Europäische Generalversammlung

Setzt Expert auf das belgische E-Commerce-Modell?



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Gewöhnlich billigt Expert dem E-Commerce nur eine untergeordnete Rolle zu. Bei der Generalversammlung von Expert International standen Online-Themen nun aber im Mittelpunkt. Das E-Commerce-Modell der belgischen Landesgesellschaft stieß dabei auf besonderes Interesse.

Zweimal jährlich lädt Expert International die CEOs und Präsidenten aller europäischer Mitgliedsländer zur Generalversammlung ein. Das erste Treffen in diesem Jahr fand im Mai in Hamburg statt und widmete sich dem Schwerpunktthema E-Commerce - für die in Online-Angelegenheiten sonst eher zurückhaltende Verbundgruppe durchaus eine Auffälligkeit.

Expert International Geschäftsführer Dieter Mathys: Bereitet er den Boden für die Einführung des "belgischen Modells" in Deutschland?
Expert International Geschäftsführer Dieter Mathys: Bereitet er den Boden für die Einführung des "belgischen Modells" in Deutschland?

Wie Expert in einer Mitteilung berichtet, zeige der Blick auf den europäischen Markt, dass die Verkäufe über das Internet einen immer bedeutenderen Anteil am Gesamtumsatz im Bereich der technischen Konsumgüter einnähmen. Laut GfK habe sich der E-Commerce Anteil in den letzten vier Jahren kontinuierlich um circa 7 Prozent auf aktuell 19,4 Prozent gesteigert. Die Unterschiede in den einzelnen Länder seien jedoch sehr stark ausgeprägt: So verzeichne Tschechien als Spitzenreiter einen Online-Umsatzanteil von 39,9 Prozent, während in Portugal lediglich 3,1 Prozent der Umsätze aus E-Commerce-Aktivitäten stammten.

"Umso wichtiger ist der Erfahrungsaustausch und der Informationsfluss zwischen unseren Mitgliedsländern", stellt Expert International Geschäftsführer Dieter Mathys fest. "Denn für alle Länder ist klar, dass die Beschäftigung mit den Themen E-Commerce, Multichannel und Omnichannel unerlässlich ist und enorme Chancen bietet, die es gilt best- und frühstmöglich zu nutzen."

Viel Aufmerksamkeit für das belgische Modell

Dabei stieß vor allem das von Expert Belgien entwickelte E-Commerce-Modell auf besonderes Interesse. Dort stellt die Verbundgruppe ihren Händler individuelle Homepages mit integriertem Online-Shop zur Verfügung, die in einer mobilen Version auch via Smartphone und Tablet abrufbar sind. Endkunden haben Zugriff auf ein Sortiment von 15.000 Artikeln, die sie sich direkt vom Zentrallager nach Hause oder zur Abholung in einen Expert Fachmarkt liefern lassen können.

Darüber hinaus sind alle Expert Fachmärkte in Belgien mit einer interaktiven Konsole ausgestattet, über die der Kunde das gesamte Sortiment einsehen und direkt bestellen kann. Somit kann der Fachhändler sein stationäres Produktangebot virtuell ausweiten und dem Kunden eine noch größere Auswahl anbieten.

Seit dem Start der umfassenden Online-Strategie in Belgien, verzeichnet Expert dort deutlich steigende Zugriffe auf den Händler-Websites und steigende Verkaufszahlen. Insbesondere die Verzahnung von On-und Offline-Maßnahmen funktioniere nach Angaben der Verbundgruppe sehr gut: So ließen sich 11 Prozent aller Besuche in stationären Expert Fachmärkten auf die Online-Ansprache zurückführen.

Mustermodell für Expert Deutschland?

Der große Raum, der dem erfolgreichen belgischen E-Commerce-Modell in der Unternehmenskommunikation von Expert eingeräumt wird, gibt Anlass zu Spekulationen, wonach die Verbundgruppe auch in Deutschland ein ähnliches Modell einführen könnte. So erklärte kürzlich Paul Randolf, einer der Geschäftsführer der im Online-Handel deutlich aktiveren Expert Technomärkte, er gehe davon aus, dass Expert künftig in Sachen E-Commerce aufrüste.

Auch die Einschätzung von Expert International Geschäftsführer Dieter Mathys kann als ein Wink in diese Richtung verstanden werden: "Das erfolgreiche Beispiel aus Belgien zeigt uns, dass wir das Internet nicht als Feind des stationären Handels verstehen dürfen. Das Ziel muss sein, mit unseren Kunden auf allen Kanälen in Kontakt zu treten, die Bedürfnisse zu erkennen und somit ihnen On- und Offline außergewöhnlichen Service zu bieten."

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