Fazit und Zukunft
All-Flash-Systeme ohne den Hemmschuh langsamer Festplattenkanäle sind derzeit der einzige Weg, Höchstleistungsspeicher mit optimal vielen I/Os zu vergleichsweise geringen Anschaffungs- und Betriebskosten zu bekommen. Infrastrukturen bestehend aus reinen Flash- und reinen Plattensystemen mit übergeordneten Virtualisierungs- und Multi-Tiering-Appliances werden in den kommenden Jahren Standard und die Rechenzentren nachhaltig erobern. Wer heute neue Anschaffungen für den Online-Speicher plant, kommt um dieses Konzept nicht herum und wird bis auf weiteres auch kein besseres finden.
- Dr. Georgios Rimikis, Senior Manager Solutions Strategy, Hitachi Data Systems
"Die Nachfrage nach Flash Storage wird 2014 nach dem Durchbruch des zurückliegenden Jahres in vielen Märkten regelrecht explodieren. Dabei halten wir uns an die Maxime: All-Flash-Silos sind keine gute Lösung." - Thomas Meier, Chief Technologist Storage, Hewlett-Packard
"Bei KMUs ist die Nutzung von Flash-Storage abhängig von der Applikationsumgebung. Ein idealer Einsatzbereich für Flash-Storage sind Applikationen mit einem hohen Leseanteil. Aber auch in traditionellen Speicherarchitekturen kann Flash-Cache eingesetzt werden, um Engpässe in der IO-Performance innerhalb der Systeme zu kompensieren." - Robert Guzek, Senior Alliance Manager CE FTS CE ISS Market Operations, Fujitsu Technology Solutions
"Die Preise für Flash-Speicher werden 2014 dank der steigenden Nachfrage nach Solid State Drives und Storage-Systemen mit Flash-Komponenten weiter sinken. Das macht solche Systeme auch für mittelständische Unternehmen erschwinglich." - Vincenzo Matteo, Disk Product Management Director, Oracle
"Ganz bestimmt, allerdings nur wenn er auf sinnvolle Art und Weise als Mittel zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung verwendet wird. Flash Speicher müssen effizient und automatisiert auf Anwendungsanforderungen hin Verwendung finden." - Dr. Stefan Radtke, CTO Isilon Storage Division, EMC Deutschland
Für die Performance würden hunderte, wenn nicht tausende normale Disks benötigt, die ein Vielfaches an Energieverbrauch und Managementkosten verursachen. - Johannes Wagmüller, Director Systems Engineering, NetApp
„Nicht zwingend muss bei mittelständischen Unternehmen die Flash-Adaption in Reinform als Array erfolgen. Sinnvoller könnten Flash-Ergänzungen in bestehende Architekturen sein, sei es zur Beschleunigung oder für mehr Effizienz im Rechenzentrum." - Hans Schramm, Field Product Manager Enterprise, Dell
Es haben sich bei Flash-Storage mittlerweile ähnliche Strukturen etabliert, wie wir sie von den drehenden Platten her kennen: Auf der einen Seite kleine, schnelle aber teure Laufwerke, auf der anderen Seite große, nicht ganz so schnelle aber günstigere Drives. Das Ganze nun durch ein intelligentes Tiering Konzept verbunden ermöglicht neue Wege." - Michael Achtelik, Storage Business Leader DACH, IBM Deutschland
"Auch in KMUs steigen die Anforderungen an Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der IT-Infrastruktur stetig an. Flash-Technologien, vor allem neue All Flash-Arrays wie IBM Flash Systems, haben mittlerweile ein Leistungs- und Kosten-Niveau erreicht, das diesen Systemen einen sehr breiten Markt erschließt."
Sonderwege und Nischenprodukte
Wie bei allen anderen technischen Herausforderungen auch, so bringt das Bedürfnis nach schnellstem Speicher zum günstigsten Preis auch mehr oder weniger brauchbare Speziallösungen hervor. Es handelt sich hier im Flash-Bereich vor allem um die Nutzung von PCI-Steckkarten direkt im Server oder aber um die Kannibalisierung des rechnereigenen Hauptspeichers, vor allem im Datenbankbereich.
Beide Ansätze bringen zwar den heute schnellsten Massenspeicher hervor, haben allerdings neben dem horrend schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis einige weitere fatale Nachteile.
So lassen sich die Kapazitäten auf PCI-Steckkarten kaum oder nur mit einem erheblichen programmiertechnischen Aufwand logisch oder physikalisch gegen Ausfall und Datenverlust schützen. Der Ansatz einiger Hersteller, diese ins Multi-Tiering einzubinden und die schreibenden Operationen sowohl auf die interne Speicherkarte als auch auf ein extern angeschlossenes Speichersystem durchzuführen, sind kontraproduktiv und berauben die Architektur in diesem Bereich jeglicher Vorteile. Alle Betriebssysteme müssen für den Einsatz solcher Karten mit zusätzlichen Treibern versehen werden, die im Nachgang das Gesamtsystem anfälliger und die Wartung über Jahre komplexer gestalten.
Die Nutzung von Teilen des Hauptspeichers für Massenspeicheraufgaben ist weder neu noch elegant. Erstens wird die teuerste Komponente heutiger Server hierzu geschmälert, und zweitens ist der logische oder physikalische Datenschutz hier noch weniger möglich als bei PCI-Steckkarten. Der Vorteil der Beschleunigung vor allem von Datenbank- und Analysevorgängen wird durch die wesentlich höheren Anfangsinvestitionen mehr als aufgefressen.
Es gibt noch weitere Ansätze, schnelle Speichermedien vor allem in bestehende Enterprise-Architekturen zu integrieren. Manche Hersteller betreiben beispielsweise Experimente mit separater Flash-Anbindung über Infiniband oder andere Hochleistungskanäle an die bestehenden Controller. Allerdings handelt es sich hier durchgehend um Notlösungen, die die Lebens- und Nutzungsdauer bestehender Architekturen künstlich verlängern, ohne einen gesteigerten Gebrauchsnutzen zu erzeugen. (rb)