Von 2017 an (iPhone X und iPhone 8/8 Plus) kam die Basisvariante des iPhone mit nur 64 GB aus, bis sie 2020 zunächst in den Pro-Modellen des iPhone 12, ein Jahr später auch in den normalen Varianten des iPhone 13 auf 128 GB aufgestockt wurde. Doch bereits 2018 wurden Stimmen laut, die nach größerem Speicher verlangten, denn 64 GB waren schon damals sehr knapp bemessen.
Mit dem Upgrade des Einstiegsmodells auf 128 GB gibt es mittlerweile nur noch wenige Szenarien, in denen Sie sich für eine der größeren Varianten entscheiden sollten, denn für den alltäglichen Gebrauch bedeuten 128 GB mehr als ausreichend Speicherplatz. Warum das beim iPhone auch im Jahr 2023 noch so ist, hat verschiedene Gründe.
Darum reicht das kleinste iPhone
Eins der größten Bedenken von Nutzer:innen bei der Wahl der Speichergröße ist der Platz, der durch Apps eingenommen wird. Reichen 128 GB, wenn ich Facebook, Instagram, Pinterest, Youtube und ein Dutzend anderer Apps installiere, die ich täglich nutze? Die einfache Antwort lautet: "ja".
Werfen wir nämlich einen Blick auf die beliebtesten iPhone-Apps, überschreitet die deutliche Mehrheit kaum die 200-MB-Marke. Einige wenige liegen bei 300 MB, noch weniger bei 500 MB. Selbst Spiele bewegen sich meistens im Bereich von 3 GB. Natürlich gibt es hin und wieder Ausreißer: "Genshin Impact" benötigt etwa rund 14 GB.
Die App-Größe ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Der Löwenanteil beim Speicherverbrauch entfällt nämlich auf den sogenannten Cache - Daten, die im Hintergrund temporär für verschiedene Apps gespeichert werden. Insbesondere Videos fallen hier stark ins Gewicht, in erster Linie natürlich Streaming-Apps wie Netflix und Apple TV+, aber auch Social-Media-Apps mit vielen Video-Inhalten wie Tiktok und Instagram.
Netflix etwa gibt an, dass für eine Stunde Wiedergabe in Full-HD rund 3 GB Speicher beansprucht werden. Verbringt man also ein ganzes Wochenende im Bett und schaut sich eine Folge nach der anderen an, reicht der Platz auf einem nagelneuen iPhone 14 mit 128 GB theoretisch für etwa 37 Stunden - zumindest, wenn man das Worst-Case-Szenario einbezieht, in dem 17 von 128 GB von iOS und vorinstallierten Apps belegt werden.
In der Praxis sieht es jedoch deutlich besser aus, denn Apple ist schon sehr lange sehr gut darin, den Cache von iPhones (und iPads) regelmäßig zu leeren. Kommt der Speicherplatz an seine Grenzen, werden kurzerhand temporäre Daten, die nicht mehr benötigt werden, im Hintergrund unbemerkt gelöscht und somit wertvoller Speicherplatz freigegeben. Dabei ist es auch egal, ob bereits 30, 50 oder 80 GB belegt sind.
Ordnung muss sein
Wenn iOS nun doch nicht ganz so gründlich gewesen ist und der Cache nicht ordentlich geleert wurde oder wenn sich mit der Zeit Apps angehäuft haben, die Sie seit zwei Jahren nicht mehr benutzen, dann hilft nur eins: Aufräumen.
Was für die eigenen vier Wände gilt, gilt nämlich auch fürs Tablet, den Laptop und natürlich das Smartphone. In regelmäßigen Abständen sollte einfach aufgeräumt und ausgemistet werden. Auf dem iPhone gibt es eigens dafür Funktionen. Unter Einstellungen > Allgemein > iPhone-Speicher werden etwa alle Apps nach Speicherverbrauch sortiert, wo sie individuell aufgeräumt werden können.
Eine detaillierte Übersicht, wie Sie Ihr iPhone ausmisten können, finden Sie in unserem Ratgeber.
Ab in die Cloud
Der Hauptgrund, warum 128 GB beim iPhone völlig ausreichend sind, ist die Cloud. Diese ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken, da sie nicht nur die Möglichkeit bietet, Daten auszulagern, sondern auch auf jedem beliebigen anderen Gerät wieder aufzurufen, ohne SD-Karten, USB-Sticks oder externe Festplatten mit sich tragen zu müssen - solange eine Internetverbindung vorhanden ist.
Besonders für Fotos ist die Cloud eine großartige Lösung, da auf den jeweiligen Geräten nur kleine Vorschauversionen bleiben und große, höher aufgelöste Originalfotos nur bei Bedarf heruntergeladen werden.
Die Wahl des Anbieters ist dabei Geschmackssache, da Apple in diesem Punkt glücklicherweise viele Freiheiten gewährt. Besitzen Sie etwa bereits ein Abo von Microsoft 365 (ehemals Office 365), können Sie dafür genauso gut Onedrive verwenden. Nicht zuletzt wegen der neuen Privatsphäre-Funktionen von iCloud+ lohnt es sich jedoch, zumindest einen Blick auf Apples eigene Cloud zu werfen.
iCloud oder mehr interner Speicher - was lohnt sich mehr?
