Neue Norm für "Smart Buildings"
An dieser klassischen Aufteilung wird sich im Grundsatz nichts ändern. Allerdings ist es bei der Planung oder dem Bezug eines neuen Büro- oder Industriegebäudes empfehlenswert, einen Blick auf eine Ergänzung der bislang fünf EN-50173-Spezifikationen zu werfen, in denen die Richtlinien für eine anwendungs- und herstellerneutrale Verkabelungsinfrastruktur festgelegt sind. Diese Vorgaben wurden 2013 um Teil 6 erweitert. Er trägt der Entwicklung von privaten und Geschäftsgebäuden in Richtung "Smart Home" beziehungsweise "Smart Building" Rechnung. Ein Element dieser Evolution ist, dass in geschäftlich genutzten Gebäuden immer mehr dezentrale Dienste anzutreffen sind: WLANs, neuerdings auch private Mobilfunk-Netze auf Grundlagen von Standards wie LTE (Long Term Evolution), Systeme für die Gebäudeleittechnik, HVAC-Komponenten (Heating, Ventilation, Air Conditioning), Stromablesegeräte ("Smart Metering") und Überwachungskomponenten wie Videokameras und Türschließsysteme.
Ein Problem besteht darin, dass solche Anwendungen Sensoren, Messfühler, Aktoren und Komponenten verwenden, die sich häufig an schwer zugänglichen Orten befinden. Das kann ein Heizungsraum sein, eine Türschließanlage, aber auch eine IP-Videokamera und ein WLAN-Access-Point im Außenbereich. In diesem Fall ist nicht nur eine möglichst flexible Datenvernetzung erforderlich, sondern häufig auch die Option, diese Endgeräte über das Datenkabel mit Strom versorgen zu können (Power over Ethernet, PoE).
Folgt man der Empfehlung EN 50173-6 werden zwei Architekturen:Typ A und Typ B, beide auf Basis von Twisted-Pair-Kabeln oder Lichtwellenleitern. Typ A nutzt dieselben Übertragungsstrecken (Channel Models) wie eine normale strukturierte Verkabelung. Im Unterschied dazu können jedoch Endgeräte auch direkt, also ohne Anschlussdose, mit dem Kabel verbunden werden. Dies ist vor allem für Systeme im Außenbereich oder in "rauen" Umgebungen wie Industriegebäuden von Vorteil. Dort sind Anschlussdosen und entsprechende Stecker problematisch, weil sie leicht verschmutzen oder ungünstigen Witterungsbedingungen wie Regen und Staub ausgesetzt sein können.
Auch Typ B weist eine Besonderheit auf: Diese so genannte "Versorgungsbereichs-Anschlussverkabelung" bis zum Service Concentration Point (SCP) muss nicht, sternförmig ausgelegt sein, wie das EN 50173 ansonsten vorgibt. Sie kann als Bus, Ring oder Baum ausgeführt werden. Dadurch ist es möglich, Systeme aus dem Bereich Gebäudeautomation einzubinden. Die anderen Vorgaben orientieren sich an den anderen EN-50173-Spezifikationen. So sind Lichtwellenleiter und Kupferkabel ab Klasse D (100 Hz) zulässig. Je nach Umgebung, in der die Endgeräte zum Einsatz kommen, sind geschirmte Kupferkabel zu empfehlen, etwa S/FTP- oder F/UTP-Kabel (Screened / Foiled Twisted Pair, Foiled /Unshielded Twisted Pair). Bei Kupferkabeln darf die maximale Distanz zwischen Verteilfeld und Endgerät, etwa einer IP-Kamera, 100 Meter betragen.