Die Teilnehmer der dieses Jahr virtuell durchgeführten HPE-Kunden- und Partnerveranstaltung "Discover" fühlten sich teilweise um ein Jahr zurückversetzt: Die zum Auftakt gemachten Ankündigungen wurden von einer ganzen Reihe an Ergänzungen und Erweiterungen für das "as-a-Service"-Modell HPE Greenlake dominiert - genauso wie bei der "Discover More" 2019. Und auch die Neuerungen für Partner glaubte man schon einmal gehört zu haben. Man musste schon genau hinsehen, um zu erkennen, was neu ist.
Vorwurf ist das jedoch keiner: Schließlich zeigt das auch, dass HPE den eingeschlagenen und laut Channel-Chef Paul Hunter erfolgreichen Weg konsequent und hartnäckig weiterverfolgt. Weiterentwicklung statt Neuorientierung - eine Maxime, die sich viele Partner in den vergangenen Jahren manchmal gewünscht haben. Das ist allerdings auch notwendig: Schließlich sollen bis 2022 alle Angebote zumindest auch in einer verbrauchsbasierend abgerechneten Variante zur Verfügung stehen.
Positives Signal für den HPE-Channel ist, dass das zunächst sehr auf Großkunden zugeschnittene Greenlake-Angebot weiter "demokratisiert" wird. Nachdem es bereits 2019 mittelstandstauglich gemacht wurde, hat HPE nun Ingram Micro an Bord geholt. Der Distributor kann künftig Projekte über das HPE Greenlake-Modell abwickeln und erhält zudem als erster Distributor weltweit die Berechtigung, Zertifizierungstrainings für HPE Greenlake durchzuführen. Tech Data und Also sind enfalls bereits dabei, ihre Angebote rund um Greenlake aufzubauen. Außerdem setzt HPE in Deutschland auf die Zusammenarbeit mit dem Spezialdistributor Tesedi.
Neues Software-Portfolio HPE Ezmeral
Irgendwie scheint HPE den Software-Markt - der das Unternehmen in der Vergangenheit wahrlich nicht mit Erfolgen verwöhnt hat - nicht loslassen zu können. Ob dafür der tatsächliche Bedarf bei großen Kunden oder die Erwartungen der Anteilseigner und der Börse verantwortlich sind, die immer wieder einmal neidisch auf die Gewinnmargen der reinen Software-Konzerne schielen, ist nur schwer festzustellen.
Jedenfalls wurde nach der Auslagerung der HPE-Software-Sparte in ein Joint Venture mit Micro Focus 2016 jetzt die neue Marke HPE Ezmeral vorgestellt. Unter ihr ist das neue, zukunftsorientierte Software-Portfolio des Unternehmens zusammengefasst. Dazu gehören Anwendungen für Containermanagement, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Datenanalyse, aber auch Software für Kostenkontrolle, IT-Automatisierung und KI-gesteuerte Betriebsabläufe und Datensicherheit. Um die Entwicklung containerisierter Anwendungen schneller und einfacher zu gestalten, werden die HPE Ezmeral Container Platform und HPE Ezmeral ML Ops als HPE Greenlake Cloud Services zur Verfügung gestellt.
Neuerungen bei HPE Greenlake 2020
Laut HPE ist ein Vorteil von Greenlake, dass der Betrieb jeweils dort erfolgen kann, wo der Kunde es will, und er nicht in eine Public Cloud gezwungen wird, um von verbrauchsbasierender Abrechnung zu profitieren. Außerdem verlange HPE im Gegensatz zu Public-Cloud-Anbietern für die Rückholung von Daten keine Gebühren.
Alle Cloud-Dienste sind auf HPE Greenlake Central über einen Selbstbedienungskatalog mit wenigen Mausklicks zugänglich. Dort können sich Kunden über Cloud-Dienste und Kosten informieren und Testversionen anfordern. Zudem lassen sich Instanzen und Cluster laut HPE mit wenigen Klicks hochfahren und Multi-Cloud-Umgebungen von einem Ort aus verwalten. Alle so georderten Services können in der Umgebung des Kunden bereitgestellt und betrieben werden.
Auch interessant: Uli Seibold wird Leiter des Geschäftsbereichs Greenlake in der DACH-Region
Die Services basieren auf vorintegrierten Bausteinen und sind künftig in kleinen, mittleren und großen Konfigurationen erhältlich. Sie stehen laut HPE spätestens 14 Tagen nach der Bestellung zur Verfügung. Vorkonfigurierte Referenzarchitekturen und Preise sollen helfen, den Zeitaufwand auch für Partner zu reduzieren.
In Kombination mit der Software aus dem HPE- Ezmeral-Portfolio stehen nun mehrere, neue Cloud Services zur Verfügung. Cloud Services für Container erlauben es containerisierte Anwendungen in Rechenzentren, bei Colocation-Anbietern, mehreren Public Clouds und am Netzwerkrand auszuführen. Mit den HPE Cloud Services für maschinelles Lernen können Kunden eine Workload-spezifische Lösung abonnieren. Außerdem gibt es nun Cloud Services für virtuelle Maschinen, Storage und Rechenleistung sowie Cloud Services für die Datensicherung. Letztere reichen von der schnellen Wiederherstellung bis zur langfristigen Aufbewahrung. Dabei können Backups im Rechenzentrum des Kunden oder bei HPE Cloud Volumes Backup gesichert werden. Für seinen Cloud Backup Service wirbt HPE mit Flexibilität, da weder Ausstiegskosten noch Lock-in drohen.
