Der Einsatz des richtigen Web-Content-Management-Systems, kurz auch CMS genannt, wird für Unternehmen immer vordringlicher, denn das Internet ist bereits fester Bestandteil unserer Informationsgesellschaft und enthält unendlich viele Daten, Informationen und Wissen.
Für die meisten Firmen bietet sich das Web daher als wichtiges Marketing-Instrument sowie effizienter Kommunikationskanal an. Informationen können einfach aktualisiert, Kampagnen direkt ausgewertet und neue Märkte erschlossen werden. Dadurch wird die Reichweite erhöht und sorgt für neue Aufträge.
Open-Source-Lösungen punkten mit Wirtschaftlichkeit
Open-Source-Lösungen spielen auch in Sachen CMS eine starke Rolle und rangieren auf den vordersten Plätzen. Sie sind wirtschaftlich attraktiv, weil keine Lizenzkosten anfallen. Darüber hinaus sind sie entwicklungstechnisch auf dem aktuellsten Stand, da jeder Zugriff auf den Quellcode hat. Open-Source-Communities pflegen einen regen fachlichen Austausch und erfreuen sich steigender Beliebtheit. Die Zahl der Open-Source-CMS-Lösungen liegt unter Berücksichtigung aller Skript- beziehungsweise Programmiersprachen wie Java, Perl, Python oder PHP zwischen 200 und 300 Systemen.
Die Qual der Wahl mildern
Für Entscheider aus der Geschäftsführung, der IT-Abteilung oder aus dem Marketing ist es bei dieser Vielzahl an Produkten nahezu unmöglich, eigenständig eine Entscheidung für das richtige CMS zu treffen. Ein Vergleich der unterschiedlichen Content-Management-Systeme ist aufgrund des enormen Funktionsumfanges sehr aufwendig und nur bedingt hilfreich.
- Die besten kostenlosen CMS-Systeme
Web-Content-Management-Systeme sind zunehmend ein Muss. Wir haben die vier Open-Source-Systeme Wordpress, Joomla, Drupal und TYPO3 getestet. - Wordpress
Der hohe Bekanntheitsgrad von Wordpress spiegelt sich in neun Millionen Downloads und über 41.000 Plugins und Erweiterungen wider. Zusätzlich stehen dem Nutzer aktuell über 14.000 kostenlose Designvorlagen (Themes) zur Verfügung. Das deutschsprachige Forum wächst kontinuierlich. Über 79.000 Mitglieder tauschen sich gegenwärtig zu Erweiterungen, Problemstellungen und Lösungen aus. Laut Statista dominiert Wordpress den CMS-Markt mit einem Anteil von fast 60 Prozent. - Vorteile
Die populäre "Fünf-Minuten-Installation" von Wordpress und die äußerst bedienungsfreundliche Administrationsoberfläche haben einen wesentlichen Teil zur starken Verbreitung des Systems beigetragen.<br /><br />Hinzu kommt die einfache Integration von Erweiterungen, so genannten Plugins, die Vielzahl kostenloser Themes und die komfortable Aktualisierung per Knopfdruck. Suchmaschinenfreundliche URLs (Real-URLs) können ohne die Installation von Erweiterungen eingerichtet werden. Zusätzliche Erweiterungen bieten für jede gewünschte SEO-Anforderung eine Lösung. Das gilt auch für die nachfolgend bewerteten Lösungen Joomla, Drupal und TYPO3. Eine große Community und eine gute Dokumentation runden das Gesamtpaket sehr gut ab. - Nachteile
Funktionen größerer Portale, wie multilinguale Seiten, werden nur über ein Plugin unterstützt. Sie sind deshalb relativ aufwendig zu verwalten und nicht, wie von Wordpress eigentlich gewohnt, intuitiv. Ähnlich verhält es sich auch mit der Multidomain-Fähigkeit. Diese wird grundsätzlich für Subdomains, Subdirectories und für getrennte Domains geliefert, ist in der Handhabung zurzeit aber noch nicht komfortabel.<br /><br />Das Einrichten von Rollen und Rechten wird nativ leider nur bedingt von Wordpress unterstützt, kann aber bei Bedarf durch Plugins erweitert werden. - Fazit
Wordpress ist die optimale Wahl für alle Blogging- oder News-Portale mit verhältnismäßig einfachen Seitenstrukturen. Für kleinere Seiten kann Wordpress auch als CMS-Lösung eingesetzt werden. - Joomla
Joomla ist vor allem in den USA eine sehr verbreitete CMS-Lösung. Die Anzahl der Downloads liegt im deutlich zweistelligen Millionenbereich. Derzeit stehen über 7400 Erweiterungen für das System bereit. Die Popularität wird auch durch die Mitgliederzahlen von 675.000 Teilnehmern im offiziellen sowie annähernd 175.000 im deutschen Forum deutlich. - Vorteile
