Media-Saturn investiert ins Online-Geschäft

In der Rekordzeit von nur einem Jahr hat der zu Media-Saturn gehörende Onlinehändler Redcoon sein neues Logistikzentrum in Erfurt fertiggestellt. Anlässlich der Eröffnungsfeier zeigte sich Redcoon-Chef Reiner Heckel zufrieden mit dem Erreichten: „Bei der Vorstellung unseres Projektes im September 2011 habe ich Ihnen angekündigt, Sie in einem Jahr beim Live-Betrieb zu begrüßen – Willkommen!“, so Heckel laut einem Bericht der Thüringischen Allgemeinen.

Insgesamt hat sich Redcoon den Bau des Logistikzentrums 58 Millionen Euro kosten lassen. In Zusammenarbeit mit dem Projektentwickler Alpha Industrial sind dabei neue Flächen von rund 53.000 qm entstanden, darunter drei Hallen mit einer Logistikfläche von 46.000 qm sowie circa 3.000 qm Bürofläche und Sozialräume. Ausgelegt ist das neue Redcoon-Lager damit für einen Jahresumsatz von 800 Millionen Euro, doch sind bereits weitere Flächen für einen möglichen Ausbau vorgesehen. Für das laufende Jahr hat Redcoon-Chef Reiner Heckel einen Umsatz von 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt (ChannelPartner berichtete). Doch ist fraglich, ob diese Marke erreicht werden kann: Im ersten Halbjahr 2012 kam der Elektronikversender „nur“ auf einen Umsatz von 197 Millionen Euro.

Media-Saturn-COO Pieter Haas, der ebenfalls nach Erfurt gekommen war, stellte allerdings klar, dass das neue Redcoon-Logistikzentrum in Zusammenhang mit der Forcierung des Onlinegeschäfts durch die MSH-Gruppe zu sehen ist: Der Retailer habe im E-Commerce weiterhin Nachholbedarf, so Haas. Der Anteil des Internetgeschäfts habe in der Media-Saturn-Gruppe mit 322 Millionen Euro im ersten Halbjahr noch unter 5 Prozent am Gesamtumsatz gelegen. Im Schnitt würden in Europa jedoch etwa 10 Prozent der Umsätze im Elektrohandel über das Internet erzielt.

Jobwunder für Erfurt?

Nach der Eröffnung des neuen Lagers will sich Redcoon auf das Jahresendgeschäft vorbereiten. Firmenchef Reiner Heckel kündigte an, das Logistikzentrum ab Ende des Monats auf volle Leistungen hochzufahren. Die Zahl der Beschäftigten soll dann schrittweise auf 350 erhöht werden. Bis Ende 2015 könne die Zahl der Mitarbeiter sogar auf bis zu 500 steigen. Solche Beschäftigungspläne sind in der Politik immer gerne gesehen und so wohnten auch Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein der Eröffnung des Logistikzentrums bei.

Doch gibt es auch Misstöne: Durch das neue Lager in Erfurt fallen am Redcoon-Unternehmenssitz in Aschaffenburg entsprechende Logistikkapazitäten weg. Wie der Online-Dienst Main-Netz berichtet, entfallen dadurch in Aschaffenburg insgesamt 129 Arbeitsplätze. Wer von den Lagerarbeitern dazu bereit sei, könne jedoch nach Erfurt umziehen. Doch auch dort wird der Neuansiedlung mit Skepsis begegnet: Bisher suche Redcoon nur über die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit nach Leiharbeitern, so ein Leserkommentar in der Thüringischen Allgemeinen. Zudem liege der Lohn für die Lagerarbeiter am unteren Ende der Skala – mit ähnlichen Vorwürfen sehen sich auch andere Internet-Versender konfrontiert, an vorderster Stelle Amazon (ChannelPartner berichtete).(mh)