Die Folge: Irgendwann regierte in diesen Unternehmen das Chaos - sei es weil
- niemand da war, der die nötigen Strukturen schuf, oder
- alle Ansätze von Ordnung von den Leadern sofort wieder zerstört wurden, weil sie das Interesse an den einzelnen (Bau-)Vorhaben - kaum war das Baustellenschild aufgestellt - wieder verloren und statt dessen neue Projekte initiierten.
Häufig wurde in diesen Start-ups der Versuch Einzelner, "am Ball zu bleiben" und die nötigen Strukturen zu schaffen, sogar lächerlich gemacht. Warum? Letztlich wollten alle in der Organisation Visionäre sein - wie die oberste Führung. Die alltägliche Kernarbeit eines Managers oder die vom täglichen Ringen um Qualität geprägte Arbeit eines Fachexperten mit Führungsaufgaben, wollte hingegen niemand übernehmen. Deshalb folgte auf den rasanten Aufstieg vieler Start-ups deren abrupter Fall. Denn die visionären Ideen der Gründer setzten zwar in der Startphase viel Energie frei, diese wurde aber nicht kanalisiert.
Zu viele "Visionäre" verderben den Brei
Ähnliche Tendenzen entdeckt man zuweilen bei etablierten Unternehmen. Hierfür ein Beispiel: Vor zwei Jahren baten wir im Rahmen eines Management-Audits die 250 mittleren und oberen Führungskräfte eines Konzerns, eine Selbsteinschätzung vorzunehmen. Das Ergebnis: Fast 90 Prozent der Führungskräfte sahen sich selbst primär als "Leader". Zudem betrachteten sie das Entwickeln von Zukunftsvisionen nicht nur als ihre Kernaufgabe, sondern auch als zentrale Fähigkeit einer guten Führungskraft. Kein Wunder war es angesichts dieses eindimensionalen Führungsverständnisses, dass die Unternehmensspitze über gravierende Qualitätsprobleme klagte und darüber, dass bei Projekten die definierten Ziele zumeist nicht erreicht werden. Warum? Niemand fühlte sich hierfür verantwortlich.
Deshalb nochmals der Hinweis: Jedes Unternehmen braucht neben Leadern und Managern auch klassische Vorgesetzte. Und: Jede gute Führungskraft vereinigt letztlich alle vorgenannten Führungstypen in sich.
Dies sei an einem Beispiel illustriert. Nehmen Sie die obersten Lenker von Unternehmen - ganz gleich, ob ihr offizieller Titel Geschäftsführer oder Vorstandsvorsitzender lautet. Als eine ihrer originären Aufgaben wird oft das Entwickeln der Visionen genannt, die ihrem Unternehmen den Weg in die Zukunft weisen. Das trifft zu.