Die Installation ist zwar nicht ganz so einfach wie bei Wordpress, aber noch überschaubar und ohne Fachwissen zu bewerkstelligen. Das Gleiche gilt für die Verwaltung der Inhalte, wenn das Prinzip verstanden wurde, dass Inhalte nicht seitenbasiert, sondern objektbasiert verwaltet werden.<br /><br />Die Generierung von Templates ist äußerst bedienungsfreundlich und bietet eine modulare Template-Erstellung durch die dynamische Zuweisung von einzelnen, vordefinierten Inhaltselementen, ähnlich wie Templa Voila bei TYPO3. Joomla ist komplett objektbasierend auf dem MVC Framework (Modell View Controller) aufgebaut und gibt so auch Entwicklern die Option, individuelle Erweiterungen für Joomla zu programmieren. Darüber hinaus existieren eine sehr gute Dokumentation und Benutzerhandbücher sowie viele Foren, die alle erdenklichen Fragen abdecken. - Nachteile
Erweiterungen sind in Joomla in Plugins, Komponenten und Module gegliedert, die wieder im Frontend und Backend eingesetzt werden können. Das ist nicht immer intuitiv und kann teilweise zu Irritationen führen. Weitere Problempunkte, die jedoch meist nur bei größeren Projekten eine Rolle spielen, sind die Rechteverwaltung und die Freigabeprozesse.<br /><br />In den aktuellen Versionen ist die Rechteverwaltung ausgereift, allerdings können noch keine Freigabeprozesse abgebildet werden. Mandantenfähigkeit ist außerdem nur über Erweiterungen möglich, aber streng genommen wird pro Seite eine Installation benötigt. Leider sind die ausgereiften Erweiterungen teilweise kostenpflichtig, oder sie erfordern eine Registrierung beim Anbieter. - Fazit
Joomla unterstützt grundsätzlich komplexere Seitenstrukturen als Wordpress, ist aber nicht so flexibel wie TYPO3 oder Drupal, da immer nur ein Hauptinhaltselement zugeordnet werden kann. Joomla ist somit optimal für kleinere bis große Seiten, wenn keine Freigabe-Workflows und keine Multidomain-Installationen erforderlich sind. - Drupal
Die letzten offiziellen Download-Zahlen wurden 2008 von Dries Buytaert in seinem Blog veröffentlicht. Danach gibt es leider keine verlässlichen Werte mehr. Allerdings erfolgten zwischen Mitte 2007 und 2008 allein 1,4 Millionen Downloads. Das war eine Verdoppelung der Downloads gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum mit 620.000 Zugriffen. Weitere Indizien für die positive Entwicklung sind die Anzahl der Erweiterungen und zusätzlichen Module, die sich mittlerweile auf über 32.000 belaufen, und die fast 100.000 aktiven Mitglieder der offiziellen Drupal Community. - Vorteile
Neben den Grundfunktionen eines Content-Management-Systems liegt der Fokus von Drupal im Aufbau von Social-Publishing- und Community-Portalen, wo Mitglieder eigene Inhalte erstellen und mit anderen Teilnehmern interagieren können. Die Grundinstallation ist extrem schlank, bietet aber bereits viele Web-2.0- und Community-Features wie zum Beispiel Weblogs, Foren und Tag Clouds.<br /><br />Die Verwaltung der Inhalte erfolgt dabei, wie bei Wordpress und Joomla, objektbasierend. Der modulare Aufbau von Drupal ermöglicht die Umsetzung von individuellen und komplexen Seitenstrukturen. Multidomain-Management ist ein Thema, das Drupal problemlos unterstützt. Die Verwaltung eines Cores mit Erweiterungen und gemeinsamen Benutzern ist in der Multidomain-Umgebung über mehrere Seiten hinweg möglich. Dies führt jedoch dazu, dass die Konfiguration des Systems weitaus aufwendiger ist als bei Wordpress oder Joomla. Die stark ausgeprägte Community bietet für jegliche Fragestellungen aktive und fundierte Antworten. - Nachteile
Die schlanke Grundinstallation hat zur Folge, dass sehr viele Module nachinstalliert werden müssen. Deren Installation kann dabei leider nicht über die Administrationsfläche erfolgen, sondern nur per FTP. Viele Module stehen in Abhängigkeit zu anderen und erschweren die Aktualisierung. Zudem sind sie leider nicht abwärtskompatibel. - Fazit
Drupal ist für den Einsatz als Social-Publishing- oder Community-Portal mit dem Schwerpunkt Web 2.0 als Internet, Extranet oder Intranet prädestiniert. Durch den modularen Aufbau können aber auch Portale für Unternehmen und Konzerne realisiert werden. Allerdings ist Drupal im Bereich Freigabeprozesse nicht so stark wie TYPO3. - TYPO3
