"Mit 1,6 Millionen Kunden und einem Umsatz, der im Geschäftsjahr 2024 nahezu eine Milliarde Euro erreicht, hat sich OVHcloud zu einer führenden Kraft in der Cloud entwickelt - sowohl in Europa als auch international," sagte Benjamin Revcolevschi, seit Oktober CEO von OVHcloud und Nachfolger von Michel Paulin, der dieses Amt seit 2018 inne hatte, auf dem OVHcloud Summit in Paris. "Unsere Roadmap für 2025 konzentriert sich auf die Einführung neuer Public-Cloud-Produkte, die Konsolidierung unseres Private-Cloud-Angebots und weitere Investitionen in unsere souveräne Cloud", so der Ausblick des Managers.
Neben dem Ausblick gab er aber auch einen Rückblick auf kürzlich Erreichtes: Das gehört die SecNumCloud-Zertifizierung in Frankreich, das Angebot "Bare Metal Pod" (ein sicheres, vollständig isoliertes Rack mit Bare-Metal-Servern, das aus der Ferne verwaltet werden kann) sowie die On-Prem Cloud Platform. Sie umfasst File-, Block- und Object-Storage, virtuelle Maschinen, Kubernetes und Database-as-a-Service (DBaaS).
Dadurch sollen Kunden in ihren Rechenzentren oder in Edge-Szenarien "die absolute Kontrolle über ihre Daten" behalten, dennoch aber von Cloud-Vorteilen profitieren können. Außerdem hat das Unternehmen damit begonnen, sogenannte 3-AZ-Regionen (Regionen mit besonders hoher Verfügbarkeit durch drei verbundene Rechenzentren) außerhalb Frankreichs aufzubauen. Dazu greift das Unternehmen auf die Technologie des vor einem Jahr übernommenen Gridscale zurück.
Außerem hat OVHcloud dieses Jahr sein Sortiment an Bare Metal-Servern komplett erneuert entwickelt seine Anti-DDoS-Lösung dafür weiter und will das Bare-Metal-Angebot um Server mit AMD-Prozessoren aus der Serie Ryzen 9000 erweitern.
KI-Strategie von OVHcloud
Vorgestellt wurde in Paris auch die OVHcloud Data Platform, eine Low-Code-Lösung zur Verwaltung der Anforderungen beim Daten sammeln, verarbeiten und abrufen. Sie ist als Beta-Version verfügbar. Das Angebot AI-Endpoints ist dagegen bereits allgemein verfügbar. Es ermöglicht den einfachen Zugang zu generischen KI-Modellen über On-Demand-Endpoints. Entwicklern können da ihre bevorzugte KI auswählen und einfach in ihre Anwendungen integrieren.
Ebenfalls Teil der KI-Strategie von OVHcloud ist das neue Angebot Omisimo. Das bezeichnet OVHcloud als einen "Prompt-Router". Je nach Art der Frage werde damit das geeignetste Open-Source-Modell ausgewählt. Derzeit stehen dazu elf LLMszur Verfügung. Zum Beispiel würde Omisimo eine Englisch-Französisch-Übersetzung durch Llama 3.2 verwenden, während die Bildbeschreibung auf Llama-vision basiert. Omisimo ist derzeit als Demo-App verfügbar und kann kostenlos ausprobiert werden.
OVHcloud-Angebote mit VMware und Nutanix
Interessante Entwicklung auch bei der Private Cloud. Mit VMware hatte OVHcloud immer eine sehr enge Beziehung. Zum Beispiel kauften die Franzosen dem US-Unternehmen 2017 dessen eigenen Cloud-Betrieb ab, um damit in den USA zu expandieren. Mit dem neuen Angebot Public VCF as a Service an wird die Zusammenarbeit auch fortgesetzt. Es handelts sich dabei um. Private VCF- und Dedicated VCF-Angebote, die auf VMware Cloud Foundation basieren.
Allerdings rückt auch ein VMware-Rivale stärker in den Vordergrund: Die Nutanix-Lösung von OVHcloud bietet nun eine größere Auswahl an dedizierten, Nutanix-zertifizierten Servern, um Anwendungsfälle wie Disaster Recovery und die Migration von Nutanix-Workloads zu ermöglichen. Darüber hinaus stehen Kunden von Nutanix auf OVHcloud mit der Einführung von HYCU bei OVHcloud jetzt zusätzliche Backup-Lösungen zur Verfügung.
