Nachhaltigkeit ist gut - vor allem wenn sich andere drum kümmern. Deshalb wünschen sich auch Verbraucher, dass Unternehmen bei dem Thema mehr Verantwortung übernehmen. "Unternehmen" sind dabei nicht nur Hersteller und Markenanbieter, sondern auch Händler. Gerade der stationäre Handel könnte von den Anforderungen aber profitieren und hat nach Ansicht der Verbraucher eine gute Ausgangsposition.
Das geht zumindest aus den Ergebnissen einer Umfrage im Auftrag von Manhattan Associates hervor. Das Unternehmen ist auf Supply Chain-und Omnichannel-Lösungen spezialisiert. Es hat Konsumenten in Deutschland zum Thema Nachhaltigkeit befragen lassen. An der im Mai 2023 von YouGov durchgeführten Online-Umfrage nahmen 2.087 Personen teil. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Befragten glaubt, dass das Einkaufen im Laden vor Ort grundsätzlich nachhaltiger ist als Waren online zu kaufen. 14 Prozent stuften Online-Einkäufe als nachhaltiger ein. 29 Prozent sehen keinen Unterschied. In der Gruppe "55 Jahre und älter" hat Online-Shopping den schwersten Stand. Hier sind nur 8 Prozent der Meinung, der Einkauf sei Online nachhaltiger als im Ladengeschäft.
Interesse an Reparatur und Recycling
Die Befragten wünschen sich von Unternehmen zudem konkrete Angebote, die ihnen selbst ein nachhaltigeres Handeln ermöglichen. Für 41 Prozent ist es am wichtigsten, die Möglichkeit zu haben, Produkte reparieren zu lassen, anstatt sie ersetzen zu müssen.
20 Prozent äußerten den Wunsch nach nachhaltigem Verpackungsmaterial. Ein nachhaltiger Produktlebenszyklus (18 Prozent) und klimafreundliche Versandoptionen (8 Prozent) sind weniger bedeutsam - vielleicht auch, weil sie schwerer nachzuvollziehen sind und die Verbraucher nicht direkt betreffen. 14 Prozent der befragten hielten keine der genannten Optionen für wichtig oder machten keine Angabe.
"Die Daten verdeutlichen, dass die große Mehrheit der Konsumenten Wert auf mehr Nachhaltigkeit beim Einkaufen legt", sagt Pieter Van den Broecke, Managing Director Central & Eastern Europe & Denmark bei Manhattan Associates."Für Händler heißt das, dass sie ihren Kunden verstärkt umweltfreundliche Optionen anbieten sollten, um wettbewerbsfähig zu bleiben."
Die Option, Dinge reparieren zu lassen, stuft über die Hälfte (51 Prozent) der über 55-Jährigen als "am wichtigsten" ein. Das war erwartbar. Aber auch bei den Befragten zwischen 18 und 34 Jahren ist es immerhin noch knapp ein Drittel (32 Prozent).
Nachhaltiges Verpackungsmaterial und klimafreundlicher Versand
Bei den mittleren Altersgruppen ist nachhaltiges Verpackungsmaterial sowie der klimafreundliche Versand etwas wichtiger als bei den anderen. Tendenziell neigen die jüngere sowie die mittlere Altersgruppen eher dazu, beim Online-Shopping auf nachhaltige Optionen zu achten. Und sie stufen Online-Shopping auch häufiger als nachhaltiger ein, als den Kauf im Laden, als die älteren Altersgruppen.
"Einzelhändler sollten ihre umweltfreundlichen Angebote für den E-Commerce also noch stärker ausbauen, um die hohen Erwartungen dieser Zielgruppe zu erfüllen. Die Angebote sollten auf den ersten Blick erkennbar sein -beispielsweise indem sie schon auf den Produktseiten der Website transparent ausgewiesen werden", empfiehlt Manhattan Associates.
Allerdings gilt dasselbe auch für den stationären Handel. Er könnte die in vielen Bereichen positive Wahrnehmung als "nachhaltige Alternative zum Online-Kauf" zur Außendarstellung nutzen und die eventuell mit Reparaturservices vor Ort unterstreichen. Ebenfalls ins Konzept passen da dann Produktversicherungen oder Garantieverlängerungen, die ebenfalls dafür sorgen können, die Kundenbindung zu erhöhen.
Interessant ist bei den Umfrageergebnissen auch, dass 76 Prozent der Befragten fordern, dass Unternehmen oder Marken hinsichtlich der eigenen Nachhaltigkeit verantwortungsvoller handeln sollten. Die Regierung sehen dagegen nur 42 Prozent in der Hauptverantwortung, indem sie der Aussage zustimmten, dass die Regierung den Klimaschutz über alle anderen Interessen stellen sollte.
Möglicherweise wird von den anderen befürchtet, dass Maßnahmen der Regierung auch eigenes Handeln erfordern oder Einschränkungen und Veränderungen für das persönliche Lebensumfeld mit sich bringen (Tempolimit, Besteuerung, Preiserhöhungen). Klimaschutz durch Unternehmen wird dagegen offenbar als "Maßnahme ohne Opfer" gesehen. Dass eventuelle Mehrkosten letztlich auch die Verbraucher tragen müssen, scheinen sie nicht sehen zu wollen.
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