Nachhaltigkeit im Handel

Umweltsiegel für technische Geräte



Andreas Th. Fischer ist freier Journalist im Süden von München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur bei verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany, com! professional und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen IT-Security,  Betriebssysteme, Netzwerke, Virtualisierung, Cloud Computing und KI. 
Umweltbewusste Käufer wollen immer häufiger Siegel oder Zertifikate sehen. Allerdings hat jedes der verfügbaren Label eigene Kriterien und Anforderungen.
Fast jeder vierte Verbraucher macht Kaufentscheidungen von Umweltsiegeln abhängig.
Fast jeder vierte Verbraucher macht Kaufentscheidungen von Umweltsiegeln abhängig.
Foto: M. Schuppich - shutterstock.com

Themen wie der Schutz der Umwelt sind für viele Menschen auch bei Kaufentscheidungen wichtiger geworden. In Bezug auf den Wunsch nach nachhaltigerem Konsum gibt es kaum Unterschiede nach Geschlecht oder Alter. Die Auswirkungen des Klimawandels dürfte mittlerweile fast jeder gespürt haben. In letzter Konsequenz betrifft das auch den Fachhandel, wenn Kunden nach technischen Geräten verlangen, die sowohl energieeffizient als auch nachhaltig produziert und in Umlauf gebracht wurden. Das gilt sowohl im B2C- als auch im B2B-Geschäft: Nachhaltigkeit ist immer öfter ein Verkaufsargument.

Es genügt aber nicht, dass Hersteller und Handel nur behaupten, dass bestimmte Produkte weniger Energie verbrauchen und nachhaltig produziert wurden. Die Kunden wollen Belege dafür sehen. Daher spielen Umweltsiegel wie der "Blaue Engel" oder das "EU-Ecolabel" eine zunehmende Rolle beim Verkauf technischer Produkte. Sie versprechen mehr Transparenz und informieren potenzielle Käufer über die umweltgerechte Gestaltung der Produkte.

Ehrgeizige Ziele

Manche dieser Siegel sind eine freiwillige Kennzeichnung, andere sind in Deutschland und der EU verpflichtend. Die damit verfolgten Ziele sind durchaus ehrgeizig. So will die Bundesregierung die CO2-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Bis 2045 soll das gesamte Land den Status der "Treibhausgasneutralität" erreichen.

Auch die Europäische Kommission ist nicht untätig. Im Jahr 2005 hat sie die Ökodesign-Richtlinie auf den Weg gebracht. Die wurde seitdem mehrfach aktualisiert und erweitert. Die Richtlinie legt Mindestanforderungen an eine umweltgerechte Gestaltung technischer Produkte fest, um ihre Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit zu verbessern.

Deutschland will bis 2045 offiziell den Status der "Treibhausgasneutralität" erreicht haben.
Deutschland will bis 2045 offiziell den Status der "Treibhausgasneutralität" erreicht haben.
Foto: Black Salmon - shutterstock.com

Die Ökodesign-Richtlinie hat zum Ziel, die Umweltbelastung von Produkten zu reduzieren und gleichzeitig den Energieverbrauch und die Kosten für Verbraucher zu senken. Damit will die Europäische Kommission den Klimawandel bekämpfen und nachhaltigere Gesellschaften fördern.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz können allein durch zehn im Jahr 2019 verabschiedete Ökodesign-Verordnungen sowie sechs Energielabel-Verordnungen bis zum Jahr 2030 rund 167 Terawattstunden eingespart werden. Dies entspricht einer Reduzierung von über 46 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent und damit ungefähr dem jährlichen Energieverbrauch Dänemarks.

Umweltsiegel für technische Geräte

Blauer Engel: Dieses Umweltsiegel gehört zu den weltweit ältesten. Es existiert bereits seit 1978. Heute kümmert sich das Bundesumweltministerium um das Siegel. Es wird für Produkte vergeben, die eine geringe Umweltbelastung aufweisen und hohe Anforderungen an Energieeffizienz und Recycling erfüllen. Aktuell sind mehr als 20.000 Produkte und Dienstleistungen von über 1.600 Unternehmen mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.

