Vergleich mit den Lünendonk-Listen
Die Marktforscher von Lünendonkunterscheiden bei IT-Dienstleistern zwischen denjenigen, die überwiegend im Projekt-Geschäft tätig sind (IT-Beratung und Systemintegration) und jenen, die schwerpunktmäßig mit dem Betrieb von Rechenzentren und Applikationen ihre Umsätze erzielen (IT-Services).
Systemhäuser führen selbstverständlich IT-Projekte durch - inklusive Systemintegration, von den reinen IT-Beratern unterscheiden sie sich dadurch, dass sie ihren Kunden das gewünschte IT-Equipment auch direkt verkaufen, also ihnen gegenüber als Reseller des Herstellers auftreten. Manche der Systemhäuser agieren bereits erfolgreich als Managed Service Provider, daher wären sie eher der reinen IT-Service-Sparte à la Lünendonk zuzuordnen.
Insoweit stellen Systemhäuser eine Teilmenge der von Lünendonk erfassten Dienstleister zuzüglich der aus dem klassischen Systemhausumfeld herstammenden Unternehmen wie Computacenter, Comparex, Cancom, Bechtle oder Fritz & Macziol. Reine IT-Beratungsunternehmen, die Kunden bestimmte IT-Lösungen empfehlen, die Projekte aber selbst nicht durchführen, erfassen wir nicht als "Systemhäuser".
12 Systemhäuser mit über einer Viertelmilliarde Euro Jahresumsatz
Anhand dieser Definition gibt es genau zwölf Systemhäuser mit mehr als 250 Millionen Euro Jahresumsatz 2015 in Deutschland. 2014 haben gerade mal acht IT-Dienstleister diese Umsatzmarke übersprungen. Im vergangene Jahr haben SVA und Infosys zum ersten Mal mehr als eine Viertelmilliarde Euro Umsatz erzielt, und wie oben erwähnt, haben wir in diesem Jahr ebenfalls zum ersten Mal T-Systems und Atos mit in die Rangliste der größten Systemhäuser in Deutschland aufgenommen.
In Richtung der Umsatzmilliarde in Deutschland bewegt sich die in diesem Ranking fünftplatzierte Cancom SE. Nach dem Kauf von Pironet agiert der ehemalige Apple-Reseller mittlerweile auch als Rechenzentrumsbetreiber, außerdem wickelt Cancom immer mehr IT-Projekte bei Großkunden ab - ein schönes Beispiel für die erfolgreiche Digitale Transformation eines Systemhauses!
Cancoms Vorsprung vor dem sechstplatzierten Systemhaus Comparex ist damit in der Tat etwas gewachsen. Das liegt zum einen an der deutlichen Zunahme der Umsätze des ehemaligen Apple-Händlers. Zum Teil ist dieses Wachstum organisch - vor allem dank gut laufender Cloud-Geschäfte - zum anderen hat Cancom auch 2015 Akquisitionen getätigt. So hat das Münchner Systemhaus im November 2015 den ebenfalls in München ansässigen IBM-Partner Xerabit erworben, um das Datacenter- und Storage-Geschäft im Großkundenbereich zu stärken. Und auch das Jahr 2016 läuft Umsatz- und gewinntechnisch hervorragend für Cancom.
Comparex konzernweit gewachsen, in Deutschland mit leichtem Rückgang
Etwas anders stellt sich die Situation bei Comparex dar: Die Nachfolgerin der PC-Ware AG aus Leipzig musste 2015 einen Umsatzrückgang von 4,2 Prozent in Kauf nehmen. Das Unternehmen erklärt das mit der stärkeren Sourcing-Neigung der deutschen Kunden: "Unsere Kunden sparen mittlerweile beim Einkauf von Standard-Software durch die Möglichkeit, über unsere globale Organisation zu den weltweit tagesaktuellen Einkaufspreisen Standard-Software zu erwerben", so die Konzernsprecherin Christin Schütte.
Die auf diese Weise in den unterschiedlichen Comparex-Landesorganisationen erworbene Software wurde 2015 aber auch genau dort verbucht, dabei schnitt die deutsche Comparex-Niederlassung unterdurchschnittlich ab. "Konzernweit sind wir 2015 aber um 7,9 Prozent gewachsen", ergänzt Schütte.
Eine ähnliche Entwicklung wie Comparex machten auch viele Systemhäuser unterhalb der Top 10. Jeder Umstieg von On-Premise- aufs Managed Services-Geschäft ist mit einem kurzfristigem Umsatzrückgang verknüpft. Kalkuliert aber der Managed Services Provider wirtschaftlich, kann er in Zukunft wieder mit steigenden Umsätzen und deutlich erhöhten Erträgen rechnen.
Für viele Systemhäuser stellt diese interne "Digitale Transformation" einen Balance-Akt dar. Kaum ein Haus traut sich, all seine Kunden auf das Managed-Services-Betriebsmodell umzustellen. Dies geschieht meist Schritt für Schritt, mit einem Kunden nach dem anderen, um die kurzfristigen Umsatzeinbußen zu verringern und das Ganze auch etwas in die Länge zu ziehen. Es kommt immer auf die finanziellen Reserven des Systemhauses an, wie lange die anfängliche Durststrecke andauert und wie tief sie in die monatlichen Erlöse einschlägt.