Cloud-Wachstum vs. Marktkonsolidierung

Wie Yorizon die Spielregeln im Cloud-Markt neu definiert

11.09.2024
Von Redaktion ChannelPartner
Der Cloud-Markt boomt, doch die großen Anbieter dominieren. Yorizon bringt frischen Wind in die Branche. Yorizon Co-CEO Gernot Hofstetter enthüllt, wie sich der neu gegründete Cloud-Player mit Open Source und innovativen Edge-Rechenzentren im fragmentierten Markt positionieren, und welche Chancen er für IT-Dienstleister und MSPs schaffen will.

Cloud ist ein Wachstumsmarkt - weltweit seit mehreren Quartalen mit Zuwachsraten zwischen 16 und 20 Prozent. Allerdings wachsen die drei größten Anbieter noch deutlich stärker als der Markt. Droht hier eine weitere Konsolidierung - oder gibt es Perspektiven für mehr Wettbewerb und Chancen für regionale Anbieter?

Gernot Hofstetter: Der Cloud-Markt wird weiterhin ein stark wachsender Bereich bleiben, insbesondere durch die steigende Nachfrage nach immer leistungsfähigeren Anwendungen, die schnellere Rechenkapazitäten erfordern.
Wir sehen in diesem Wachstum eine Chance, uns gezielt auf bestimmte Anwendungsfälle konzentrieren zu können, bei denen wir einen besonderen Mehrwert bieten. Ein Schlüsselfaktor hierbei ist unser wachsendes Netzwerk von Edge-Rechenzentren.
Diese ermöglichen es uns, sowohl öffentliche Institutionen als auch mittelständische Unternehmen mit einer zuverlässigen, skalierbaren und zukunftssicheren Cloud-Infrastruktur zu versorgen.

Unsere Partnerschaften spielen dabei eine zentrale Rolle: In enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern, die die jeweiligen Bedürfnisse ihrer Kunden genau kennen, entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen. Unser Ansatz zielt darauf ab, durch Synergien Effizienzgewinne zu realisieren, wobei wir stets Nachhaltigkeit in ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Hinsicht in den Mittelpunkt stellen.

Gernot Hofstetter, Co-CEO von Yorizon
Gernot Hofstetter, Co-CEO von Yorizon
Foto: Pixelcoma

Wie bewerten Sie die Marktkonsolidierung?

Gernot Hofstetter: Hinsichtlich der Marktkonsolidierung beobachten wir zwei wesentliche Trends. Einerseits haben die größten Anbieter ihre Marktanteile kontinuierlich ausgebaut, indem sie auf große, zentralisierte Rechenzentren setzen. Allerdings stoßen diese Anbieter insbesondere in Europa auf energiebezogene Kapazitätsgrenzen, die langfristig eine Neuausrichtung erfordern könnten.
Auf der anderen Seite sehen wir eine Konsolidierung bei kleineren, stark fragmentierten Anbietern, insbesondere im Co-Location- oder On-Premises-Cloud-Bereich.

Diese Anbieter kämpfen zunehmend mit Herausforderungen wie Fachkräftemangel, steigenden Betriebskosten und dem Bedarf an Investitionen in neue Hardware und Kühlsysteme, um die leistungsstarken Anwendungen zu unterstützen.

Hier setzen wir an: Mit einem ganzheitlichen Ansatz helfen wir dabei, durch neue Synergien innovative und effiziente Lösungen zu entwickeln. Diese Lösungen sind sowohl individuell auf die Anforderungen unserer Kunden zugeschnitten als auch flexibel skalierbar, um zukünftigen Bedarf abzudecken.

Von Verbänden, Politikern und Experten wird seit Jahren mehr "digitale Souveränität" gefordert. Man hat aber nicht den Eindruck, dass hier viele Fortschritte gemacht wurden. Woran liegt´s?

Gernot Hofstetter: Die Forderung nach digitaler Souveränität hat über die letzten Jahre deutlich an Bedeutung gewonnen, besonders in Europa. Allerdings ist es eine komplexe Herausforderung, die nicht nur technologische, sondern auch geopolitische, wirtschaftliche und regulatorische Aspekte umfasst.
Bereits zahlreiche Initiativen, Strategien und Projekte auf nationaler und europäischer Ebene wurden in Gang gesetzt. Einige dieser Maßnahmen haben erste Ergebnisse geliefert, während andere sich noch in der Umsetzungsphase befinden.