Quantencomputing ab 2025
Ein Zukunftsprojekt ist noch Quantencomputing. Mit derzeit sechs Emulatoren arbeitet das Unternehmen aber daran. Mit der "Quantum Cloud" will es zudem in Zusammenarbeit mit europäischen und amerikanischen Herstellern die Möglichkeit bieten, Berechnungen auf echten Quantencomputern durchzuführen, anstatt nur auf Emulatoren. Den Anfang machen soll 2025 der Quantencomputer Pasqal. Er bietet dann eine Quantenverarbeitungsleistung von 100 Qubits. Bis 2027 soll die "Quantum Cloud" bis zu sechs Quantencomputer umfassen.
ChannelPartner: Wie hat sich das Geschäft von OVHcloud zuletzt in Deutschland entwickelt?
Andreas Trapper, OVHcloud: Der Cloud-Markt wächst kontinuierlich und unser Geschäft ist von einem soliden, zweistelligen Umsatzwachstum von mehr als 10 Prozent pro Jahr geprägt. Wir haben rund 30.000 Kunden in der DACH-Region, von denen der größte Teil in Deutschland ansässig ist. Der Gesundheitsbereich oder der Finanzsektor sind beispielsweise Branchen, in denen unser Angebot an sicheren und souveränen Cloud-Services besonders gut angenommen wird.
Strategisch fokussieren wir uns aktuell auf unsere Public-Cloud-Produkte: In den letzten fünf Jahren haben wir über 40 neue PaaS-Services eingeführt. Gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir das stärkste Wachstum an Kunden, die ihre Dienste in der Public Cloud hosten.
In größeren Projekten und Ausschreibungen arbeiten wir mit vielen Partnern zusammen, in denen Kunden oft Private-Cloud-Angebote nutzen und ein besonders hohes Sicherheitsniveau mit einer getrennten Cloud-Infrastruktur benötigen.
Welche Rolle spielt hier das Geschäft über Partner?
Andreas Trapper: Neben direkten Kunden ist das Geschäft über Partner ebenfalls eine starke Säule für uns. Wir pflegen einige enge Partnerschaften. Sie sind ein Schlüsselelement für OVHcloud als reiner Cloud-Anbieter, der die Technologie anbietet und sich auf den Channel verlässt. Durch das OVHcloud Partner Program schaffen wir eine Plattform, auf der die Expertise unserer Partner auf unsere Spitzentechnologie trifft. Weltweit pflegen wir rund 1.300 Partnerschaften in einem vielfältigen Ökosystem. Darunter sind Softwareanbieter, Beratungsunternehmen, Managed Service Provider, Systemintegratoren und Start-ups.
Was waren 2024 aus ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine?
Andreas Trapper: Wir haben im Dezember bei einer großen Multi-Cloud Ausschreibung der deutschen Sozialversicherungen mitgemacht und sind nun als einer von sieben Cloud Providern mit dabei. Über eine Plattform, die der IT-Servicedienstleister Computacenter nun aufbaut, können in Zukunft die Bundesagentur für Arbeit, die Deutsche Rentenversicherung und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Cloud Services von OVHcloud buchen. Ganz bewusst wurde sich hier für eine Multi-Cloud-Plattform entschieden, damit je nach Anwendungsfall die Vorteile unterschiedlicher Anbieter genutzt werden können.
Ein weiterer Meilenstein ist für uns ein sehr erfolgreiches Projekt mit unserem Partner Werum. Gemeinsam mit der Werum hosten wir die Daten des Copernicus-Projektes der European Space Agency (ESA), wobei die Werum hier als Integrationspartner unterstützt. Wir sind sehr dankbar über die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen.
Die Nachfrage nach Bare-Metal-Servern steigt Analysten zufolge zwar - sie ist aber im Vergleich zum Cloud-Markt insgesamt immer noch eine sehr kleine Nische. Warum gibt sich OVHcloud hier so viel Mühe? Und ist das Thema für Partner relevant?
Andreas Trapper: Weltweit haben wir viele Kunden, die Bare-Metal-Server nachfragen und in diesem Bereich haben wir immer noch starke Umsätze. OVHcloud hat ein vertikales Industriemodell und produziert diese Server in eigenen Manufakturen in Frankreich und Kanada. Dadurch können wir Preisvorteile an Partner und Kunden weitergeben, für die sich ein kosteneffizientes Geschäftsmodell ergibt. Das Geschäft mit Bare-Metal-Servern ist für uns historisch das "Brot-und-Buttergeschäft", auf das wir sehr stolz sind. Im Bare-Metal-Bereich haben wir einige Kooperationen mit Partnern, die als Reseller oder Integrationspartner mit uns arbeiten.
