Weitere IoT-PaaS-Plattform vor dem Aus

Microsoft stellt Azure IoT Central ein



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nach IBM, Google und SAP scheint nun auch Microsoft sein IoT-Angebot auszudünnen.
Nicht mehr benötigt? Mit IoT Central wollte Microsoft die Komplexität beim Einstieg in das Internet der Dinge (IoT) verringern.
Nicht mehr benötigt? Mit IoT Central wollte Microsoft die Komplexität beim Einstieg in das Internet der Dinge (IoT) verringern.
Foto: Microsoft

Microsoft habe "aus heiterem Himmel" beschlossen, mit Azure IoT Central ein zentrales Element seiner Azure-IoT-Plattform abzuschalten, berichtet "The Register". Demnach könnten Entwickler ab April keine neuen Anwendungsressourcen mehr erstellen, 2027 werde das System abgeschaltet. In einer Erklärung auf der Azure-Konsole bestätigte Microsoft, dass der Dienst Azure IoT Central am 31. März 2027 eingestellt wird.

"Ab dem 1. April 2024 werden Sie keine neuen Anwendungsressourcen mehr erstellen können; alle bestehenden IoT Central-Anwendungen werden jedoch weiterhin funktionieren und verwaltet werden. Das Abonnement {{subscriptionld}} ist nicht berechtigt, neue Anwendungen zu erstellen. Bitte erstellen Sie ein Support-Ticket, um eine Ausnahme zu beantragen", zitiert "The Register" aus der Mitteilung an die Kunden.

Diese Pläne halten Microsoft jedoch Stand heute (16. Februar) nicht davon ab, auf der Website von IoT Central potenzielle Kunden dazu einzuladen, Azure kostenlos auszuprobieren oder einen kostenpflichtigen Account zu erstellen.

Wie es um die anderen Lösungen im Azure-IoT-Angebot bestellt ist, also IoT Hub und IoT Edge, ist nicht bekannt. Ein Entwickler erklärte jedoch gegenüber "The Register", dass es auf der Azure-Konsole keine Warnung über IoT Hub gab. Auch Azure IoT Edge, laut Microsoft "eine geräteorientierte Runtime, mit der Sie Linux-Containerworkloads bereitstellen, ausführen und überwachen können", dürfte als Feature von IoT Hub weiterexistieren.

In der Referenzarchitektur für Azure IoT kommt IoT Central gar nicht (mehr) vor.
In der Referenzarchitektur für Azure IoT kommt IoT Central gar nicht (mehr) vor.
Foto: Microsoft

Keine IoT-Einstiegsdroge mehr nötig?

Microsoft hatte die Cloud-basierte IoT-aPaaS-Lösung (Application Platform as a Service) Ende 2017 vorgestellt, um Nutzern die Entwicklung, Verwaltung und Wartung von IoT-Lösungen zu erleichtern. Ziel war es, die Komplexität beim Einstieg in das Internet der Dinge (IoT) zu verringern und so vor allem produzierenden Unternehmen den Zugang erleichtern. Auf diese Weise lasse sich ohne besondere Kenntnisse über das Aufsetzen und Verwalten von Cloud-Infrastrukturen in kürzester Zeit die Grundlage für intelligent vernetzte Produkte schaffen, warb Microsoft damals.

Mit IoT Central lassen sich so einfache Use Cases wie die Überwachung eines Kühlschranks in der Cloud realisieren.
Mit IoT Central lassen sich so einfache Use Cases wie die Überwachung eines Kühlschranks in der Cloud realisieren.
Foto: Microsoft 2017

Die Parallelen sind bezeichnend: Bereits 2022 hatten mit Google, IBM und SAP gleich drei Anbieter bekannt gegeben, ihre Cloud-IoT-Plattformen dicht zu machen: Google hatte Mitte 2022 angekündigt, den erst 2019 gelaunchten Cloud-Service Cloud IoT Core binnen eines Jahres abzuschalten und empfahl bestehenden Kunden die Migration zu Implementierungs- oder Technologiepartnern.

IBM wiederum nahm Ende vergangenen Jahres Watson IoT als eigenständigen Service aus dem Programm und will die Funktionen des Cloud-Dienstes in Zukunft nur noch über die IBM Maximo Application Suite zur Verfügung stellen. Bei SAP Internet of Things und allen vorangegangenen Services (Leonardo) war sogar schon Ende Januar 2023 Schicht im Schacht. Nutzern empfahlen die Walldorfer, sich an das SAP-Kundenteam zu wenden, um die zukünftige Architektur ihrer IoT-Lösung zu definieren.

All diesen Cloud-IoT-Plattformen und auch Azure IoT Central ist gemein, dass es sich um standardisierte Lösungen ohne eine Spezialisierung auf eine bestimmte Branche oder ein spezifisches Anwendungsszenario handelt. Schon Ende 2022 hatte IDC-Analyst Marco Becker gegenüber der Computerwoche angemerkt, dass man den IoT-Markt nur schwer standardisiert adressieren könne.

"Jeder Kunde bringt unterschiedliche Voraussetzung mit, unabhängig davon, ob es um Endgeräte der Mitarbeiter, Smart Buildings oder industrielle Umgebungen geht," so Becker. Es überrasche daher nicht und werde von IDC auch schon seit einigen Jahren prognostiziert, dass sich nur einige Strategien und Anbieter erfolgreich durchsetzen und ein profitables Geschäft aufbauen werden.

Mohit Agrawal von Counterpoint Research bestätigt diese Ansicht. Die kleineren und Nischenanbieter hätten ein besseres Angebot für die von ihnen bedienten Branchen und seien damit in Summe erfolgreicher als die großen Anbieter, schrieb er damals auf Linkedin.

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