gründeten. - William Yeager
Yeager schuf das Herzstück für die Blue Box , das Netzwerkbetriebssystem NOS (Network Operating System), das sogar schon multitaskingfähig war. - Leonard Bosack
Mitbegründer von Cisco war an der Entwicklung der „Blue Box“ beteiligt. - Sandra Lerner
Mitbegründerin von Cisco, verließ 1990 das Unternehmen. - 1985 MEIS
Das erste eigene Produkt von Cisco war MEIS, das Massbus Ethernet Interface Subsystem, das DEC-Großrechner verband. Es wurden nur wenige Exemplare geliefert.
Sie sprechen davon, dass sich Ihr Unternehmen noch schneller bewegen muss. Gibt es darüber hinaus etwas, dass Sie Ihre Kunden über die Zukunft von Cisco unter Ihrer Führung wissen lassen wollen?
Chuck Robbins: In den vergangenen sechs Wochen (seit der Ankündigung des Führungswechsels) haben wir uns überall auf der Welt mit unseren Landesvertretern zusammengesetzt, in Indien, in Frankreich, in Großbritannien. Wir haben mit den Geschäftsführern von China, Deutschland und Italien gesprochen. Zudem kam ein Konzern nach dem anderen zu uns, und wir haben ihnen erläutert, wie wir ihnen auch in Zukunft mit unserer Technologie am besten dienen können.
Wir haben sehr klare Vorstellungen davon, wie es mit dem Internet of Everything (IoE) laufen wird und wie die Digitalisierung alles verändern wird. Ich denke, unsere Strategie, wie wir darauf reagieren wollen, ist ebenfalls sehr klar. Wir müssen die entscheidenden Faktoren dieser Bewegung deutlich erkennen, um unseren Kunden in den nächsten zwei, drei Jahren bei deren Bewältigung helfen zu können. Dafür müssen wir unsere interne Kommunikation unkomplizierter und prägnanter machen, aber auch die Kommunikation nach außen, etwa zu unseren Kunden.
Schon seit längerem achten wir streng auf unser Budget und haben in den vergangenen vier Jahren einerseits 5,4 Milliarden Dollar Umsatz hinzugewonnen, andererseits lediglich 400 Millionen Dollar mehr ausgegeben. Das ist ziemlich beispielslos. Wir müssen unsere Geschäfte im vierteljährlichen Rhythmus betrachten, nicht auf das ganze Jahr gesehen, weil der Markt dafür einfach viel zu schnelllebig geworden ist. Wir müssen uns nicht alle drei Monate unsere Strategie ändern, sondern prüfen, ob sie effektiv umgesetzt worden ist.
Außerdem müssen wir unsere Kultur weiter im Auge behalten, und zwar nicht nur unsere interne Kultur. Ich will, dass Cisco als einer der innovativsten Arbeitgeber in ganz Amerika wahrgenommen wird. Wir denken über vieles nach und wie wir es umsetzen können. Das manifestiert sich meiner Meinung nach am ehesten in unserem Umgang mit Partnern, weil die Art, wie wir mit uns selbst umgehen, auch die Art ist, wie wir mit unseren Partnern umgehen. Wir behandeln sie so, wie wir selbst behandelt werden wollen - was unsere Beziehungen sehr wertvoll macht. Das Ziel ist es letztlich, dass unsere Partner, sei es nun ein Unternehmen oder ein Land oder eine Stadt, immer wissen, dass wir die beste Wahl darstellen, wenn sie sich auf den Weg der Digitalisierung machen.