Ein wesentlicher Grund dafür, dass der Fortschritt teilweise als langsam wahrgenommen wird, liegt in der Komplexität der globalen Abhängigkeiten. Internationale Cloud-Anbieter haben in den letzten Jahren eine dominierende Marktstellung erlangt, weil sie schnell und effizient skalierbare Lösungen anbieten. Diese Systeme haben Unternehmen und Institutionen weltweit dabei geholfen, ihre digitale Transformation voranzutreiben. Dabei haben sich für viele europäische Organisationen jedoch erhebliche Abhängigkeiten von diesen großen Anbietern entwickelt, was nun die Realisierung digitaler Souveränität erschwert.

Was muss sich ändern, damit es besser wird?

Gernot Hofstetter: Was sich ändern muss, um diese Abhängigkeiten zu verringern, ist ein diverses Angebot an interoperativen Systemen. Hierbei ist es wichtig, dass Politik, Wirtschaft und Forschung eng zusammenarbeiten, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die es regionalen und nationalen Anbietern ermöglichen, wettbewerbsfähige Lösungen zu entwickeln.
Gaia-X ist ein Beispiel für eine solche Initiative, die eine europäische Cloud-Infrastruktur fördert, die sowohl den hohen Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz gerecht wird als auch die Souveränität europäischer Unternehmen stärkt.

Yorizon verfolgt das Ziel, eine aktive Rolle bei der Förderung digitaler Souveränität zu übernehmen. Wir sind der Überzeugung, dass unabhängige Ansätze verfolgt werden müssen, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Unser erster Beitrag in diesem Bereich besteht in der Entwicklung eines eigenen Hypervisors, der kompatibel mit Gaia-X und dem Sovereign Cloud Stack ist. Dieser Hypervisor bietet eine Open-Source-Alternative zu bestehenden Lösungen und stärkt die Kontrolle europäischer Unternehmen über ihre eigenen Daten und Prozesse.

Sie setzen bei Yorizon konsequent auf Open Source und einen Sovereign Cloud Stack. Was bedeutet das genau in der Praxis?

Gernot Hofstetter: Ein vertrauenswürdiges Angebot, sowie ein offener, interoperabler Ansatz sind entscheidend dafür, dass auch KMUs in Europa sich für die Cloud entscheiden und somit die Basis für Innovationen wie KI schaffen. Dieses Vertrauen kann durch Open Source hergestellt werden, da dadurch ermöglicht wird, verschiedene Systeme und Plattformen miteinander zu verbinden, ohne in proprietäre Strukturen und Abhängigkeiten zu geraten.

Mit unserem eigenen Hypervisor, der auf diese Prinzipien aufbaut, ermöglichen wir unseren Partnern und Kunden Kontrolle in ihrer virtuellen Umgebung beizubehalten. Open Source einerseits bedeutet, dass der Quellcode der Software öffentlich zugänglich ist. Kunden können den Code einsehen, analysieren und bei Bedarf anpassen. Das erhöht das Vertrauen in die genutzten Technologien, da es keine "Blackbox" gibt.

Beim Sovereign Cloud Stack handelt es sich ebenfalls um eine Open-Source-Initiative, die es ermöglicht, Cloud-Lösungen zu entwickeln, die den Anforderungen an Datenschutz, Datenhoheit und Compliance genügen, besonders in Europa. Kunden haben also volle Transparenz darüber, wie ihre Daten verarbeitet werden.

Unser Ziel ist es, nicht nur eine gänzlich neue technologische Lösung zu schaffen, sondern eine Grundlage für zukünftige Entwicklungen zu bieten, die Unternehmen und Institutionen in Europa langfristig flexibler und unabhängiger machen.

Worin unterscheidet sich der Cloud Stack von Yorizon von Open Source Plattformen anderer Anbieter?

Gernot Hofstetter: Wenn wir von Open Source sprechen, erwarten wir nicht, dass unsere Kunden Open-Source-Spezialisten werden. Stattdessen bieten wir eine benutzerfreundliche Oberfläche und maßgeschneiderte Lösungen, die den Komfort einer proprietären Lösung mit den Vorteilen der Open-Source-Technologie verbinden - ohne Kompromisse bei Sicherheit oder Support.

