Welche Marktsegmente wollen Sie adressieren?
Wild: Die Umsatzverteilung der vier Unternehmen zeichnet folgendes Bild: Wir erwirtschaften derzeit 48 Prozent mit Finanzdienstleis-tern, 32 Prozent in der Industrie, 16 Prozent mit dem öffentlichen Dienst und Energieversorgern, und der Rest verteilt sich über alle anderen Branchen.
Einer der größten auf Banken und SAP fokussierten Dienstleister, die Heyde AG, hat Insolvenz angemeldet und kämpft jetzt um ihr Überleben. Cellent hat eine ähnliche Ausrichtung. Warum glauben Sie, mehr Erfolg zu haben?
Wild: Wir haben einen anderen Geschäftsansatz. Wir sind nicht den Versuchungen der New Economy erlegen. Heyde hat wahrscheinlich einen sehr aggressiven Wachstumskurs gefahren, der sie in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht hat. Die unter Cellent vereinten Unternehmen arbeiten alle profitabel.
Aber die beschriebene Zielgruppe ist nahezu deckungsgleich. Lässt sich in diesem Markt noch Geld verdienen?
Wild: Ich habe hinsichtlich der Zielgruppe eigentlich keine Sorgen. Natürlich haben wir in Deutschland neben der allgemeinen Wirtschaftslage auch eine Strukturkrise im Bankenmarkt. Die Anpassungen aufgrund der Globalisierung und der europäischen Harmonisierung führen sehr wohl auch zu reduzierten IT-Budgets.
Plant die Cellent AG den Gang an die Börse?
Wild: Ja, aber noch nicht in nächs-ter Zukunft.
Gibt es dafür ein Zeitfenster?
Wild: Zwei bis vier Jahre. Aber immer unter dem Parameter einer nachweisbaren Prosperitätsperspektive und eines geeigneten Marktumfeldes.
Wollen Sie mit Cellent an den Neuen Markt gehen?
Wild: Darüber haben wir uns überhaupt noch keine Gedanken gemacht. Wenn Sie mich spontan fragen, eher nicht.
Gibt es Entlassungen?
Wild: Nein, auch nicht in der Administration, um Strukturkosten zu senken. Wir haben viele dieser Aufgaben, wie das Rechnungswesen oder die Personalabrechnung, outgesourct und sind deshalb sehr schlank aufgestellt.
Werden Standorte geschlossen?
Wild: Nein, unser Geschäft findet im Wesentlichen vor Ort beim Kunden statt. Der Standort ist deshalb eher eine Frage der Verkehrsanbindung und nicht der Residenz von Mitarbeitern. Ich will aber nicht ausschließen, dass wir uns in vier oder fünf Jahren an einem gemeinsamen Standort zusammenfinden.
Wie würden Sie die Cellent AG definieren? Welche Kompetenzen hat das neue Systemhaus?
Wild: Wir sind ein Lösungsanbieter mit Branchen-Know-how.
Aber zu Komplettlösungen gehört auch Hardware. Wie will Cellent diesen Bereich abdecken?
Wild: Vom gesamten Umsatzvolumen erwirtschafteten wir bisher über alle vier Firmen höchstens ein Prozent mit Hardware. Die meisten Kunden präferieren bestimmte Anbieter, deshalb spielt Hardware für uns im Projektgeschäft keine Rolle.
Wird Cellent auch Software anderer Hersteller wie J.D. Edwards anbieten?
Wild: Für uns geht es darum, die geeignete Lösung für den Kunden zu schaffen. Seine Anforderung bestimmt die Software. Unsere Aufgabe kann deshalb nicht darin bestehen, unser Heil im Vertrieb von Software zu suchen.
Immer mehr Systemhäuser aus dem SAP-Umfeld schließen sich zusammen. Zeichnet sich da ein neuer Trend ab? Können nur noch Lösungsanbieter, die Branchen- sowie Soft- und Hardware-Know-how bündeln, künftig am Markt bestehen ?
Wild: Für uns ist das der Trend. Zum einen, den Geschäftsprozess des Kunden zu kennen und zum anderen, die technologische Basis zu beherrschen, ist ein Wettbewerbsvorteil. Für uns macht es Sinn, ein Komplettangebot mit beiden Aspekten anzubieten.
Warum häufen sich die Zusammenschlüsse von Systemhäusern gerade im Umfeld der Walldorfer? Liegt das daran, dass die Walldorfer ihr Service-Geschäft massiv ausgebaut und kleinere Dienstleister allein keine Überlebenschance haben?
Wild: Das trifft sicherlich zu. Wir haben mit einer Konzentrationsbewegung zu rechnen. Die Cellent AG selbst stellt ja eine dar. Aus kleinen Strukturen schaffen Sie nur schwer den Sprung in eine größere Dimension. Dazu kommt, dass der Wettbewerbsdruck sowohl unter den Systemhäusern als auch von der Herstellerseite steigt. Außerdem sind die Konditionen beispielsweise für SAP-Dienstleis-tungen nicht mehr so üppig wie einst. Man muss sich im Rückblick schon die Frage stellen, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Kunden immer positiv war.