Das aktuelle Blauer-Engel-Logo.
Das aktuelle Blauer-Engel-Logo.
Foto: Publicgarden GmbH

Laut Umfragen des Umweltbundesamtes kennen 90 Prozent der Verbraucher in Deutschland den Blauen Engel. Immerhin 23 Prozent lassen sich durch das Siegel bei ihren Kaufentscheidungen beeinflussen.

Der Blaue Engel soll vor allem eine unparteiische und wirtschaftlich unabhängige, freiwillige Produktkennzeichnung sein. Er ist ein sogenanntes TYP I - Umweltzeichen, das auf der internationalen Norm DIN EN ISO 14024 basiert. Der Blaue Engel kennt vier primäre Schutzziele: "schützt die Ressourcen", "schützt Umwelt und Gesundheit", "schützt das Wasser" sowie "schützt das Klima".

Energy-Star-Logo
Energy-Star-Logo
Foto: United States Environmental Protection Agency

TCO-Prüfsiegel: TCO Certified ist ein Zertifizierungsprogramm für Elektronikprodukte, das vom schwedischen Dachverband der Angestellten- und Beamtengewerkschaft ins Leben gerufen wurde. Das Programm bewertet Produkte wie Computer-Monitore, Drucker und Smartphones nach Kriterien wie Energieeffizienz, verwendeten Materialien und sozialer Verantwortung.

Die Recycling-Fähigkeit technischer Geräte spielt für viele Verbraucher eine immer größere Rolle.
Die Recycling-Fähigkeit technischer Geräte spielt für viele Verbraucher eine immer größere Rolle.
Foto: Stokkete - shutterstock.com

Für Displays gibt es gleich mehrere TCO-Standards: TCO '92, '95, '99, '03 sowie '06 mit steigender Schärfe. Für Drucker gilt TCO '99 und für Mobiltelefone TCO '01. Insgesamt ist TCO Certified auf 12 Produktkategorien ausgelegt. Der Standard erfüllt ebenfalls die Anforderungen von ISO 14024 Ecolabel Type 1.

Zu den Prüfkriterien gehören unter anderem die verfügbaren Produkt- und Nachhaltigkeitsinformationen, eine sozial- und umweltverträgliche Produktion, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Produktleistung und Energieeffizienz, die Verringerung gefährlicher Stoffe sowie Rückgewinnungsmöglichkeiten und Wiederverwendung der verwendeten Materialien.

Energy Star: Dieses Umweltlabel wird von der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency) und dem US-Energieministerium vergeben. Das Siegel ist auf technische Geräte ausgelegt, die besonders energieeffizient sein müssen und nicht nur Energie, sondern auch Kosten sparen können. Mit dem Energy Star ausgezeichnete Produkte sollen damit deutlich weniger Energie verbrauchen als der Durchschnitt vergleichbarer Geräte. Wie viel weniger wird etwa bei Computern durch eine Formel berechnet. Außerdem müssen sie nach einiger Zeit automatisch in den Standby gehen können.

Das Energy-Star-Logo der EPA.
Das Energy-Star-Logo der EPA.
Foto: United States Environmental Protection Agency

EU-Ecolabel: Das auch als Euroblume bekannte Siegel wurde bereits 1992 ins Leben gerufen. Es soll im gemeinsamen europäischen Markt als einheitliche Kennzeichnung für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen dienen. Das EU-Ecolabel soll den gesamten Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigen. Der Energieverbrauch ist dabei nur eines der geprüften Kriterien.

Die Kriterien wurden so ausgelegt, dass nur 10 bis 20 Prozent der Produkte auf dem Markt das Siegel erhalten können. So sollen nur die umweltfreundlichsten Güter davon profitieren.

Das EU-Umweltzeichen soll zum Beispiel garantieren, dass elektronische Bildschirme energieeffizient und reparaturfähig sind und nur eine begrenzte Menge gefährlicher Stoffe enthalten. Darüber hinaus verlangt die EU ein Minimum an recyceltem Stoffen sowie eine einfache Zerlegung der Produkte. Das soll das Recycling erleichtern.

