Von Antennagate bis Bendgate

Apples größte iPhone-Fails

Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.

ChargeGate?

Unter den iPhone-Fails gibt es auch eine Art "Rohrkrepierer", iPhone-Gates mit sehr kurzer Lebenserwartung, die schon bald vergessen sind. So gab es beim Release des iPhone XS das sogenannte "Charge-Gate". Laut Berichten sollten die neuen iPhone-Modelle ein Ladeproblem haben. Sie würden nicht laden, obwohl man sie per Lightning-Kabel mit einem Ladegerät verbunden habe. Wie zu erwarten, war dies nur ein Fehler des neuen iOS 12 und wurde mit Version iOS 12.0.1 recht zügig behoben.

Bei diesem Vorfall zeigte sich aber, wie wichtig das Thema "iPhone-Gate" geworden war. iPhones waren vorwiegend für Youtuber ein wichtiges Thema - insbesondere kleine Probleme wurden gerne etwas "aufgeblasen", wie der Beitrag von Unbox Therapy zeigt.

BatteryGate und unerwartete Ausschaltungen

Schon immer gab es Spekulationen, Apple würde alte iPhones "ausbremsen" und damit zum Kauf neuer Modelle animieren. Das klingt zwar nach einer Verschwörungstheorie, hat aber einen wahren Kern, wie Apple 2017 zugeben musste. Damals wurde nämlich bekannt, dass Apple bei einem iPhone mit schwachem Akku die Leistung reduziert. Eine CPU kann dann nicht mehr kurzzeitig mit voller Taktung laufen, was etwa zu einem lahmerem Aufbau von Webseiten oder verlangsamten Reaktionen bei aufwendigen Apps führt.

Dies hat eigentlich einen technischen Grund: Ist ein Akku sehr schwach, wird dieser von hohen CPU-Taktungen überfordert und das Gerät stürzt ab. Diese unerwarteten Ausschaltungen von iPhones waren schon länger ein Problem und offenbar auf schwache Akkus zurückzuführen. Ein gutes Bild gab Apple bei diesem Vorfall leider nicht ab - schließlich hätte Cupertino das Problem mit den Akkus schon viel früher erklären können.

Apple glättete die Wogen mit einem relativ günstigen Austauschprogramm für Akkus: für 29 Euro konnte jeder einen zu schwachen Akku austauschen. Zusätzlich führte Apple eine neue Systemfunktion ein, man kann seitdem in den Einstellungen unter "Batterie" nachprüfen, ob ein Akku die sogenannte "Hochleistungsfähigkeit" (also volle CPU-Leistung) unterstützt.

Service-Programme für iPhone 12

Nicht immer wird eine Schwäche eines iPhones sofort erkannt: Erst ein Service-Programm von Apple macht Nutzer oft auf eine Schwäche des Modells aufmerksam. So haben nämlich auch das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro eine kleine Schwachstelle: Bei einigen Geräten, die zwischen Oktober 2020 und April 2021 hergestellt wurden, kann der Ton ausfallen. Schuld ist ein fehlerhaftes Modul, das bei vielen Geräten verbaut wurde. Bei betroffenen Geräten wird die Reparatur kostenlos durchgeführt.

Im Rampenlicht

Es ist nicht ungewöhnlich, dass technische Produkte Fehler aufweisen, manchmal durch neue Software, manchmal durch Hardware-Fehler. Bei Apples iPhone kommt schließlich oft erschwerend hinzu, dass mit den neuen iPhones auch ein neues Betriebssystem eingeführt wird. So sollen die Überhitzungsprobleme etwa durch die neueste Version von iOS 17 bereits behoben sein.

Das Thema "Apple-Gate" hat zudem in den letzten Jahren in den Medien ein Eigenleben entwickelt. So gibt es doch kaum eine bessere Möglichkeit, schnell Aufmerksamkeit zu erregen, als durch Fehler des neuen iPhones.

Nach einiger Zeit bleibt aber oft kaum noch etwas von den Vorwürfen übrig, die zugegeben oft etwas übertrieben sind. Auch andere Apple-Produkte sind mittlerweile von diesen Vorwürfen betroffen. So ist laut Youtube der Kauf das neue Apple Studio Display völlig undenkbar, da das Stromkabel nicht einfach abnehmbar ist. Nicht zuletzt mache der Homepod sehr hässliche Ringe auf Holztischen.

Diese Übertreibung hat aber auch positive Seiten: Es gibt wohl kein anderes Gerät, das schon kurz nach Erscheinen derart auf Herz und Nieren getestet wird. Schon nach wenigen Wochen ist jede Schwäche aufgedeckt und nur selten gibt es danach noch Überraschungen - allein die große Nutzerzahl ist ein Garant, dass sich Apple hier wenig Fehler erlauben kann: US-Käufer gelten als äußerst klagefreudig. Macken eines neuen Xiaomi- oder Samsung-Smartphones werden viele dagegen wohl oft erst nach dem Kauf feststellen.

Apples Umgang mit den verschiedenen Problemen hat sich bis heute auf jeden Fall verändert. So ist es aktuell wohl nicht mehr üblich, dass ein CEO auf eine Bühne tritt und ein technisches Problem erläutert. Heute setzt der Konzern lieber auf spröde Erklärungen und Pressemitteilungen - was wir eigentlich sehr schade finden. (Macwelt)

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