Sie nennen sich digitale Nomaden, Vanlifer oder Remote Worker. Die Idee hinter dem Lebensstil ist es, Reisen und Arbeiten zu verbinden. Die neue Aufgeschlossenheit gegenüber mobilen Arbeitsmodellen, die gute Netzabdeckung mitunter auch in entlegenen Gebieten und die Digitalisierung vieler Arbeitsprozesse machen es einfacher, dort zu arbeiten, wo andere nur Urlaub machen.
Wer mit Wohnmobil oder Zelt unterwegs ist, wird aber schnell merken, dass vor allem die Stromversorgung das limitierende Problem ist. Und wer konsequent die Freiheit des digitalen Nomadentums sucht, will sich auch nicht durch einen leeren Notebook-Akku vorschreiben lassen den nächsten Campingplatz anzufahren, das nächste Café aufzusuchen oder ein paar Stunden durch die Gegend zu fahren, damit die Autoelektronik genug Energie liefert.
Mobile Stromerzeuger mit Verbrennungsmotor verursachen Spritkosten, machen Lärm und stoßen CO2 aus. Sie sind daher häufig nicht die optimale Lösung für die mobile Stromversorgung. Leistungsstarke Akkus gibt es zwar schon länger, doch nun ist eine neue Gerätegeneration der "Powerstations" auf dem Vormarsch. Mit dieser neuen Produktkategorie werden digitale Nomaden jetzt noch unabhängiger: Die Powerstations liefern genug Strom um Notebooks mehrmals zu laden und nebenbei noch weitere Geräte wie Smartphones, mobile Router, Kameras oder Drohnen mit Energie zu versorgen. Aber die Produkte sind nicht nur für digitale Nomaden oder Kleingärtner interessant. Powerstations werden mittlerweile auch bei professionellen Anwendungen eingesetzt. Handwerker, Landwirte oder Wissenschaftler und Prüfgesellschaften, die Outdoor- und Offgrid-Strom für Messungen brauchen, nutzen die mobilen Stromquellen.
Zudem finden die Strompakete bei Kunden reißenden Absatz, die sich unter dem Eindruck der gegenwärtigen Kriegs- und Krisen- und Pandemiesituationen auf Stromausfälle vorbereiten wollen. So verkaufte der Online-Händler Galaxus 2022 fünf Mal so viele Powerstations im Vergleich zum Vorjahr (ChannelPartner berichtete).
Powerstation-Pionier Jackery
In Kombination mit Solarpanels sprechen manche Hersteller auch von "Solargeneratoren". Sie vereinen verschiedenen Lademöglichkeiten über das Stromnetz mit 230 Volt, 12 und 24 Volt wie es die Bordelektronik von Fahrzeugen oder Booten bereitstellt oder per Photovoltaik. Entsprechende Laderegler sind bereits integriert. Für vielfältige Anschlussmöglichkeiten sorgen dann USB- und 12-Volt-Buchsen sowie Spannungswandler und Wechselrichter, die den Batteriegleichstrom in 230 Volt Wechselstrom wandeln. Höherwertige Geräte stellen eine reine Sinus-Welle bereit, die auch von empfindlicheren 230-Volt-Geräten genutzt werden kann. Die verbauten Stromspeicher arbeiten in Regel auf Basis von Lithium-Ionen- oder LiFePO4-Akkus. Diese Komponenten sind kompakt in einem tragbaren Gehäuse untergebracht.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Anbietern auf dem Markt. Einen richtigen Fachhandelskanal unterhalten aber nur wenige. Dabei sind die leistungsstarken Akku-Packs für IT-Reseller interessante und vor allem margenträchtige Zusatzprodukte. Einer der Powerstation-Pioniere ist Jackery. Das Projekt wurde 2012 von abenteuerlustigen Ingenieuren angestoßen, die Elektrizität tragbar, sauber, outdoor-orientiert und stets zugänglich haben wollten. Heute zählt das Unternehmen zu den Marktführern bei Powerstations und Solargeneratoren. Die Explorer-Reihe von Jackery gibt es mit Kapazitäten von 240 bis 2.000 Wattstunden, die zusammen mit faltbaren Solarpanels der SolarSaga-Reihe zu Solargeneratoren kombiniert werden können. Die Produkte werden überwiegend im eigenen Online-Shop oder über Amazon vertrieben, doch Jackery gewährt auch Händlerkonditionen für Wiederverkäufer. Interessenten können Anfragen direkt an sales@jackery.com stellen.
Newcomer aus Nettetal
Verbreitet sind hierzulande auch Geräte von Ecoflow, Poweroak/Bluetti und zahlreicher anderer Marken. Nun ist auch der Nettetaler Solar- und Batteriespezialist Bosswerk in den Markt eingestiegen. Die Powerstations sind auf Lithium-Eisenphosphat-Akkus aufgebaut. "Die Tendenz geht zur langlebigeren, nachhaltigen und sichereren LiFePO4-Akkus, die beispielsweise nicht brennen und das Vielfache an Zyklen bieten", erläutert Bosswerk-Gründer Wolfgang Felzen. Zudem sei die Kombination mit Solarpanelen, -taschen oder -koffern zunehmend gefragt.
Die Kraftpakete mit Kapazitäten von rund 500 (BW-PS500LFP), 1.000 (BW-PS1000LFP) sowie 2.000 (BW-PS2000LFP) Wattstunden verkauft Bosswerk zusammen mit den passenden Solarmodulen von GreenAkku oder Merlin Solar über Vertriebspartner und den eigenen Onlineshop www.greenakku.de. Beim Einsatz von Solarmodulen sollen die in den Geräten verbauten MPPT-Laderegler laut Felzen "die Solarernte deutlich erhöhen".
Rund 1.000 Reseller aus den unterschiedlichsten Bereichen hat Bosswerk bereits gelistet. Neben Händlerrabatten bieten die Nettetaler unterstützende Marketing-Kampagnen sowie Betreuung durch ein eigenes B2B-Team an. Felzen rechnet mit weiterhin steigender Nachfrage. "Der Preis wird tendenziell bei den Billiganbietern fallen, bei High-End- und Profigeräten aber stabil bleiben", prognostiziert er. Daher rechnet Felzen mit einer weiterhin guten Margensituation bei den Markengeräten. Die Lieferfähigkeit und Verfügbarkeit der Produkte bezeichnet er als gut.
Beratungskompetenz gefragt
Durch die wachsende Beliebtheit steigt auch die Vielfalt der Anbieter. Für Kunden ist es mittlerweile nicht einfach, die Produkte zu vergleichen, da die Hersteller mit unterschiedlichen Kapazitätsangaben werben. Zudem entsprechen vermeintlich günstige Powerstations von unbekannten Herstellern nicht immer den hier geltenden Sicherheitsvorgaben. Hier kann der Händler mit seiner Beratungskompetenz ansetzen.
Kunden müssen sich auch darüber im Klaren sein, für welchen Einsatzzweck der Energiespeicher gedacht ist. Meistens gilt: Je schwerer das Modell desto höher ist die Kapazität. Wer häufig 230-Volt-Verbraucher anschließen will, sollte auch darauf achten, wieviel Watt in der Spitze und im Dauerbetrieb bereitgestellt werden kann. Mit der rund zehn Kilogramm schweren Jackery Explorer 1000 lässt sich nach Herstellerangaben ein Notebook etwa acht Mal laden, ein Minikühlschrank 17 Stunden oder ein Fernsehgerät 13 Stunden lang betreiben.
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