Für Konflikte in Betrieben gelten besondere Regeln
Das geschilderte Verfahren mag manchem Leser recht formalistisch erscheinen - auch weil viele (Hobby-)Psychologen behaupten: "Wenn die Betroffenen über ihre Gefühle reden, wird alles besser." Das mag für Liebesbeziehungen gelten, doch nicht für die meisten Konflikte in Betrieben. Denn wenn Herr Walz im eingangs zitierten Beispiel zu Frau Holz sagen würde "Sie Egoistin. Sie denken wohl ...", dann wäre das Tischtuch zwischen ihnen zerschnitten. Und eine Lösung des Konflikts zum Beispiel in der Form, dass Frau Holz zwar um 16 Uhr geht, aber dafür morgens früher kommt oder zuhause weiterarbeitet, wäre nicht mehr möglich.
Bei Konfliktmoderationen im Betriebsalltag lautet das übergeordnete Ziel: Die Arbeitsbeziehung zwi-schen den Konfliktparteien soll wieder hergestellt werden. Es lautet nicht: Aus den beiden "Streithäh-nen" sollen "Sich-Liebende" oder "beste Freunde" werden. Deshalb benötigen Konfliktlotsen, die im betrieblichen Umfeld agieren, ein teils anderes Interventionsrepertoire als zum Beispiel Coaches, deren Klienten Privatpersonen sind. Dieses sollten sie sich in einer Ausbildung aneignen und danach professionell handhaben.
Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, Wien, das unter anderem Konfliktlotsen ausbildet. Im Oktober 2013 erschien ihr neustes Buch "Coaching in der Praxis: Tipps, Übungen und Methoden für unterschiedliche Coaching-Anlässe" (Internet: www.seminarconsult.at).