Um die iCloud gegenüber dem eingebauten Speicher nach Kosten zu vergleichen, haben wir uns ein einigermaßen realistisches Szenario überlegt: Eine Nutzerin oder ein Nutzer überlegt, das iPhone 14 (Pro) mit 128 GB zu kaufen. Die Fotomediathek nimmt nun rund 100 GB ein, es ist davon auszugehen, dass in den nächsten drei Jahren die Grenze von 128 GB überschritten wird. Bei der kleinsten Option bleiben und durch iCloud kompensieren oder gleich zur größeren Option greifen - was ist günstiger? Beim eingebauten Speicher oder bei iCloud?
Bei den Berechnungen gehen wir davon aus, dass das iPhone über 36 Monate genutzt wird, wie Apple dies in seinen Umweltberichten angibt (Seite 8). Zur Veranschaulichung teilen wir also die reinen iPhone-Kosten durch 36, bei den entsprechenden iCloud-Abos addieren wir noch die Abo-Kosten (0,99 oder 2,99 Euro).
Beispielrechnung iPhone 14
Ab dem iPhone 13 hat Apple die Speichergrößen bei den Einstiegsmodellen auf den aktuellen Stand gebracht: Die kleinstmögliche Option fasst nun 128 GB, der nächste Schritt ist 256 GB. Das iPhone 14 mit 128 GB kostet aktuell 999 Euro, die zusätzlichen 128 GB bei der 256-GB-Version schlagen mit 130 Euro zu Buche - das iPhone 14 256 GB kostet also 1.129 Euro. Bei dieser Beispielrechnung haben wir das 50-GB-Abo ausgelassen, denn wer seinen Speicher schon über 100 GB gefüllt hat, dem sind zusätzliche 50 GB in der Cloud keine große Hilfe.
Das Ergebnis ist ganz klar: Die zusätzlichen 130 Euro für mehr Speicher im iPhone 14 lohnen sich nicht mehr: Das 200-GB-Abo kostet im Laufe von drei Jahren knapp 108 Euro, damit bekommt man für rund 20 Euro weniger effektiv 328 GB Speicher, also 72 GB mehr als beim 256-GB-Modell.
Beispielrechnung iPhone 14 Pro
Beim iPhone 14 Pro ergibt sich das gleiche Bild: Das 128-GB-Modell kostet 1.299 Euro, für zusätzliche 128 GB muss man 130 Euro hinblättern. Das 200-GB-Abo kostet in 36 Monaten 108 Euro, womit man ebenfalls fast 20 Euro spart, wenn man das kleinste iPhone kauft und es danach mit einem iCloud-Abo kombiniert. Wie beim iPhone 14 bekommt man in dem Fall auch 72 GB mehr Speicher.
iCloud - mehr als nur Zusatzspeicher
Auch wenn die obigen Rechnungen schon allein in Hinblick auf den Speicher interessant sind, darf man nicht vergessen, dass es sich bei iCloud nicht nur um Speicherplatz in der Cloud handelt.
Wie oben bereits kurz erwähnt, steckt Apple noch ein paar andere nützliche Funktionen ins Paket, die für Sie unter Umständen das Zünglein an der Waage sein könnten, wenn Sie noch zwischen einem iPhone mit viel Speicher und einem iPhone mit wenig Speicher, dafür aber mit iCloud schwanken.
Sie alle drehen sich um Sicherheit und Privatsphäre: Private Relay kann Ihre IP teilweise verbergen und so Ihren Standort für Dritte (in der Regel für Tracker und Werbetreibende) "unscharf" und deshalb weniger nützlich bzw. wertvoll machen. Außerdem können Sie, wenn Sie sich auf einer Seite registrieren möchten, Ihre E-Mail-Adresse verbergen: statt max.mustermann@icloud.com wird dann eine einmalige, anonymisierte Adresse verwendet, die für die weitere Verwertung weitestgehend wertlos ist.
Nicht vergessen darf man, dass die Fotos und Videos in iCloud effektiv ein ständig aktuelles Backup Ihrer Daten darstellen. Die Synchronisierung läuft im Hintergrund und meist in der Nacht ab, wenn das iPhone an die Steckdose angeschlossen ist und sich im WLAN-Netz eingewählt hat. Beim Rechner-Backup müssen Sie dagegen proaktiv handeln und die Sicherung selbst anstoßen.
Sparen mit dem Familien-Abo
Auch finanziell lässt sich aus iCloud mehr rausholen: Wenn Ihr gesamter Haushalt mit Apple-Geräten eingedeckt ist, können Sie sich beispielsweise fürs 2-TB-Abo von iCloud entscheiden und es mit Ihrer Familie oder anderen Haushaltsmitgliedern teilen. Bis zu sechs Personen können sich so den gesamten Speicherplatz teilen, was bei gleichmäßiger Aufteilung umgerechnet rund 333 GB für 1,67 Euro im Monat entspricht. (Macwelt)