Data Center im Wandel

Der lange Weg zur Private Cloud

Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.
Aus Sorge um die Sicherheit kritischer Daten erwägen viele Unternehmen den Aufbau einer Private-Cloud. Mittelständlern fehlt dazu oft das Know-how.
Nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft Experton Group und des ITK-Branchenverbandes Bitkom wird der Umsatz mit Cloud-Computing-Produkten in Deutschland bis 2016 auf mehr als 17 Milliarden Euro wachsen.
Nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft Experton Group und des ITK-Branchenverbandes Bitkom wird der Umsatz mit Cloud-Computing-Produkten in Deutschland bis 2016 auf mehr als 17 Milliarden Euro wachsen.
Foto: BITKOM

Aus Sorge um die Sicherheit kritischer Daten erwägen viele Unternehmen den Aufbau einer Private-Cloud. Mittelständlern fehlt dazu oft das Know-how.
von Bernd Reder (freier IT-Journalist in Müchen)
Cloud Computing zählt in Deutschland zu den IT-Sparten, die ein zweistelliges Umsatzwachstum verzeichnen. Die Marktforschungsgesellschaft Experton Group erwartet 2012 einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro im Bereich Cloud Computing, 47 Prozent mehr als 2011. An die 3 Milliarden Euro entfallen auf den Geschäftskundenbereich, davon wiederum 1,4 Milliarden Euro auf Cloud-Services wie Software, Platform und Infrastructure as a Service (SaaS, PaaS, IaaS). An die 1,1 Milliarden Euro gehen in die Anschaffung von Hardware, rund 500 Millionen Euro in Beratung und Integration. Bis 2016 soll der Markt auf 17 Milliarden Euro wachsen.

Dennoch sehen vor allem deutsche Unternehmen Cloud-Computing-Dienste noch mit einem gewissen Misstrauen.

Für deutsche Mittelständler sind laut einer Studie von PwC die Angst vor dem Verlust über die Kontrolle ihrer Daten und Sicherheitsbedenken ausschlaggeben dafür, Public-Cloud-Angeboten mit Misstrauen zu begegnen.
Für deutsche Mittelständler sind laut einer Studie von PwC die Angst vor dem Verlust über die Kontrolle ihrer Daten und Sicherheitsbedenken ausschlaggeben dafür, Public-Cloud-Angeboten mit Misstrauen zu begegnen.
Foto: PwC

Eine Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC unter mittelständischen Unternehmen ergab, dass erst rund 12 Prozent Cloud-Angebote nutzen, vorzugsweise Software-as-a-Service (SaaS). Rund 44 Prozent der Befragten haben Angst vor dem Kontrollverlust über ihre Daten, wenn sie diese einem externen Provider anvertrauen; 20 Prozent scheuen den erhöhten administrativen Aufwand.

Die Bestandteile einer Private Cloud: Eine zentrale Rolle spielt die Trennung der Hardware-Ebene von den Anwendungen mithilfe einer Virtualisierungsschicht. Diese wird von Hypervisors wie Vmware ESX, Citrix Xen oder Microsoft Hyper-V gebildet.
Die Bestandteile einer Private Cloud: Eine zentrale Rolle spielt die Trennung der Hardware-Ebene von den Anwendungen mithilfe einer Virtualisierungsschicht. Diese wird von Hypervisors wie Vmware ESX, Citrix Xen oder Microsoft Hyper-V gebildet.
Foto: Microsoft

Als Alternative zu Public-Cloud-Services bietet es sich an, zunächst im firmeneigenen Rechenzentrum eine Cloud-Umgebung einzurichten. Eine Schlüsseltechnik ist dabei die Virtualisierung. VMware, einer der größten Anbieter von Virtualisierungssoftware empfiehlt folgende Elemente für die Einrichtung einer Private Cloud:

  • Eine "Shared"-IT-Infrastruktur: Sie basiert auf virtualisierten Servern, Storage-Systemen und Netzwerk-Ressourcen, die sich mehrere Nutzer teilen. Diese Infrastruktur lässt sich nach Bedarf Usern zuteilen. Damit wird das Konzept der "IT-Silos" vergangener Tage ad acta gelegt.

  • Self-Service-Web-Portale: Sowohl Nutzer als auch IT-Administratoren müssen die IT-Ressourcen in einer Private Cloud möglichst schnell und einfach anfordern beziehungsweise bereitstellen können. Dies erfolgt über Web-Portale. Diese sollten zudem den Bereitstellungsprozess weitgehend automatisieren.

  • Eine neue Form der Skalierbarkeit: Klassische Skalierungsmodelle, die etwa mehr Rechenzeit oder Speicherplatz bereitstellen, funktionieren in einer Private-Cloud-Umgebung nicht mehr. Geht eine Anfrage nach einer neuen "Workload" ein, muss die IT-Abteilung exakt definieren, welche physischen oder virtualisierten Server und Speichersysteme diese zur Verfügung stellen und welche Auswirkungen das auf die gesamte IT-Umgebung hat. Dies setzt voraus, dass entsprechende Management-Tools vorhanden sind. In größeren Rechenzentren ist es zusätzlich sinnvoll, Werkzeuge für das Data Center Infrastructure Management (DCIM) zu verwenden, um Faktoren wie Kühlung, Klimatisierung und Stromversorgung berücksichtigen zu können.

  • Anwendungs-Container: In einer Private Cloud müssen die Anwendungs-Container so aufgebaut sein, dass die Abhängigkeiten zwischen einzelnen Komponenten der Applikationen deutlich werden. Das gilt vor allem für Anwendungen, die auf unterschiedlichen Virtual Machines laufen. Nur dann ist sichergestellt, dass die Netzwerkverbindungen (Subnets) entsprechend konfiguriert werden können.

    Abstraktion von der Hardware-Ebene: Sowohl der IT-Administrator als auch der User müssen völlig unabhängig von der zugrunde liegenden Hardware Virtual Machines aufsetzen beziehungsweise darauf aufsetzende Applikationen nutzen können. Änderungen der physischen Infrastruktur sollten die Ausnahme bleiben.

  • Mandantenfähigkeit: Auch in einer Private Cloud ist es notwendig, dass Daten und Anwendungen der einzelnen Nutzergruppen strikt voneinander getrennt bleiben. Das lässt sich mithilfe von VLANS (virtuellen lokalen Netzen) bewerkstelligen. Dies verhindert, dass Mitarbeiter Zugang zu Daten und Applikationen erhalten, für die sie keine Berechtigung haben.

  • Abrechnungssystem: Um die IT-Kosten adäquat nach Nutzung abrechnen zu können, muss in eine Private-Cloud-Umgebung ein System integriert sein, das Nutzungszeiten erfasst und der entsprechenden Kostenstelle in Rechnung stellt. Die Intransparenz in puncto Kosten ist ein Schwachpunkt vieler herkömmlicher IT-Infrastrukturen.

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