Hacks, Urteile, Spaltungen und viel Geld

Das war das IT-Jahr 2015

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Erschreckende Hacker-Attacken, die Rekordübernahme von EMC durch Dell, eine schmerzhafte Aufspaltung von Hewlett-Packard sowie spektakuläre politische und juristische Entscheidungen - das IT-Jahr 2015 war alles andere als langweilig.

Über allem schwebt das Damoklesschwert der Digitalisierung: Unternehmen müssen nicht nur über ihre Prozessketten, sondern über ihre Geschäftsmodelle insgesamt nachdenken. Die IT gerät zunehmend in eine Schlüsselrolle. Nicht immer ist sie darauf vorbereitet.

Januar

Die weltweiten IT-Geschäfte standen 2015 ganz im Zeichen des starken Dollars - sehr zum Leidwesen der US-Hersteller, denn die Stärke der amerikanischen Währung machte die Produkte von IBM, Oracle und Co. außerhalb der USA teurer. Ein Effekt, der sich deutlich in den Bilanzen der US-Anbieter widerspiegelte. Für die vielfach stagnierenden oder rückläufigen Einnahmen und Gewinne waren neben strukturellen Marktveränderungen auch Währungsschwankungen verantwortlich.

Gartner sah sich denn auch gleich zu Jahresbeginn veranlasst, seine Vorhersagen für das Wachstum der weltweiten IT-Ausgaben zu senken. Statt des zuvor prognostizierten Anstiegs von 3,9 Prozent sollten es jetzt nur noch 2,4 Prozent mehr werden, das globale Volumen sollte nun 3,8 Billionen Dollar betragen. Bald schon folgten weitere Korrekturen. Im April sprachen die Analysten erstmals von einem Minus - um 1,3 Prozent auf 3,66 Billionen Dollar. Im Juli korrigierten sie ihre Prognose auf 3,5 Billionen Dollar, ein Minus von 5,5 Prozent.

Die Analysten sprachen von einem regelrechten "Währungsschock". Im Sommer warnten die Marktbeobachter die CIOs, sie müssten angesichts der starken US-Währung mit anhaltend teuren Preisen für in Dollar zu bezahlende Produkte rechnen und ihre Budgets entsprechend planen und anpassen.

Keine leichte Aufgabe in einer Zeit, in der viele Veränderungen und Umbrüche anstehen. Zentrale Trendthemen, die den Schwung unvermindert aus 2014 mit ins laufende Jahr nehmen konnten, waren Industrie 4.0 und die Digitalisierung von Prozessen und Geschäftsmodellen quer durch viele verschiedene Branchen. In der Trendumfrage des Bitkom zu Anfang des Jahres tauchte Industrie 4.0 erstmals unter den Top Five der Hightech-Themen auf - neben Klassikern wie Cloud Computing, IT-Sicherheit und Big Data Analytics.

Konkrete Formen nahm die Digitalisierung im Straßenverkehr an. Google kündigte zu Jahresbeginn an, für Tests seines ersten selbstfahrenden Autos eine Flotte von 150 Wagen bauen zu wollen. Partner des Projekts sind unter anderem die deutschen Zulieferer Bosch, Continental und ZF Lenksysteme. Und auch rund um Apple verdichteten sich die Spekulationen um ein mögliches iCar. Angeblich habe der Konzern die Entwicklung an seinem Elektroauto beschleunigt und als Zieldatum das Jahr 2019 gesetzt, hieß es unter Berufung auf informierte Kreise. Die Verantwortlichen hätten zudem die Erlaubnis bekommen, das bisher 600 Mitarbeiter starke Team zu verdreifachen. Offiziell äußert sich Apple 2015 aber nicht dazu.

Im Zuge der Diskussionen über autonom fahrende und vernetzte Fahrzeuge trat im Jahresverlauf jedoch mehr und mehr auch der Sicherheitsaspekt in den Blickpunkt. Experten des ADAC berichteten im Januar über eine Sicherheitslücke im "ConnectedDrive"-System von BMW. Per Funk ließen sich die betroffenen Fahrzeuge entriegeln. Im Juni sorgte ein Bericht der Security-Forscher Charlie Miller und Chris Valasek für Aufsehen. Ihnen war es gelungen, eine kritische Schwachstelle im Infotainment-System von Fiat Chrysler auszunutzen. So konnten sie die Kontrolle unter anderem von Bremsen, Beschleunigung und sogar Lenkung übernehmen. Und nicht nur Automobile weisen offenbar gravierende Sicherheitslücken auf.

Sicherheitsexperte Chris Roberts gab im Mai zu Protokoll - nachdem ihn das FBI erst einmal festgesetzt hatte -, dass es ihm in den vergangenen Jahren mehrfach gelungen sei, sich in die Systeme von fliegenden Passagierflugzeugen einzuklinken. Dabei habe er eigenen Angaben zufolge sogar die Kontrolle über die Steuerung übernehmen und beispielsweise einen Steigflug einleiten können.

Für Aufregung sorgte zu Jahresanfang auch ein Bericht des IT-Wirtschaftsjournalisten Robert X. Cringely. Seinen Recherchen zufolge plant IBM unter dem Codenamen "Project Chrome", sich von einem Viertel seiner rund 430.000 Mitarbeiter zu trennen. Die Entlassungen seien auf Misswirtschaft des Managements zurückzuführen und Teil eines gewaltigen Umstrukturierungsvorhabens. IBM wies die Berichte postwendend zurück. Es gebe zwar Umbauten. Davon seien jedoch nur einige Tausend Mitarbeiter betroffen.

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