Womit Reseller in der Cloud Geld verdienen können
Lassen Sie uns zurück zur Marge kommen, die sinkt ja bekanntlich in der Cloud. Womit soll der Reseller also künftig sein Geld verdienen?
Dressen: Bisher war das Update einer Software-Lizenz ein höchst komplizierter Prozess. In der Cloud, mit der End-to-end-Verbindung (Kunde-Reseller-Distributor-Hersteller), erfolgt der Prozess voll automatisch, da fällt kaum eine Marge an. Aber wenn der Kunde nicht nur einfach seinen Software-Bezug verlängern möchte, sondern sich nach Alternativen umsieht, dann ist er auf die fachliche Beratung seines Fachhändlers angewiesen.
Koch: Auch in der Cloud kann der Fachhändler Mehrwert-Dienste seinem Kunden anbieten - Stichwort "Reporting": Wie intensiv nutzt der Kunde eine bestimmte Anwendung? Wann läuft ein Dienst aus? Wo benötigt er noch zusätzliche Ressourcen? Um nur ein paar Beispiele zu nennen…
Erfüllt damit der Distributor bereits seine selbst definierte Aufgabe des "Cloud-Aggregators" vollständig?
Dressen: Nein, sicherlich nicht, aber das ist der erste Schritt auf dem Weg dahin. Andererseits halte ich den Begriff "Aggregation" für zu hoch gegriffen.
- Cloud Marketplaces
Elf Anbieter hat die Experton Group zum Thema Cloud-Marktplätze in Deutschland untersucht. - Cloud Vendor Benchmark 2014
Nach dem Cloud Vendor Benchmark 2014 nimmt die Telekom Deutschland die prominenteste Stelle ein. Diese Einschätzung basiert auf den zwei Achsen Portfolio-Attraktivität und Wettbewerbsstärke. - Arnold Vogt, Experton
Experton-Analyst Arnold Vogt erklärt jedoch: „Nicht alles, was sich „Cloud Marketplace“ nennt, trägt den Namen zu recht. Weder ist alles „aus der Cloud“ noch sind es durchweg „echte“ Marktplätze – nicht selten verbirgt sich dahinter eher ein Katalog.“ - Segmentierung
Der Unterschied liegt darin, ob Angebote sofort verkauft und bereitgestellt werden (Marktplatz im engen Sinn) oder ob neben eigenen auch fremde Services im Angebot sind. Diese werden nicht direkt über die Plattform abgewickelt (Katalog). Unabhängig von dieser Unterteilung adressieren manche Anbieter IT-Entscheider, andere das Business. - Übersicht deutscher Anbieter
Nach dieser inhaltlichen Einteilung ergibt sich folgendes Bild: Die Deutsche Telekom, Salesforce und Google bieten Marktplätze für das Business, Amazon einen Marktplatz für die IT. Microsoft und Oracle sowie SAP, Canopy und IBM stellen dem Business Kataloge bereit, VMWare und HP der IT.
Wie steht es um Amazon? Ist das ein künftiger Wettbewerber der ITK-Distributoren?
Dressen: Glaube ich nicht. In andere Branchen, in denen im Großhandel noch Margen von über 20 Prozent üblich sind, da hingegen schon. Da sind wir als IT-Distribution mit unseren drei bis fünf Prozent gut aufgestellt. Außerdem bieten wir im Gegensatz zu Amazon Beratungsleistungen.
Könnte ein Distributor nicht selbst als Cloud-Anbieter, also als Rechenzentrumsbetreiber agieren?
Dressen: Das ist nicht unser Geschäftsmodell. Dazu sind die Investitionen zu hoch.
Aber vielleicht könnte umgekehrt ein Data Center-Betreiber oder ein Managed Service Provider zumindest zum Teil die Aufgaben eines Distributors übernehmen?
Koch: Nein, diese Anbieter arbeiten direkt mit den Endkunden. Gleichzeitig haben sie keinenZugang zu weiteren Fachhändlern und deren Kunden. Diesen Zugang sowie den Zugang und das Netzwerk zu verschiedenen Herstellern hat die Distribution.