Immer mehr Schulen werden derzeit wegen der Bedrohung durch das Coronavirus wieder geschlossen. Schüler könnten zumindest online von zuhause am Bildungsbetrieb teilnehmen, doch das ist vielerorts nicht möglich. Es mangelt sowohl an der Infrastruktur, als auch am Know-how der Lehrkräfte. "In der aktuellen Corona-Krise zeigt sich, wie sehr digitale Technologien dabei helfen können, den Betrieb von Schulen, Behörden und Unternehmen auch in außerordentlichen Situationen aufrechtzuerhalten. Dabei gehören die allermeisten deutschen Schulen nicht zu den Vorreitern, sondern zu den Nachzüglern in Sachen digitale Bildung, und das müssen wir schnellstmöglich ändern", fordert Achim Berg, Präsident beim Branchenverband Bitkom.
Im Saarland und in Bayern, wo flächendeckende Schulschließungen angeordnet worden sind, berichten Schüler und Eltern, dass lediglich seitenweise auf Papier gedruckte Aufgaben für die Zeit der virusbedingten Abwesenheit bereitgestellt wurden.
Lesen Sie auch: Ein Pakt für die digitale Bildung
Dies verwundert nicht. Dass deutsche Schulen bei der Digitalisierung hinterher hinken, ist schon länger bekannt. Der im März 2019 von Bundesregierung und den Ländern auf den Weg gebrachte "DigitalPakt Schule" sollte Abhilfe schaffen. Über fünf Milliarden Euro, verteilt auf die kommenden fünf Jahre wurden bereitgestellt. Auch die IT-Branche erhoffte sich zum einen einen Schub durch den wachsenden IT-Bedarf an den Bildungseinrichtungen. Zum anderen soll eine bessere IT-Ausstattung längerfristig dem Fachkräftemangel der Branche entgegenwirken.
Förderanträge noch nicht bewilligt
Mittlerweile macht sich aber Ernüchterung breit. Laut einer Umfrage des Branchenverbands bei den Kultus- und Bildungsministerien der Länder haben erst zwölf Bundesländer Förderanträge bewilligt. In Hessen, dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein steht das ein Jahr nach der Verabschiedung des DigitalPakts immer noch aus. "Der Digitalpakt Schule kann und muss ein Meilenstein für die Digitale Bildung werden, aber wir kommen mit der Umsetzung viel zu zögerlich voran", klagt der Bitkom-Präsident Achim Berg.
Kommentar: Ein Lehrer ist kein Administrator
Die Höhe der bewilligten Fördermittel unterscheidet sich je nach Bundesland beträchtlich. Mit Abstand die größte Summe entfällt auf Hamburg, wo Förderanträge der Schulen mit einem Volumen von insgesamt 116,1 Millionen Euro bewilligt wurden. Dahinter folgen Sachsen (15,2 Millionen Euro), Bayern (9,0 Millionen Euro), Baden-Württemberg (3,8 Millionen Euro), Thüringen (3,1 Millionen Euro), Berlin (2,1 Millionen Euro) und Bremen (1,5 Millionen Euro). Die übrigen Bundesländer machten keine Angaben zum abgerufenen Fördervolumen.
"Die Bundesländer haben von den fünf Milliarden Euro überhaupt erst einen Bruchteil abgerufen. Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren, das Geld muss umgehend bei den Schulen ankommen - flächendeckend und in voller Höhe", drängt Berg. Zudem sei erforderlich, Schulen und Schulträger bei der Entwicklung von Digitalisierungskonzepten zu unterstützen, damit das Geld sinnvoll und nachhaltig eingesetzt werde.