Von der Übernahme des bayerischen Domain-Anbieters Domainfactory erhofft sich die Host Europe Group, künftig die ganze Bandbreite an Online-Services anbieten zu können, "die Anwender in einer modernen Geschäftswelt benötigen", sagte Unternehmens-Chef Thomas Vollrath. Über die Höhe des Kaufpreises machten beide Firmen am Montag keine Angaben.
Nach eigenen Angaben verwaltet Domainfactory 1,1 Millionen Internet-Domains und hat in Deutschland 173.000 Kunden, vorwiegend kleine und mittelständische Unternehmen. Mit der Übernahme stockt Host Europe seinen Kundenstamm in Deutschland auf 400.000 Kunden auf und verwaltet zwei Millionen Domains hierzulande. Große Konkurrenten des Unternehmens sind Anbieter wie die United-Internet-Gruppe (1&1) sowie die Deutsche Telekom mit ihrer Tochtergesellschaft Strato. Der Übernahme von Domainfactory muss noch die Kartellbehörde zustimmen.
- PRISM und die Cloud
Wir haben deutsche Service Provider gefragt, inwiefern sie damit rechnen, dass Unternehmen in Deutschland der Nutzung von Cloud-Diensten künftig noch zurückhaltender begegnen. - Dr. Clemens Plieth, Geschäftsführer und Director Service-Delivery bei Pironet NDH:
„Die aktuellen Enthüllungen könnten sicherlich einen Vertrauensverlust der Anwender nach sich ziehen. Dennoch denken wir, dass die Anwender differenzieren: Werden die Daten über gesicherte Anbindungen eines auf B2B-Kunden spezialisierten Providers übertragen, ist dies bei Weitem sicherer als beispielsweise eine Datenübermittlung über das öffentliche Netz an andere Firmenstandorte oder Kunden.“ - Thomas Wittbecker, geschäftsführender Gesellschafter der ADACOR Hosting GmbH:
„Wenn ein amerikanisches Unternehmen verpflichtet ist, Daten an die NSA zu liefern, ist es unerheblich, ob eine klassische oder Cloud-Infrastruktur genutzt wird. Da anscheinend der gesamte Internet-Traffic an den Knotenpunkten mitgeschnitten wird, ist es sogar egal, ob man die Infrastruktur selber im eigenen Rechenzentrum betreibt oder sie ausgelagert hat. Unverschlüsselte Kommunikation wird abgefangen. “ - Petra-Maria Grohs, Vice President Sales & Marketing bei ProfitBricks GmbH:
„Wir erwarten, dass Unternehmen aus Deutschland künftig noch genauer darauf schauen, ob Cloud Provider mit Ihren Angeboten nachweisbar die deutschen Datenschutzgesetze einhalten. Das ist immer garantiert der Fall, wenn das physikalische Hosting in einem deutschen, zertifizierten Rechenzentrum stattfindet und der Betreiber eine deutsche Firma ist. Initiativen wie Internet made in Germany oder Cloud Services made in Germany weisen in die richtige Richtung.“ - Murat Ekinci, Executive Vice President Operations, Freudenberg IT:
„Mit Sicherheit werden Unternehmen in der nächsten Zeit gezielter danach fragen, wie sie ihre Daten vor unbefugten Zugriffen auch durch Behörden oder Geheimdienste abschotten können. Somit ist bei Cloud Computing-Projekten noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten, gerade bei mittelständischen Fertigungsbetrieben, die um den Schutz ihrer Daten besorgt sind.“ - Joachim Opper, Leiter Cloud-Services, Concat AG:
„Kunden und Interessenten hören so aufmerksam zu, wie noch nie, weil der Bedarf an sicheren Cloud-Lösungen da ist. Mit seinem starken Datenschutzgesetz hat Deutschland jetzt die Chance, für sichere Cloud-Lösungen eine Rolle einzunehmen, wie die Schweiz sie einst für Banken hatte.“ - Donald Badoux, Managing Director Savvis Germany:
„Erfahrene IT-Manager in den Unternehmen haben schon immer die richtigen Fragen gestellt. Sie haben die jetzige Diskussion nicht gebraucht, um für Compliance- und Security-Themen sensibilisiert zu werden.“
Die Host Europe Group sitzt im britischen Uxbridge und ist Europas größter Hosting-Anbieter in privatem Besitz. Geschäftsführer (CEO) ist Thomas Vollrath, der auch die deutsche Host Europe GmbH in Köln leitet. Die Domainfactory GmbH sitzt in Ismaning bei München.
Im vergangenen Jahr hatte der Provider bereits sein Partnerprogramm erweitert, um über Reseller und Systemhäuser stärker im Mittelstand Fuß zu fassen.
(dpa/rb)