Die nächste Stufe ist für uns die On-Prem Cloud Plattform. Damit wollen wir unseren Kunden, die ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit für Ihre Daten und Anwendungen haben, eine schlüsselfertige Cloud-Lösung bieten. Diese Cloud-Lösungen können sie in ihrem eigenen oder einem Rechenzentrum ihrer Wahl stellen.
Welche Möglichkeiten gibt es da der Vermarktung der On-Prem Cloud Platform für Partner?
Andreas Trapper: Für einige Kunden bedeutet, die Kontrolle über ihre Infrastruktur zu haben, diese lokal zu halten. Für diese Nachfrage haben wir die On-Prem Cloud Platform entwickelt. Laut Gartner wird der On-Premise-Markt bis 2030 jährlich um 28 Prozent wachsen. Um diese Entwicklung zu unterstützen, hat OVHcloud die On-Prem Cloud Plattform entwickelt.
Partner, mit denen wir schon eine bestehende Partnerschaft haben, können in Zukunft die On-Prem Cloud Platform in Kundenprojekten anbieten. Je nach Anforderung kann der Partner zusammen mit uns die optimale Konfiguration für die jeweiligen Kundenanforderungen erarbeiten.
Werden dafür zusätzliche Partner gesucht und benötigt? Gibt es Anforderungen an die Qualifizierung der Partner, die das Angebot vertreiben?
Andreas Trapper: Die On-Prem Cloud Plattform kann sowohl von bestehenden als auch von neuen Partnern im Rahmen von Projekten angefragt werden. Dabei wird es interessante Kooperationsmöglichkeiten für Partner geben. Denn bei der Verwaltung sind Fähigkeiten und Unterstützung erforderlich, und Partner können bei der Integration, Beratung und Verwaltung der Dienste unterstützen.
Ein erstes Projekt haben wir zum Beispiel mit der luxemburgischen Post. Das Projekt stützt sich auf eine von OVHcloud entwickelte integrierte Cloud-Plattform. Die Hardware und Software kommt in diesem Fall von OVHcloud und wird von DEEP in den eigenen Rechenzentren in Luxemburg gehostet und autonom im Offline-Modus betrieben.
Welche Abrechnungsmodelle gibt es für die On-Prem Cloud Platform?
Andreas Trapper: Bei der On-Prem Cloud Platform wird es eine monatliche Zahlweise geben, die von der Konfiguration und den genutzten Diensten abhängt. In jedem Fall gibt es ein minimales Commitment seitens unserer Kunden.
Welche Chancen für Partner bietet die im Januar startende Kooperation mit Zimbra? Sind da die aktuellen Preiserhöhungen bei Microsoft ein Katalysator?
Andreas Trapper: Im Rahmen der Zimbra-Einführung werden attraktive Staffelpreise angeboten, die ein Reselling für Partner attraktiv machen. Diese werden zukünftig in den Stufen Zimbra Business und Zimbra Pro angewendet. Wir werden hier zuerst ein Angebot an unsere bestehenden Partner machen.
OVHcloud hat traditionell eine sehr enge Beziehung zu VMware. Hat sich daran im vergangenen Jahr etwas geändert? Immerhin sieht man inzwischen mehr Angebote des selbsternannten VMware-Rivalen Nutanix bei OVHcloud.
Andreas Trapper: Wir bleiben bewusst offen für verschieden Virtualisierungspartner und verschiedene Technologien. Nutanix ist schon lange Jahre ein Partner von uns und wir werden diese Partnerschaft weiter pflegen. Unser oberstes Ziel als Cloud-Anbieter ist es, Cloud-Angebote zu machen, die sich an den Bedürfnissen unserer Kunden orientieren.
Gleichzeitig hat die Übernahme von VMware durch Broadcom viele neue Entwicklungen für die Branche mit sich gebracht. Nach der Übernahme sind wir zertifizierter Pinnacle Tier Partner in Deutschland im neuen "Advantage Partner Program" von VMware by Broadcom geworden. Das bedeutet, dass wir werden weiterhin große Cloud-Umgebungen mit VMware-Technologie hosten werden.