Wir als professioneller Cloud-Anbieter schließen genau diese Lücke: Wir bieten Garantien, SLAs und langfristigen Support, wie es von proprietären Lösungen bekannt ist.

Open Source hat viele Vorteile, die auch anerkannt und akzeptiert sind. Geht es dann um konkrete Projekte, greifen viele doch lieber zu einem Anbieter und dessen Produkten, weil sie das Gefühl haben, damit dann konkret jemanden an der Hand zu haben, der sich im Notfall "kümmert". Wie lässt sich diese Lücke zwischen grundsätzlicher Akzeptanz und letztlich dann doch der Entscheidung für proprietäre Angebot überwinden?

Gernot Hofstetter: Wir nutzen den Kern und die APIs von Open-Source-Technologien, um maximale Flexibilität, Sicherheit und Unabhängigkeit zu bieten. Durch unsere maßgeschneiderten Anpassungen und das eigene User Interface stellen wir sicher, dass die User Experience der unserer proprietären Wettbewerber gleichkommt - oder sie sogar übertrifft.

Unser Ansatz kombiniert die Leistungsfähigkeit und Stabilität der führenden Open-Source-Lösungen mit einer intuitiven, benutzerfreundlichen Oberfläche, die vollständig auf die Bedürfnisse unserer Kunden abgestimmt ist. Damit erhalten Sie das Beste aus beiden Welten: Maximale Kontrolle und Transparenz dank Open Source sowie Komfort und Benutzerfreundlichkeit durch eine individuell gestaltete Benutzeroberfläche.

Zusammengefasst: Sie profitieren von den Vorteilen der offenen Technologie, ohne auf den Komfort und die Effizienz einer hochwertigen, professionellen Nutzererfahrung verzichten zu müssen.

Was müssen Partner tun, um erfolgreich mit Ihnen zusammenarbeiten zu können?

Gernot Hofstetter: Eine offene und klare Kommunikation ist, wie in jeder erfolgreichen Partnerschaft, die Grundvoraussetzung für eine gute Zusammenarbeit. Wir befinden uns stetig in intensiven Gesprächen, um sowohl die bestehenden Herausforderungen als auch die Chancen für unsere Partner zu verstehen. Unser Ziel ist es, unsere Partner so zu befähigen, dass sie ihren Kunden eine sorgenfreie, Green-IT-Infrastruktur anbieten können, die ihnen ermöglicht, sich voll auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.

Die Digitalisierung schafft immer neue Innovationsmöglichkeiten, die für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend sind. Unser Beitrag besteht darin, gemeinsam mit unseren Partnern Lösungen zu entwickeln, die nicht nur heute erfolgreich umgesetzt werden, sondern auch langfristig weiterentwickelt werden können.

Und was tun Sie, um Ihre Partner erfolgreich zu machen?

Gernot Hofstetter: Wir bieten einerseits eine effiziente und API-basierte IT-Infrastruktur an, die unsere Partner mit deren Services zu einem individuellen Gesamtprodukt formen können. Dadurch können unsere Partner den Fokus vollständig auf ihr Kerngeschäft richten. Diese Synergie trägt wesentlich zum Geschäftsmodell unserer Partner bei.

Unsere Systemlandschaft ermöglicht eine nahtlose und skalierbare Zusammenarbeit: von der Knowledgebase mit Chatbots im Partnerportal über Vertrags- und Angebotstools bis hin zur Self-Service-Bestellung. Wir bieten umfassende Automatisierungslösungen, z. B. im Bereich Lead-to-Cash, und stellen effiziente Kontrollmöglichkeiten über unsere integrierten Dashboard-Management-Systeme bereit. Zusätzlich unterstützen wir unsere Partner mit robusten Support-Tools, maßgeschneiderten Trainingsmodulen, sowie Datenintegrations- und Analysetools, um die Geschäftsprozesse weiter zu optimieren und Entscheidungen auf Basis von Echtzeitdaten zu treffen.

In Zukunft werden wir diesen Ansatz weiter ausbauen und fortschrittliche KI-Technologien integrieren, an denen wir bereits arbeiten, die vielversprechende Anwendungen in verschiedenen Bereichen ermöglichen und zusätzliche Unterstützung aber auch neue Möglichkeiten bieten.

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