Zu kompliziert, zu teuer, nicht kontrollierbar, zu unsicher, bei uns nicht zu machen - so lauteten die prä-coronalen Aussagen der mehrheitlich auf körperliche Anwesenheit pochenden Vorgesetzten.
Doch mit dem Virus, besser gesagt mit der Angst vor Umsatzeinbußen, wandte sich das Blatt schlagartig. Anhand der Option "Heimarbeit oder coronale Krankschreibung" mussten sich die sogenannten Arbeitgeber entscheiden, ob sie Firma sind oder Unternehmen. Viele reagierten - und unternahmen tatsächlich etwas: Sie schickten ihre Büroangestellten ins Home Office. Praktisch über Nacht war alles möglich, was zuvor alternativlos schien.
Aus dem arbeitspolitischen Dornröschenschlaf der Beamten-, Vorschriften- und Neuland-Republik wurde in nahezu chinesischem Tempo der Arbeitsplatz der Zukunft als Betatest im "try & error"-Verfahren geschaffen. Natürlich alles im Rahmen der Mitbestimmung, also mit Betriebsvereinbarungen, Kostenregelung und Einverständnis der Beschäftigten sowie im Einklang mit der ohnehin kaum überprüften Arbeitsstättenverordnung.
Ja gut, vielleicht auch nur fast. Ganz so streng wie die hauptamtlichen Parkbankkontrolleure in München oder Berlin schaut da ohnehin keiner hin. Tipps für das "gesunde Arbeiten" im Home Office gibt es ja im Internet zuhauf. Dabei sind so tolle Ratschläge, wie etwa morgens regelmäßig aufzustehen, den Tag zu strukturieren und nicht vom Sofa sondern am Schreibtisch zu arbeiten eher etwas für Insassen.
Seltener kommen notwendige Tipps wie: regelmäßig Pausen machen, Bewegung suchen, intelligent und nicht mehrkanalig mit Kollegen kommunizieren. Besonders wichtig ist es, die Arbeitszeiten einzuhalten und Feierabend zu machen, sich nicht zu hetzen und auch nicht hetzen zu lassen.
Und wenn freitags um 17:30 Uhr die ganz, ganz dringende Mail mit rotem Ausrufezeichen im Postfach erscheint, hilft es, sich vorzustellen bereits in der Bahn zu sitzen oder das Feierabendbier mit dem Lieblingskollegen in der Kneipe um die Ecke zu genießen. Für stressige Dinge sind ausreichend Montage vorhanden.
Mein Fazit: Ob sich das Home Office als Arbeitsplatz auch auf Dauer etabliert, liegt an den Unternehmen. Sie müssen gesunde Arbeitsbedingungen garantieren und die technischen Möglichkeiten bereitstellen.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.
Lesetipp: Der ganz normale Home Office-Wahnsinn