Kosten-Killer auf den zweiten Blick
"Die Desktop-Virtualisierung hat sich hauptsächlich wegen der damit verbundenen hohen Kosten bei gleichzeitig noch zu hohem Administrationsaufwand nicht entscheidend durchgesetzt", so die Erfahrung von Thomas Reichenberger, IT-Consultant bei der ACP IT Solutions AG.
Das werde sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern. "Verglichen mit virtuellen Desktops auf Applikationsservern benötigen VM-Hosted-Desktops etwa drei bis fünf Mal mehr Hardwareressourcen und eine kostspielige Microsoft-VDA-Lizenz", so Ferrenberg. Bei der Infrastruktur schlagen vor allem die Storage-Kosten zu Buche, merkt Frank Sahm, Technical Product Manager Server & Storage bei Tarox, an.
Die Kostenvorteile seien nicht sofort offensichtlich, aber durchaus erreichbar, hält Georg Dietsch, Director Enterprise Sales EMEA bei OCZ, dagegen: "Die Einführung einer VDI ist mit sehr großen Anfangsinvestitionen verbunden. Cost-Savings werden im OPEX-Bereich erzielt und lassen sich am Anfang schwer abschätzen."
- Vor dem Schritt in die Cloud
Bei Unternehmen, die gerade erst eine virtuelle Server-Landschaft aufgebaut haben, Augenmerk zuerst auf Automatisierung und Management legen, vor dem Schritt in die Cloud - Sicherheit
Virtuelle Infrastrukturen, Anwendungen und Desktops müssen mittels Firewalls, Access Policies und Virenscanner ebenso sorgfältig gegen Viren und Malware geschützt werden wie physikalische. - BYOD-Strategie
Strikte Trennung von privater und geschäftlicher Arbeitsumgebung muss gewährleistet sein, zum Beispiel mit Client-seitigem Hypervisor. Klare Betriebsvereinbarungen: Jeder Mitarbeiter muss wissen, was er darf und was nicht. - Software-Lizenzierung
Analyse der bestehenden Kundenumgebung - Backup & Disaster Recovery Strategie
Speicherstrategien, Datensicherung, Datenarchivierung, Multi-Tier-Speichertechnologien und vor allem Wiederherstellung und Migration berücksichtigen - Storage- und Netzwerk-Konzept
Um alle Features moderner Hypervisoren auszunutzen, sollten entsprechende Massenspeicherlösungen verwendet werden. Damit lässt sich die Verwendung von Service-Klassen automatisieren: Das Storage-Device informiert den Hypervisor automatisch über seine Leistungsklassen, sodass dieser entsprechend vorgegebener Regelwerke die Provisionierung von Workloads (VMs) automatisch nach vereinbarten SLAs vornehmen kann. - Organisation auf Kundenseite
Klärung und Definition: IT-Organisation (Aufbau- und Prozessorganisation, neue Rollen und Verantwortlichkeiten, neue Tools etc.) auf Kundenseite - Gesamtkonzept
Ganzheitlich Sicht über das Design und die Möglichkeiten der Implementierung behalten
Frank Sahm, Technical Product Manager Server & Storage bei Tarox, zufolge sind es vor allem die Lizenzkosten der Gastbetriebssysteme seitens Microsofts und Kosten für die erforderliche Infrastruktur - insbesondere Storage-seitig -, die der Desktop-Virtualisierung im Wege stehen.
Erfahrungswerte fehlen
Häufig könnten Anwender die Vorteile gegenüber den Terminal-Servern nicht wirklich erkennen, zumal es sich bei vielen Terminal-Server-Installationen wirtschaftlich nicht lohne, sie abzulösen, so die Erfahrung von Ansgar H. Licher, Geschäftsführer von LWsystems. Und nach Ansicht von Dr. Bernhard Schweitzer, Director Services bei Insight Deutschland, fehlt auch die Benutzererfahrung, was Georg Dietsch von OCZ bestätigt: "Die Firmen, die die Technologien eingeführt haben, berichten im positiven Sinne recht enthusiastisch von ihren Erfahrungen." Es seien eher "Gerüchte und Gefühle", die Nutzer wie Entscheider ausbremsten.
Teilweise liege es an den VDI-Produkten selbst, moniert Christian Leitenberger, Senior Consultant bei der Profi Engineering Systems AG: "Viele der VDI-Lösungen auf dem Markt sind unübersichtlich oder decken nicht alle gewünschten Funktionen ab." Obendrein seien die VDI-Lösungen der Marktführer bislang zu teuer gewesen, um einen schnellen RoI zu ermöglichen, findet Rainer Liedtke, Senior Regional Sales Manager D-A-CH, Country Manager Germany, bei Red Hat.
Diese Zeiten seien vorbei, kontert Holger Temme, Manager End User Computing Business Central Europe & RUME bei VMware: "VMware hat die Technologie weiterentwickelt, um die letzten Barrieren zu überwinden. Dabei lag der Fokus sehr stark auf der Reduzierung der Kapitalinvestitionskosten für VDI, die VMware gemeinsam mit seinen Partnern auf ungefähr 200 US-Dollar pro User reduzieren konnte. Die Desktop-Virtualisierung kann damit dem Kunden helfen, sowohl die OPEX- als auch die CAPEX-Kosten der Desktop-Landschaft zu reduzieren."
Ein weiterer Grund für die verzögerte Einführung ist die hierzulande auch fehlende Bandbreite mit ausreichender Geschwindigkeit (DSL, UMTS, LTE, HSDPA+) geschuldet. "In vielen Regionen Deutschlands war die Bandbreite für Desktop-Virtualisierung über das WAN nicht vorhanden. Dies wird sich in den nächsten Monaten und Jahren ändern", erklärt Dommershausen.