TYPO3 weist über sechs Millionen Downloads auf und kommt verstärkt im europäischen Raum zum Einsatz. Das Enterprise-Content-Management-System wird in über 50 Sprachen sowie mit über 5000 Erweiterungen angeboten. Die Community ist sehr stark und zählt über 100.000 Mitglieder, die sich aktiv an der Weiterentwicklung beteiligen. - Vorteile
TYPO3 beinhaltet alle Funktionen, die ein Enterprise-Content-Management-System auszeichnen. In der Grundinstallation wird bereits eine multilinguale Unterstützung mit Fallback-Funktion bereitgestellt. Eine Multidomain-Unterstützung, um mehrere Seiten über eine TYPO3-Installation zu verwalten, wird ebenfalls ermöglicht.<br /><br />Die integrierte Rechteverwaltung ist sehr umfangreich und ermöglicht den Administratoren, unterschiedliche Rollen und Rechte für die Benutzer einzurichten. Der Administrator kann unter anderem. festlegen, welche Eingabefelder von Inhaltselementen gesehen oder bearbeitet werden können. In diesem Zusammenhang können in TYPO3 auch die Freigabeprozesse individuell über so genannte Workspaces definiert und abgebildet werden. Der modulare Aufbau, die starke Konfigurationssprache Typoscript und die Möglichkeit, Veränderungen des Codes mit XClasses lokal auszulagern, machen TYPO3 nahezu unbegrenzt erweiterbar und anpassbar. - Nachteile
Die Lernkurve ist im Vergleich zu den anderen Systemen eher flach, und die Installation, Konfiguration und Administration erfordert Fachwissen, um TYPO3-Fehler zu vermeiden. Hier bieten jedoch eine Vielzahl an Büchern und Dokumentationen Hilfe. Die Anforderungen an die Hosting-Umgebung werden nicht von allen Providern standardmäßig unterstützt und sollten im Vorfeld geklärt werden. - Fazit
TYPO3 zeichnet sich durch die Ausrichtung als Enterprise-Content-Management-System aus und spielt seine Stärken vor allem bei größeren und oder komplexen Internet-, Extranet- oder Intranet-Projekten aus.
Weitaus wichtiger als der reine Vergleich sind das Ziel sowie die Prozesse, die mit dem System beziehungsweise dem potentiellen Marketing-Instrument und Kommunikationskanal erreicht und umgesetzt werden sollen. Hier kann es hilfreich sein, einen Workshop mit einem unabhängigen und erfahrenen Anbieter zu veranstalten, um gemeinsam eine Systementscheidung zu treffen.
Anwendungsfelder der Content-Management-Systeme
Grundsätzlich lassen sich Content-Management-Systeme in folgende Anwendungsfelder gliedern:
Web-Content-Management: Web-Content-Management-Systeme dienen der gemeinsamen Erstellung, Bearbeitung, Verwaltung und Veröffentlichung von Seiten und Inhalten (Texte, Bilder oder Multimedia-Inhalte). Die Veröffentlichung von News, die Bereitstellung einer Volltextsuche, eine umfangreiche Rechteverwaltung und eine mehrsprachige Umsetzung sind oftmals Standardanforderungen.
Blog Publishing/News: Systeme für das Erstellen eines Blogs sollten Artikel, Kategorien, logische Verknüpfungen, zeitgesteuerte Veröffentlichungen sowie Web-2.0-Funktionen bieten. Viele Inhalte mit sozialen Interaktionsmöglichkeiten der Leser, zum Beispiel einer Kommentarfunktion, sind für eine erfolgreiche Präsentation im Internet unerlässlich. Zusatzmerkmale wie schnelles und spontanes Verfassen, auch ohne das Backend des CMS, liefern hier einen zusätzlichen Mehrwert.
Social Publishing/Communities: Der Fokus bei Social Publishing liegt auf der Entwicklung von Web-Communities, in denen die Funktionsumfänge über die Standardfunktionen der Inhaltsverwaltung hinausgehen. Die Community-Mitglieder können gemeinsam Inhalte erstellen (User Generated Content) und über diese in den Foren diskutieren, sie gemeinsam kommentieren, bewerten und ergänzen. Das Grundsystem ist modular aufgebaut und kann beliebig durch weitere Web-2.0-Funktionen ergänzt werden.
Nachfolgend werden vier Web-Content-Management-Systeme auf Open-Source-Basis von visual4 beleuchtet und abschließend verglichen (Wordpress, Joomla, Drupal, TYPO3) . Eine ausführliche Dokumentation über den CMS-Vergleich finden Sie auch hier.