Vertriebsplattform für Händler

10 Tipps für eine gute Shopping-App

17.08.2012
Was Holger Lendner, Hermes NetTec, im Gespräch mit Olaf Groß von Shopbetreiber-Blog.de empfiehlt
E-Commerce wird für deutsche Unternehmen allmählich zu einem wichtigen Umsatzbringer.
E-Commerce wird für deutsche Unternehmen allmählich zu einem wichtigen Umsatzbringer.


Viele Shopbetreiber lassen sich für ihren Shop eine App programmieren. Doch nicht alle Apps bringen das, was sich der Händler erhofft: Eine einfache, schnelle und verkaufsstarke Vertriebsplattform. Doch gibt es einige Erfolgsfaktoren für eine "gute” App, wie Holger Lendner von Hermes NetTec weiß.

shopbetreiber-blog: Wie verbreitet sind Shopping-Apps und Mobile Commerce in Deutschland?
Holger Lendner: Über das vergangene Jahr hinweg sind vor allem im Bereich der Tablet-Nutzung stark zunehmende Zahlen zu verzeichnen, so dass man von einem Trend in Richtung eines Massenmarktes sprechen kann. Schon jetzt beträgt der Traffic-Anteil über Smartphones und Tablet-Computer etwa sieben Prozent, wobei die Conversion-Rate mit der eines Onlineshops vergleichbar ist.

Lendner:
82 Prozent der Smartphone-Besitzer nutzen das mobile Internet bereits täglich, rund die Hälfte kauft mobil ein. Eine aktuelle Händler-Studie des Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) unterstreicht zudem die hohe Bedeutung des Mobile-Commerce für Unternehmen: Über 90 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Distanzhandel nutzen mobile Kanäle für den Direktvertrieb, rund 54 Prozent informieren Kunden über ihre Produkte.

?? Geben Sie bitte zehn Tipps, an Hand derer ein Händler eine "gute” Shopping-App erkennen kann und woran er bei der Beauftragung einer Entwicklung denken sollte.

Lendner:
Drei Aspekte sind den Nutzern beim mobilen Einkaufen wichtig: Sicherheit, Einfachheit und Geschwindigkeit. Eine "gute” Shopping-App zeichnet sich daher durch folgende Punkte aus: Eine gute App …
1. macht sich die charakteristischen mobilen Usability-Features zunutze, ohne dabei überladen zu wirken (Swiping, Karussell, Zoom von Bildern etc.)
2. folgt dem "Wurstfingerprinzip”: Layout und Usability sind so ausgelegt, dass Buttons und Links groß genug sind, um einen Klick auf einen "falschen” Button zu vermeiden.
3. minimiert das Daten-Traffic-Aufkommen und reduziert auf diese Weise Ladezeiten. Im mobilen Internet ist die Toleranzschwelle des Kunden hinsichtlich der Wartezeiten deutlich niedriger ist als im stationären Internet.
4. integriert Location Based Services, um ortsbezogene Angebote zu ermöglichen.
5. ist schneller, einfacher und intuitiver nutzbar als die Onlineshop-Anwendung
6. ist selbsterklärend und bedarf keiner Hilfestellung
7. vernetzt verschiedene Plattformen (zum Beispiel Shop, Facebook, App) und ist keine Insellösung.
8. ist nicht größer als 20MB. Apps, die diese Grenze überschreiten, sind nur noch per WLAN herunterzuladen.
9. sollte einfach und schnell um In-App-Werbekampagnen erweiterbar sein.
10. zeichnet sich durch die Schnittstelle aus. So sind Weiterentwicklungen auf andere Systeme, etwa vom iPhone auf das iPad, vergleichsweise einfach und kostengünstig möglich.

Prozesse im Unternehmen

?? Welche Prozesse im Unternehmen müssen für Mobile Commerce geschaffen oder modifiziert werden?

Lendner:

Für Mobile Commerce müssen Backend- beziehungsweise Schnittstellenprozesse geschaffen werden. Der Aufwand hängt davon ab, wie gut ein Unternehmen serverseitig aufgestellt ist und wie sich die stationären Shop-Inhalte auf eine mobile Plattform übertragen lassen. Dabei sind in erster Linie IT-Ressourcen für die Entwicklung sowie Hardware für die Serverleistung für den laufenden operativen Betrieb erforderlich. In zweiter Instanz bedarf es zur Optimierung der mobilen Usability einem entsprechenden Fokus auf die Konzipierung und das Layout der App. Darüber hinaus sollte immer eine Mobile-Strategie entwickelt werden, die agil genug ist, um auf den schnellen Technologiewandel im Markt reagieren zu können.

Das theoretische Problem, dass Mobile Commerce zu erhöhten Retourenquoten durch Schnellschuss-Einkäufe führt, hat sich in der Praxis übrigens bislang nicht bestätigt. Modifizierungen des Retourenprozesses sind demnach nicht erforderlich.

?? Was bedeuten Apps für die Gestaltung der Anstoßketten?

Lendner:

Damit eine App häufiger aufgerufen wird, sollten dem User exklusive Mehrwerte geboten werden, die nur auf einem mobilen Endgerät zur Verfügung stehen. Idealerweise sind diese Mehrwerte zeitlich begrenzt. Beispiel: "Nur heute: 10€ auf alle Artikel, nur gültig bei einem Kauf über die App.”

Um die Vermarktung einer App und somit die Nutzerzahlen zu steigern, empfehlen wir je nach Kunde einen individuellen Marketing-Mix. Dieser kann etwa klassische Mobil-Werbung bei Publishern wie SPIEGEL Mobil, aber auch In-App-Advertising (zum Beispiel bei TV Spielfilm) umfassen. Es gibt bereits zahlreiche mobile Advertiser, die solche Bewerbungskonzepte anbieten. Denkbar ist darüber hinaus die Bewerbung in klassischen Medien, etwa im Print oder, mit entsprechend Budget, im TV. Weiterhin sollten bestehende Kanäle wie Website oder Newsletter für die Bekanntmachung der App im Bestandskundenstamm genutzt werden.

Sehr wichtig ist darüber hinaus vor allem die Bekanntmachung über Dritte, also etwa in Online-Medien, Blogs und Sozialen Netzwerken, da sich immer mehr User auch über Testberichte in Blogs und Magazinen über neue Apps informieren. Viele Apps werden heute nach einer Empfehlung von Freunden oder Bekannten installiert. Wer es also schafft, sich und seine App ins Gespräch zu bringen, profitiert von höheren Download- und somit höheren Nutzerzahlen.

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