JPEG kennt jeder. Dieses Bildformat wird von allen Programmen und Apps, die Bilder darstellen können, sowie von Web-Diensten und Web-Seiten erkannt und kann problemlos von einem Gerät zum anderen weitergegeben werden. Was aber ist HEIF? Ebenfalls ein Bildformat, jedoch moderner und effizienter als JPEG. Seit dem iPhone 7 und iOS 11 kann dieses Format von der Kamera zum Speichern der Fotos verwendet werden, ebenso auf den aktuelleren iPads. Der Mac kommt seit macOS High Sierra mit dem Bildformat zurecht. Bei anderen Betriebssystemen und im Web kann es aber zu Verständigungsproblemen kommen.
Ein neues Bildformat
HEIF (ausgesprochen wird es „Hief“) steht für High Efficiency Image File Format. Das Format ist keine Apple-Erfindung, sondern ein von der Moving Picture Experts Group (MPEG) entwickelter Industriestandard (ISO/IEC 23008-12). Ziel war es unter anderem, ein flexibles Bildformat zu entwickeln, das nicht nur Einzelbilder speichert, sondern auch Bildsequenzen und Animationen, und sogar beides in einer Datei, wie beispielsweise bei den Live Fotos der iPhone-Kamera. Außerdem lassen sich Tiefeninformationen, Transparenzen (Alphakanäle) und Bildausschnitte (Cropping) in einer HEIF-Datei ablegen. HEIF ist also kein monolithisches Dateiformat, sondern ein Container, der verschiedene Objekte und Informationen enthalten kann. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn außer einem flexibleren Dateiformat soll auch weniger Platz beansprucht werden als beim JPEG-Format, bei gleicher Bildqualität.
Vom Video zum Bild
Um hochauflösende Videos über das Internet zu übertragen oder auf einem Datenträger zu speichern, ist ein gutes Kompressionsverfahren (Codec) notwendig, um die Menge der Daten soweit wie möglich zu reduzieren, ohne dass die Qualität leidet. Weit verbreitet ist heutzutage H.264/MPEG-4. Der Codec, ebenfalls ein Industriestandard, wird unter anderem von Blu Ray verwendet. Mit dem High Efficiency Video Coding (HEVC) oder H.265 steht schon seit einigen Jahren ein effizienteres Kompressionsverfahren zur Verfügung. Mit ihm lassen sich zwischen 25 Prozent und 50 Prozent der Daten gegenüber H.264 einsparen. (Ein Nachfolger mit der Bezeichnung H.266 beziehungsweise Versatile Video Coding (VVC) steht seit Kurzem übrigens in den Startlöchern.) HVEC verwendet Apple seit 2017 nicht nur für die mit dem iPhone und iPad aufgenommenen Videos, sondern auch für die Fotos, die sich damit effizienter komprimieren lassen als mit JPEG. Denn ein weiterer Vorteil des Bildformats HEIF ist, dass man verschiedene Kompressionsverfahren verwenden kann.
Die Bezeichnungen
Sieht man sich auf dem Mac die Informationen zu den Fotos an, die mit einem iPhone oder iPad aufgenommen wurden und die das neue Bildformat verwenden, haben diese aber nicht, wie vielleicht erwartet, die Dateiendung (Suffix) .heif, sondern .heic. Dieses Suffix wird verwendet, wenn ein Bild HEIF als Dateiformat und HVEC als Codec für die Komprimierung verwendet. Das ist bei Aufnahmen mit dem iPhone und dem iPad der Fall. Lässt man sich im Finder in der Listenansicht die Dateiart anzeigen, lautet die Bezeichnung „HEIF-Image“.
Bei Videos kommt bei iPhone und iPad ebenfalls der H.265-Codec zum Einsatz, als Dateiformat verwendet Apple jedoch wie bisher das QuickTime-Format, zu erkennen am Suffix .mov. Wie HEIF ist das Format ein Container, der unterschiedlich komprimierte Videos beinhalten kann. So ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, ob ein Video als Codec H.264 oder H.265 verwendet. Man bekommt diese Information im Finder aber schnell über das Informationsfenster der jeweiligen Video-Datei. Dort ist bei „Codecs“ entweder H.264 oder HVEC zu lesen. Analog gilt das für das Informationsfenster in Fotos.
