Interview mit Noteboksbilliger.de-Gründer Arnd von Wedemeyer

"Das Ziel der Fusion mit Medimax ist Wachstum"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

Cyberport, Media-Saturn und die neuen Online-Wettbewerber

channelpartner.de: Auch Cyberport geht mit seiner Kooperation mit Kaufhof stärker an stationäre Kunden heran. Steht hinter der Fusion von Notebooksbilliger.de und Medimax die gleiche Strategie?

Arnd von Wedemeyer: Ich lästere ja gern mal ein bisschen. Aber das mit Kaufhof finde ich so abwegig, dass mit dazu nichts einfällt. Und das ist in der Situation, in der sich Kaufhof befindet, vermutlich auch vorsichtig formuliert. Also ehrlicherweise habe ich mich gefreut, dass man sich bei den Kollegen in Dresden mit so etwas befasst. Das bindet ja Ressourcen ohne Ende.

Notebooksbilliger.de und Medimax haben dagegen in beiden Unternehmen jetzt schon ein stabiles und gutes Management, wir werden eine klare Eigentümerstruktur mit einem klaren Auftrag und einer klaren Zielsetzung haben ab dem Closing. Und werden das tun können, was wir tun wollen. Wir werden die Mitarbeiter auf beiden Seiten mehr "enablen", Dinge zu tun. Dinge zu wagen. Schnell und dynamisch zu sein. Das kann ich in einer klaren Struktur mit klaren Eigentümerverhältnissen durchsetzen. Aber auch nur dort.

channelpartner.de: Hätten die hohen Wachstumsraten der frühen 2000er Jahre so fortsetzen lassen, wäre Notebooksbilliger.de auch ohne Medimax schon längst bei zwei Milliarden Euro Umsatz. Warum ist die Dynamik heute nicht mehr so hoch wie damals?

Arnd von Wedemeyer: Der Elektronikmarkt ist rückläufig, das ist ja kein Geheimnis. Der Retail hat mit bis zu 20 Prozent Rückgang zu kämpfen. Und Media-Saturn wächst quasi nicht. Zudem ist dort fast die Hälfte des sogenannten Online-Umsatzes vorreservierte Ware. Da liegt doch die Frage auf der Hand, ob man den Umsatz nicht sowieso gehabt hätte. Ich glaube, der Börsenkurs zeigt, dass sich die Anleger die gleiche Frage stellen. Aber zurück zu Notebooksbilliger: Wir haben in dieser Branche das stärkste Wachstum. Und das kontinuierlich. Aber natürlich können wir uns nicht vollständig von Trends entkoppeln. Für uns ist wichtig, dass wir unsere Marktanteile weiter steigern. Und das schafft Oliver Ahrens mit seinem Team sehr erfolgreich.

channelpartner.de: Wie sie es bei Notebooksbilliger.de mit Plänen zur Expansion ins Ausland aus?

Arnd von Wedemeyer: Mich persönlich interessieren die Märkte in Osteuropa. Da sind sehr gute Kollegen unterwegs, vielleicht muss man sich da mal zusammensetzen. Und mein zukünftiger Miteigentümer ist ja ein Sprachgenie und wie man sieht sehr gut darin, gute Assets in sein Portfolio zu kriegen... Aber mein persönlicher Fokus ist: Hausaufgaben in Deutschland machen. Internationalisierung sind gar nicht so die Low Hanging Fruits, wie vielen denken, wir haben ja unglaublich viel nationale Produkte. Wenn man zum Beispiel seine Waschmaschine ansieht, erkennt man: Die ist deutsch beschriftet. Das war mir auch nie aufgefallen. Ist aber so. Internationale Sortimente gibt es eigentlich nur bei brauner Ware und Mobilfunk und den umsatzschwächeren Teilen der IT. Aber ganz klar: wir würden auch keine gute Chance ausschlagen, das klare Ziel beider Eigentümer ist Wachstum.

channelpartner.de: Der britische Elektronikversender AO setzt auch in Deutschland auf eine eigene Lieferflotte. Stand dieses Thema für Notebooksbilliger.de jemals zur Debatte?

Arnd von Wedemeyer: Für mich ist nur wichtig, wie kriegen wir Ware gut zum Kunden in einer Art und Weise, das er zufrieden ist. Das wird generell immer schwieriger, weil immer mehr Leute dafür gebraucht werden und der Arbeitsmarkt es nicht hergibt. Daher ist es zunächst wenig relevant, ob ich eine eigene Flotte an Fahrzeugen habe mit Subunternehmern. Oder ob ich mit einem oder mehreren Dienstleistern zusammen arbeite. Das kann auch regional völlig unterschiedlich sein. Aber genau diese Themen schauen wir uns natürlich jetzt an, da wir glauben, dass sich die Situation in Zukunft eher verschärfen wird. Dann kann eine eigene Lieferkette sinnvoll sein, um weniger Abhängigkeiten zu haben. Genauso können aber verlässliche Partnerschaften Sinn machen.

channelpartner.de: Mit Digitec Galaxus steht der größte Online-Händler der Schweiz vor dem Deutschlandstart. Hat das Unternehmen das Potenzial, auf dem deutschen Markt Erfolge zu erzielen?

Arnd von Wedemeyer: Dazu kann ich wenig sagen, die Arbeit der Kollegen kenne ich so gut wie nicht. Offenbar machen sie in der Schweiz einen guten Job, da ist die Mutter sicher ein starkes Asset für Sortiment und Logistik. Hier wird das vermutlich schwieriger. Sind die eigentlich schon da? Oder wird das immer nur angekündigt?

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