Experten schlagen Alarm

IT-Jobs machen krank

02.07.2008

Bereits in den 90er Jahren wurden die ent- aber auch belastenden Effekte dieser Konzepte diskutiert. Höhere Freiheitsgrade und ganzheitlichere Arbeitszuschnitte auf der einen Seite - mehr Verantwortung auf der anderen Seite. In der IT-Branche fanden die neuen Managementkonzepte zunächst eine positive Resonanz. Mit den veränderten ökonmischen Rahmenbedingungen nach dem Ende der "New Economy" treten nun aber die Schattenseiten dieser Konzepte in den Vordergrund: Die Ziele, die IT-Beschäftigte selbstverantwortlich erreichen sollen, werden immer schwieriger zu bewältigen. Es entsteht das Gefühl: "Man kann es nicht schaffen und ist dennoch dafür verantwortlich". Den Beschäftigten wird Verantwortung zugewiesen, ohne dass sie die nötigen Ressourcen für eine echte Handlungsfähigkeit bekommen. Die Verlagerung von Verantwortung auf die Mitarbeiter führt zu dem Paradox, dass die Beschäftigten zwar wissen, dass sie die Ziele nicht erreichen können, sie aber dennoch dafür verantwortlich sind. So entsteht eine "selbstgemachte Überforderung".

Hinzu kommen Veränderungen bei der Leistungsbeurteilung. Aufstiegsmöglichkeiten werden zunehmend an leistungsbasierte Bewertungssysteme gekoppelt. Aufwandsbezogene Modelle der Leistungsbeurteilung werden ersetzt durch ergebnisorientierte Konzepte. Dies fördert die Tendenz zur Ausweitung der Arbeitszeit und Intensivierung der Arbeit. Die eigene Leistungsfähigkeit muss immer wieder aufs Neue bewiesen werden, um die Zugehörigkeit zum Unternehmen zu rechtfertigen.

Veränderte betriebliche Sozialordnungen

Bei der Bewältigung der immer schon hohen Arbeitsintensität in der IT-Branche bildete, die spezifische betriebliche Sozialordnung einen "Puffer" für die gesundheitlichen Belastungen. Elemente dieser Sozialordnung waren eine hohe Vertrauenskultur mit flachen Hierarchien. Es bestand eine hohe Identifikation mit den Arbeitsinhalten und dem Unternehmen, ein Gefühl von Gemeinschaft.

Zur Startseite