Kamera-Einstellungen
Ist auf dem iPhone oder iPad in den Einstellungen der Kamera „Formate > High Efficiency“ ausgewählt, werden die Bilder als HEIC abgelegt. Ist dagegen „Maximale Kompatibilität“ ausgewählt, speichert die Kamera das Bild als JPEG. Bei Videos ist, wie schon beschrieben, das Dateiformat identisch (.mov), aber der verwendete Codec ist verschieden. Bei „High Efficiency“ kommt H.265 zum Einsatz, bei „Maximale Kompatibilität“ H.264. Die Dateiformate werden jeweils beibehalten, wenn man auf dem Mac im Programm Fotos die Bilder und Videos vom iPhone und iPad importiert. Auch bei der Übertragung per Airdrop oder mit dem Programm Digitale Bilder behalten die Bilder und Videos ihre Formate und Codecs. Das ist unabhängig davon, ob man auf dem iPhone in den Einstellungen der Fotos-App „Automatisch“ oder „Originale behalten“ ausgewählt hat, sofern auf dem Mac High Sierra oder neuer installiert ist. Denn diese Versionen des macOS kommen mit den neuen Formaten zurecht. Bei der Übertragung auf einen Windows-PC sollten man dagegen „Automatisch“ einstellen, um zu verhindern, dass sich die Bilder und Videos dort möglicherweise nicht öffnen lassen. Sie werden dann im Zweifelsfall konvertiert.
Bilder und Videos versenden
Anders sieht es aus, wenn man auf dem iPhone oder iPad ein Bild aus der App Fotos per E-Mail oder Nachrichten versendet. Es wird dabei automatisch in ein JPEG umgewandelt, da in diesem Fall die App nicht feststellen kann, ob der Empfänger mit dem Dateiformat etwas anfangen kann. Und bei Videos stellt das Programm die Codierung von H.265 auf H.264 um. Das gilt analog für den Mac. Auch hier wandeln Mail und Nachrichten die Formate um, wenn man Bilder und Videos versendet. Überträgt man dagegen auf dem Mac HEIC-Fotos oder Videos mit dem Codec H.265 per Browser auf einen Webserver, beispielsweise in die Dropbox, bleibt das Format erhalten. Und wenn der Empfänger dann mit diesem Format nichts anfangen kann, gibt es ein Problem, wie Studenten in den USA erfahren mussten, die Fotos von prüfungsrelevanten Dokumenten per Browser verschickt hatten, die dann aber nicht geöffnet werden konnten. In diesem Fall kann man die Bilder im Vorschau öffnen und als JPEG, PNG oder TIFF exportieren. Für die Videos nimmt man den QuickTime Player und deaktiviert beim Export die Option „HVEC verwenden“.
Live Fotos
Eine Besonderheit sind die Live Fotos, bei denen ein kurzes Video zusammen mit dem Bild aufgenommen und in einer Datei gespeichert wird. Live Fotos kann man auf dem iPhone und iPad unabhängig davon aufnehmen, ob in den Einstellungen der Kamera „High Efficiency“ oder „Maximale Kompatibilität“ ausgewählt ist. Im ersteren Fall wird das Foto als HEIC gespeichert und das Video mit dem H.265-Codec komprimiert, bei der zweiten Einstellung kommen JPEG und H.264 zum Einsatz. Auf dem Mac können sie aber nur im Programm Fotos angezeigt werden, wenn man sie vom iPhone oder iPad dorthin importiert hat. Exportiert man sie später aus Fotos, werden daraus zwei Dateien: Ein Bild und ein Video. Auch wenn man Live Fotos mit dem Programm Digitale Bilder vom iPhone auf den Mac importiert, bekommt man diese beiden Dateien. Etwas anderes passiert dagegen bei der Übertragung von Live Fotos per AirDrop. Hier landet nur die Bilddatei als JPEG auf dem Mac, die Animation geht verloren. Kleiner werden die Dateien dadurch aber nicht. Ganz durchschaubar ist die Sache also nicht.
Fazit
Man kann auf dem iPhone und dem iPad viel Platz sparen, wenn man für die Kamera „High Efficiency“ in den Vorgaben einstellt. Solange man sich im Apple-Universum bewegt, gibt es keine Probleme mit dieser Einstellung für Fotos und Videos. Zumal beim Versenden per Nachrichten oder Mail die Objekte automatisch in kompatiblere Formate umgewandelt werden. Lädt man die Bilder und Videos aber auf dem Mac mit einem Browser auf einen Webserver oder gibt sie per Datenträger weiter, muss man selbst dafür sorgen, dass der Empfänger die Dateien auch öffnen beziehungsweise abspielen kann, sofern dieser keinen Mac hat. (Macwelt)