Energieeffizienzklassen: Heutzutage prangen sie bereits auf vielen technischen Endgeräten: die Energieeffizienzklassen (EEK) der EU. Sie sollen zum Beispiel auf Monitoren für Orientierung und Vergleichsmöglichkeiten beim Kauf sorgen. Die verfügbaren Klassen reichen von "A" bis zu "G".

2021 wurden sie aktualisiert. Die Effizienzklassen A+ bis A+++ sind entfallen. Zunächst gibt es keine Geräte der Klasse A mehr, damit die Hersteller einen Anreiz haben, sich zu verbessern. Generell gilt aber: Je weiter vorne im Alphabet ein Gerät eingestuft wird, umso effizienter arbeitet es.

Die Energieeffizienzklassen der EU gehören zu den bekanntesten Umweltsiegeln.
Die Energieeffizienzklassen der EU gehören zu den bekanntesten Umweltsiegeln.
Foto: NicoElNino - shutterstock.com

Cradle to Cradle Certified: Dabei handelt es sich um ein Umweltsiegel, das auf Basis des Cradle-to-Cradle-Prinzips von Michael Braungart und William McDonough entwickelt wurde. Es soll die Etablierung einer echten Kreislaufwirtschaft fördern. Daher berücksichtigt es nicht nur Umweltaspekte, sondern auch soziale und ökonomische Kriterien.

Das Cradle-to-Cradle-Label gibt es in den Varianten Basic, Bronze, Silber, Gold sowie Platin. Weltweit soll es aber nur etwa 1.000 Produkte geben, die das Label tragen. Laut Wikipedia handelt es sich vor allem um Baumaterialien und Inneneinrichtungsgegenstände. Die Relevanz für technische Geräte ist daher gering.

FSC-Siegel: Die Abkürzung FSC steht für Forest Stewardship Council. Damit wird die Zielrichtung klar. Das FSC-Siegel soll eine nachhaltigere Holzwirtschaft fördern und spielt daher bei technischen Produkten nur eine untergeordnete Rolle etwa bei ihren Verpackungen. Bei der Herstellung von FSC-zertifizierten Produkten darf nach Angaben der Webseite FSC Deutschland nur Holz aus FSC-zertifizierten Wäldern, anderen kontrollierten und legalen Holzherkünften sowie Recycling-Material eingesetzt werden.

Umweltsiegel für Ökostrom

Darüber hinaus gibt es noch Zertifizierungen für Ökostrom, die zum Beispiel für Rechenzentrumsbetreiber relevant sind. Sie sollen Sicherheit darüber geben, wie viel echter Ökostrom enthalten ist. So darf nach Angaben des TÜV Süd bereits Strom, der zur Hälfte aus regenerativen Quellen sowie zur Hälfte aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen stammt, ganz offiziell als Ökostrom bezeichnet und verkauft werden.

Umweltsiegel können auch garantieren, dass Ökostrom tatsächlich zu 100 Prozent aus regenerativen Energien und nicht etwa doch aus Atomkraft stammt.
Umweltsiegel können auch garantieren, dass Ökostrom tatsächlich zu 100 Prozent aus regenerativen Energien und nicht etwa doch aus Atomkraft stammt.
Foto: hrui - shutterstock.com

Grüner Strom: Dieses Ökostrom-Label wird unter anderem unterstützt von den Umweltverbänden NABU, BUND, Deutsche Umwelthilfe und dem Deutschen Naturschutzring. Es soll nicht nur garantieren, dass zu 100 Prozent echter Ökostrom und kein umetikettierter Atom- oder Kohlestrom enthalten ist und dass ein fester Betrag je Kilowattstunde in den Ausbau erneuerbarer Energien und Energiewende-Projekte fließt.

RenewablePlus: Dieses Siegel soll sicherstellen, dass tatsächlich Investitionen in erneuerbare Energien und ökologische Maßnahmen erfolgen. Als Nachweis dienen anerkannte Herkunftsnachweise, die die Herkunft und ökologische Eigenschaft des angebotenen Stroms belegen. Prüfer ist der TÜV Rheinland.

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