Nach schwachem WM-Geschäft

Media-Saturn muss sich gesundschrumpfen



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Zuletzt konnte Media-Saturn Mitte 2012 ein Umsatzwachstum auf gleicher Fläche vorweisen. Auch im zweiten Quartal 2014 änderte sich nichts an dem seitdem anhaltenden Negativtrend. Nun spricht die Metro von Flächenreduzierungen und kleinformatigeren Neueröffnungen.
Die Fußball-WM hat Media-Saturn nicht die erhofften Umsatz-Impulse gebracht
Die Fußball-WM hat Media-Saturn nicht die erhofften Umsatz-Impulse gebracht

Mit 4,56 Milliarden Euro erzielte Media-Saturn im zweiten Quartal 2014 - bzw. Q3 des MSH-Geschäftsjahres 2013/14 - einen hauchdünnen Umsatzzuwachs von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allein auf den deutschen Markt bezogen, beträgt dieser Wert 1,2 Prozent. Klammert man die seit Juli 2013 neu eröffneten Märkte aus dem Jahresvergleich aus, verkehrt sich die Umsatzentwicklung allerdings in ein Minus von 0,2 Prozent - auf dem deutschen Markt sogar minus 0,8 Prozent. Das ist nicht berauschend und sogar enttäuschend, wenn man bedenkt, dass in den Monaten April bis Juni von der bevorstehenden Fußball-WM eigentlich kräftige Impulse auf den Elektronikhandel ausgegangen sein sollten.

Zusätzlich zu den ausbleibenden Wachstumsimpulsen weist Media-Saturn für das zurückliegende Quartal ein tiefrotes EBIT von minus 70 Millionen Euro aus. Zwar gelang es Europas größtem Elektronik-Retailer bisher stets, die schwankenden Quartalsergebnisse bis zum Ende des Geschäftsjahres auszugleichen. Doch das Gesamtbild bleibt prekär: Zuletzt konnte Media-Saturn im zweiten Quartal 2012 ein Wachstum auf vergleichbarer Fläche erbringen. Seit acht Quartalen in Folge konnte dagegen mit den bestehenden Verkaufsflächen kein Umsatzwachstum mehr erzielt werden. Das ist bei weitem kein kosmetischer Fehler mehr, sondern berührt die wachstumsfokussierte Strategie des Retailers im Kern.

Metro-Chef Olaf Koch verpasst Media-Saturn eine Rosskur.
Metro-Chef Olaf Koch verpasst Media-Saturn eine Rosskur.
Foto: Metro

Vor diesem Hintergrund lässt das von Metro-Chef Olaf Koch bei der Präsentation der Quartalszahlen vorgestellte "Strategic Update" für Media-Saturn aufhorchen. An erster Stelle steht hier eine effizientere Kostenstruktur für den Elektronik-Retailer. Um diese zu erreichen werden Media-Saturn vier bittere Pillen verabreicht: Neueröffnungen mit kleinerer Verkaufsfläche, die Reduzierung bestehender Flächen, die fortgesetzte Aufgabe der Zwei-Marken-Strategie (zuletzt mit dem Rückzug von Saturn aus Holland und Italien) sowie die Restrukturierung der Konzernzentrale in Ingolstadt. Mit einem Wort: Media-Saturn soll gesundgeschrumpft werden.

Steigende Online-Umsätze als Feigenblatt

Auch Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals hatte zuvor bereits auf seiner Homepage vor Marktschließungen bei Media-Saturn gewarnt. Kellerhals mutmaßte, der von der Metro installierte übergangsweise MSH-Chef Pieter Haas habe keine Strategie zu präsentieren - "außer Personalabbau. Sollte er noch länger im Amt bleiben, folgen sicher auch Schließungen von Märkten." In der Pressemitteilung zum zurückliegenden Quartal setzt Metro-Chef Olaf Koch dem nichts entgegen. Bei Metro Cash & Carry und Real lobt Koch eine flächenbereinigte Umsatzentwicklung, die belege, "dass unsere Maßnahmen und Investitionen in eine erfolgreiche Zukunft unserer Vertriebslinien immer stärker greifen". Zu der schwachen Umsatzentwicklung bei Media-Saturn gibt es dagegen keinen Kommentar.

Erwähnt wird Media-Saturn allerdings im Zusammenhang mit der angeblich dynamischen Online-Entwicklung der Metro-Gruppe. In der Tat konnten Media Markt, Saturn und Redcoon ihre E-Commerce-Umsätze im Berichtzeitraum einmal mehr um 15 Prozent auf 328 Millionen Euro steigern. Nach drei Quartalen liegt das Online-Geschäft von Media-Saturn damit im Geschäftsjahr 2013/14 bereits bei 1,1 Milliarden Euro - und damit einem Umsatz-Anteil von 7,2 Prozent. Bleibt der (flächenbereinigte) Gesamtumsatz allerdings weiter im Sinkflug, wird auch eine zusätzliche Steigerung der Online-Einnahmen nichts am grundsätzlichen Reformbedarf bei Media-Saturn ändern. (rw)

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