MÜNCHEN: Wer mit CD-Brennern handelt, muß auf die Herstellerangaben vertrauen können. Zum Beispiel auf die Angaben zur Lebensdauer der Geräte. Sie reichen von 20.000 bis über 100.000 Stunden. Doch diese Angaben täuschen. Allein die Lebenszeit der Laserdiode entscheidet über die wirkliche Einsatzdauer des Brenners. Und diese liegt bei maximal 2.000 Stunden.CD-Brenner sind ein Geschäft. Ein gewaltiges sogar, denn immer mehr private und professionelle Anwender kopieren Daten aller Art auf CD-Silberlinge. Laut dem kalifornischen Analysten Disk/Trend werden allein in diesem Jahr mehr als vier Millionen CD-Brenner verkauft, und ein Ende des Booms ist laut Marktbeobachtern erst in zwei Jahren abzusehen.
Doch die Hersteller von CD-Brennern verschweigen bis heute eines: Die Lebensdauer ihrer Geräte, in Datenblättern unter der Rubrik "Gesamt-MTBF-Zeit" zu finden (siehe Kasten "MTBF-Zeit"), ist irreführend. Denn diese MTBF-Zeit sagt nichts über die Lebensdauer einzelner Komponenten aus. Gerade diese aber entscheiden darüber, wie lange der CD-Brenner wirklich hält.
Angaben über Laserdioden fehlen
Sieht man sich die Datenblätter genauer an, muß auffallen: Angaben über die Lebensdauer der wichtigsten und teuersten Komponente, die Laserdiode, fehlen (siehe Kasten "Laserdioden"). Das läßt stutzen, denn gerade ihre Einsatzdauer entscheidet darüber, wie lange der CD-Brenner hält. Die Erklärung der Hersteller ist ebenso einfach wie ungenügend: "Diese Datenblätter sind geheim."
Allerdings gibt ein Hersteller auf Nachfrage zu: "Die Laserdiode hält zwischen 300 und 2.000 Stunden." Die zwingende Folgerung daraus lautet: Die Lebenserwartung eines CD-Brenners muß dadurch viel niedriger sein, als die Gesamt-MTBF-Zeit von 20.000 bis über 100.000 Stunden verheißt.
Da eine Kette nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied, kann ein CD-Brenner schon nach 300 Betriebsstunden ausfallen. Doch zum Schaden des Verbrauchers und zum Glück des Herstellers treten Fehler beim Brennen schleichend auf. Die Laserdiode muß bei schnellen Brennern mit achtfacher Geschwindigkeit rund 70 bis 100 Milliwatt Lichtleistung erbringen. Zum Vergleich: Die meisten Laserpointer für Präsentationen haben nur eine Lichtleistung von unter
einem Milliwatt.
Wärme verkürzt die Lebenserwartung
Da der Wirkungsgrad von Laserdioden (zugeführte Energie gegenüber der erzeugten Lichtleistung) recht niedrig ist, wird sehr viel Wärme produziert. Dementsprechend heiß werden die Laserdioden im Betrieb und haben deshalb nur eine verkürzte Lebenserwartung.
Damit die Dioden im Betrieb einen kühlen Kopf bewahren, sind sie auf einem Kühlkörper befestigt, der die Wärme nach außen abführt. Da in Zukunft auch CD-Brenner anstelle von normalen CD-Rom-Laufwerken in den PC eingebaut werden sollen, muß man einen Kompromiß zwischen der Größe des Kühlkörpers und der Beweglichkeit des Kopfes finden. Schließlich sollen die Geräte ja in der Lage sein, auch CD-Roms schnell lesen zu können. Moderne CD-Brenner erreichen hier bis zu 24fache Geschwindigkeiten. Ist der Kühlkörper aber zu klein, wird die Diode beim Brennen zu heiß. Das wirkt sich noch einmal negativ auf deren Lebensdauer aus.
Da die Laserdiode, wie gesagt, mit das teuerste Teil beim CD-Brenner ist, lohnt sich in gewissen Fällen sogar eine Reparatur des Gerätes. Die ist mit der normalen Werkstattausrüstung aber nicht zu bewerkstelligen. Die Hauptarbeit macht dabei die genaue Justierung der Diode. Dafür muß das Gerät zum Hersteller eingeschickt werden.
Fehler beim Brennen treten scheichend auf
Man darf nun nicht glauben, daß die Laserdiode nach Ablauf ihrer Lebensdauer einfach komplett ausfällt. Vielmehr sinkt im Lauf der Zeit die Strahlleistung der Diode. Dann kann man plötzlich nicht mehr mit achtfacher Geschwindigkeit brennen, sondern nur noch mit vier- oder zweifacher Geschwindigkeit. Da außerdem in CD-Brennern keine Möglichkeiten zum "Verify" eingebaut sind, fällt dieser Fehler zunächst einmal nicht auf (Verify bedeutet: Geschriebene Daten werden sofort wieder gelesen und auf ihre Richtigkeit hin überprüft.) Sinkt die Leistung der Diode, fehlen dann einige Bits in der Kopie. Einen Fehler kann die Brennsoftware nicht melden. Der Anwender glaubt jetzt wahrscheinlich an einen schlechten Rohling und brennt die CD noch einmal. Ist auch diese CD defekt, wird er vermutlich die Brenngeschwindigkeit herabsetzen, und alles ist wieder in Ordnung. Die Leistung der Diode reicht ja für die geringere Geschwindigkeit vollkommen aus.
Fazit
Für den privaten Anwender spielen die geringen Standzeiten der Laserdioden kaum eine Rolle. Dazu ein kleines Rechenbeispiel: Selbst wenn die Laserdiode nur eine Lebensdauer von 300 Stunden hat, kann man damit bei vierfacher Geschwindigkeit rund 1.000 CDs brennen. Selbst wenn jemand viel kopiert, erreicht der Brenner dann eine Lebenszeit von rund zwei Jahren.
Anders sieht die Sache jedoch bei professionellem Einsatz aus. Hier sind 300 Stunden sehr knapp. Das Gerät wird jetzt noch wahrscheinlich innerhalb der Garantiezeit ausfallen, womit der Händler wieder einmal der Dumme ist. Er darf dann nämlich das Gerät auf seine Kosten austauschen. (jh/wl)
Die Gesamt-MTBF-Zeit bei CD-Brennern sagt nichts über die wirkliche Lebensdauer der Geräte aus.