Neuerungen für HPE-Partner
Laut Paul Hunter, Worldwide Head of Partner Sales, vertreiben derzeit weltweit rund 700 Partner aktiv die Greenlake-Angebote, etwa 30 Prozent davon sind europäische Partner. Auf das Geschäft mit verbrauchsbasierten Angeboten entfällt zuletzt etwa 30 Prozent des Umsatzes. Das Bestellvolumen mit Greenlake über Partner habe im Vergleich zum Vorjahr um 47 Prozent zugelegt. Ein Grund für den Erfolg sei auch die hohe Kundenzufriedenheit: Über 90 Prozent der Kunden bleibt den Angeboten treu.
"Die Umstellung ist ein gravierender Wechsel für die meisten unserer Partner und eine enorme Anstrengung", räumt Hunter ein. Sie funktioniere besonders gut, wenn der verbrauchsbasierende Ansatz im Sales-Zyklus von Anfang an positioniert wird. Grundsätzlich haben alle HPE-Partner die Möglichkeit, Greenlake zu verkaufen, "aber wir konzentrieren uns mit unseren Transformations-Workshops auf die, die das Thema wirklich strategisch angehen wollen", versichert Greg Stafford, HPE Pointnext Channel Leader und Worldwide Partner Sales Hybrid IT.
Neu zum Greenlake-Ökosystem hinzugekommen sind zwei darüber "verbrauchsbasiert" abrechenbare Datensicherungslösungen, Scality Ring und Veeam, wofür die bestehende Kooperation mit Veeam ausgebaut wurde.
Auch interessant: HPE von Partnern mehrfach ausgezeichnet
Um die Mitarbeiter bei den HPE-Partnern besser und gezielter anzusprechen, werden für Vertrieb, Technik und Marketing die drei Communities HPE Sales Pro, HPE Tech Pro und HPE Marketing Pro stärker in den Vordergrund gerückt. Damit soll jede Person bei den Partnern entsprechend seiner Funktion im Unternehmen die Materialien, Schulungen und Informationen bekommen, die sie benötigt, um ihre Aufgaben erfolgreich zu erledigen. Das ist ein hoher Anspruch und steht auch in ziemlichem Widerspruch zu vielem, was HPE in der Vergangenheit an Materialien an die Partner herausgegeben hat.
Laut Laura Seymour, Senior Director Global Channel Marketing, hat man aber mit der Umstellung schon im vergangenen Jahr begonnen und kann bereits auf schöne Erfolge verweisen: Die Anzahl der Mitglieder in der nun in 13 Sprachen verfügbaren Tech-Pro-Community zum Beispiel hat sich seit 1. November (dem Beginn des aktuellen HPE-Geschäftsjahres) um 79 Prozent erhöht und bereits in den ersten sechs Monaten 2020 wurden 25-mal so viele technische Dokumente aufgerufen als im gesamten Geschäftsjahr 2019.
Mit den Tech Pro Communities will HPE gleich mehrere Ziele erreichen. Erstens will man unter dem jeweiligen Thema die dazu engagierten Personen bei den Partnern abholen. Sie sollen sich über virtuelle Events und on-demand abrufbare Inhalte auf dem Laufenden halten können und von HPE gegebenfalls auch kurzfristig befähigt werden, auf neue Entwicklungen zu reagieren. Interessant für Deutschland sind dabei sicher die speziell auf den KMU-Markt zugeschnittenen Angebote.
Um den Slogan "lebenslanges Lernen" mit Leben zu erfüllen, gibt es abgestufte Mitgliedschaften und personenbezogene digitale Badges, die den hohen Ausbildungsstand belegen. Und um die neu erschlossenen Technologiebereiche zu unterstützen, wurden neue Zertifizierungen und Trainings für die Bereiche VDI, SAP HAN und Data Protection aufgelegt.
Vertriebsvereinbarung mit Ingram Micro
Ingram Micro unterstützt ab sofort HPE-Reseller dabei, Projekte über HPE Greenlake abzuwickeln. Dazu bietet der Distributor Webinare und Zertifizierungstrainings an, die HPE-Partnern hefen sollen ihr "as-a-Service Geschäft" weiter auszubauen. Damit ist Ingram Micro der erste HPE-Distributor weltweit, der HPE Greenlake Zertifizierungstrainings durchführen darf. Die eintägigen Fortbildungen werden von Hares Noor Asmai, Senior System Engineer von Ingram Micro, geleitet. Er ist Certified Instructor für HPE und Greenlake.
"Wir sind weltweit der erste Distributor, der die Greenlake-Trainings zur Vorbereitung auf die Zertifizierungsprüfung durchführen darf, und können unseren Partnern damit wertvolle Unterstützung darin gewährleisten, Greenlake-Opportunities zu identifizieren, qualifizieren sowie Lösungen zu entwerfen und anzubieten. Außerdem begleiten wir unsere Partner über die gesamte Projektlaufzeit des GreenLake-Vertrags und sorgen so für eine reibungslose Kommunikation und Abwicklung", so Sascha Colombo, Senior Manager HPE von Ingram Micro.
"HPE Greenlake ist für die zukünftige strategische Ausrichtung unseres Geschäfts von immenser Bedeutung. Wir brauchen starke und sehr gut vernetzte Partner in der Distribution, um unser as-a-Service Modell nachhaltig im Fachhandel zu verankern und die Potenziale voll auszuschöpfen", betont Uli Seibold, Vice President Greenlake DACH bei HPE. Man arbeite seit Jahren arbeiten vertrauensvoll mit Ingram Micro zusammen und profitiere von der Expertise des Distributors und habe gemeinsam erfolgreiche Projekte umgesetzt. "Dieses Vertrauen kommt auch darin zum Ausdruck, dass Ingram Micro nun über den Distributionsvertrag hinaus weltweit die ersten Zertifizierungstrainings durchführen darf", so Seibold.